Ingolstadt
Große Ehre für Nummer Z 3529

Der Holocaust-Überlebende Hugo Höllenreiner erhält eine internationale Auszeichnung für seine Aufklärungsarbeit

10.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:31 Uhr

Hugo Höllenreiner ist tot. - Foto: Lesch

Ingolstadt (jpi) Der Ingolstädter Hugo Höllenreiner wird Anfang Mai mit dem Austrian Holocaust Memorial Award ausgezeichnet. Der Verein Österreichischer Auslandsdienst ehrt mit diesem Preis seit 2006 Persönlichkeiten oder Organisationen außerhalb Österreichs, die sich besonders für das Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus engagieren.

Der Auslandsdienst selbst schickt österreichische Zivildienstleistende für ein Jahr in ausländische Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus.

Die Auszeichnung wird wohl am 2. Mai in Höllenreiners Geburtsstadt München im Jüdischen Museum erfolgen. Aller Voraussicht nach wird Münchens OB Christian Ude die Laudatio halten. Der Preis ist bereits um die ganze Welt gegangen. Bisher wurden unter anderem ein jüdisches Zentrum in Polen sowie Überlebende der Nazi-Diktatur aus Frankreich, den USA, Australien oder England ausgezeichnet. „Wir suchen vor allem die Menschen aus, die noch nicht oft ausgezeichnet wurden“, erklärt der Gründer und Vorsitzende des Österreichischen Auslandsdienstes, Andreas Maislinger. Genau das trifft auch auf Höllenreiner zu. „Ich bin selbst viel zu lange nicht draufgekommen, ihn auszuzeichnen. Aber zumindest jetzt bin ich draufgekommen.“

In diesem Jahr wollte Maislinger unbedingt einen Sinto oder Roma würdigen, der als Zeitzeuge die Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes unvergessen machen will. „Wir haben uns viel zu lange zu wenig mit Sinti beschäftigt“, erklärt der Österreicher. Als er begann, sich nach einem geeigneten Preisträger umzuhören, habe er von allen Seiten nur den Namen Hugo Höllenreiner gehört. „Und je mehr ich mich mit ihm beschäftigte, desto sicherer wurde ich mir, dass er der Richtige ist“, erzählt Maislinger.

Höllenreiner wuchs mit seiner Familie, die den Sinti angehört, in München auf. Sein Vater war Pferdehändler. Im März 1943 umstellte die Gestapo in der Nacht das Haus und deportierte die gesamte Familie in das Vernichtungslager Auschwitz. Zu dem Zeitpunkt war Höllenreiner neun Jahre alt. Die Fahrt ins KZ, die Höllenreiner mit 60 anderen Menschen eingepfercht in einem fensterlosen Viehwaggon ohne Essen, Wasser und Toiletten überstand, endete erst nach fünf Tagen. In Auschwitz kämpfte Höllenreiner gegen Hunger und um das Überleben. KZ-Arzt Josef Mengele quälte die Familie mit brutalen medizinischen Experimenten. Nach den Grauen in Auschwitz kam Höllenreiner, der auf dem Unterarm seine Lagernummer Z 3529 eintätowiert hat, nach Ravensbrück, Mauthausen und schließlich Bergen-Belsen, wo ihn die Briten 1945 befreiten. Wie durch ein Wunder überlebten Höllenreiner, seine Eltern und seine fünf Geschwister das Martyrium.

Als Zeitzeuge berichtet Höllenreiner seit 1988 in ganz Deutschland und den Nachbarstaaten über seine Erlebnisse während der Nazi-Diktatur. In Ingolstadt, wo er seit 1958 wohnt, sprach er zuletzt Anfang November im Haus der katholischen Hochschulgemeinde. Die Auszeichnung sei eine große Ehre und eine Bestätigung für seine Arbeit, sagte Hugo Höllenreiner dem DK. „Ich freue mich riesig“, so der 79-Jährige.