Ingolstadt
Am Ende wieder ein fauler Kompromiss?

Stadtheimatpfleger kritisieren die Höhe des geplanten Anbaus am Kavalier Dalwigk

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Im Zentrum vieler Diskussionen: das Kavalier Dalwigk, neuerdings mit einem l geschrieben. - Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Die jüngsten Diskussionen und Entwicklungen zum geplanten Anbau an das Kavalier Dalwigk (siehe unter anderem den Artikel "Ein bisschen Hamburg" im DK vom 21. März) stoßen auf sehr unterschiedliche Resonanz. Auch die Stadtheimatpfleger Tobias Schönauer und Ottmar Engasser nehmen Stellung dazu.

"Der Gestaltungsbeirat zeigte sich ,erschüttert' von den Plänen für den Anbau an das Kavalier Dalwigk. Mindestens ein Stockwerk niedriger müsse der Bau werden. Wirft man einen Blick zurück auf die letzten zehn Jahre Planungen auf dem Gießereigelände, dann sollte einen eine solche Aussage in helle Aufregung versetzen. War es doch gerade der Gestaltungsbeirat, der in den bisher realisierten Gebäudehöhen keinerlei Probleme erkennen konnte. Als dies Anfang März deutlich wurde, waren wir der Meinung, dass diese klare Aussage in Kombination mit den Erfahrungen aus den Diskussionen um das Kongresszentrum und Kongresshotel den Stadtrat hier vorsichtiger würde agieren lassen. Aber was ist geschehen? Frau Peters und Herr Mißlbeck wollen ,ein Wahrzeichen für Ingolstadt' bauen. Warum? Reicht ein Herzogsschloss aus dem 15. Jahrhundert an dieser Stelle nicht? Muss es immer groß, massiv und ein "Eyecatcher" sein? Und was ist von der - vielleicht hehren - Idee geblieben? Die Höhe, alles andere wurde im Lauf der Diskussion fallengelassen. Jedes Jahrhundert darf und soll seine eigenen Monumente errichten, aber es muss nicht an dieser Stelle sein. Das ist nicht der geeignete Platz."

Weiter schreiben die Stadtheimatpfleger: "Wieder einmal soll auf dem Gießereigelände ein hohes Gebäude entstehen, wieder einmal zeichnet sich ab, dass kaum jemand mit der Entwicklung so wirklich glücklich ist. Wieder einmal steht zu befürchten, dass am Ende ein fauler ,Kompromiss' steht, mit dem niemand so recht zufrieden sein wird. Wieder einmal spricht man von einem ,sehr frühen Stadium' der Planung, und dass es deshalb sinnvoll sei, die Entwürfe noch ohne Publikum und Presse zu besprechen. Nun, die ersten Entwürfe, die im Februar im DK zu sehen waren, zeigten ein Gebäude, das so hoch werden sollte, wie das Dach des Dalwigk. Wohlgemerkt das Dach des Hauptgebäudes! Da war nicht die Rede von der Oberkante des Trafohäuschens, des Wasserturms oder gar noch darüber hinaus. Aber in diese Richtung geht es jetzt. Derartige Höhenentwicklungen wurden in Vorfeld vom Landesamt für Denkmalpflege und uns Heimatpflegern strikt abgelehnt. Nun hat die THI Platzbedarf angemeldet, und so wurden die Pläne geändert.

Aber zu welchem Preis? Ist es wirklich nötig, an dieser Stelle die Fläche maximal auszunutzen? Spielt die Stadtsilhouette denn keine Rolle mehr, wenn man Überlegungen anstellt, an exponierten Stellen zu bauen? Warum muss das Gebäude mit einem Glasaufbau "bekrönt" werden? Wegen eines Panorama-Cafés? Wenn dem so ist, dann sollte man sich aber die Frage stellen, ob wir hier einen Anbau für das Brigk (digitales Gründerzentrum) errichten oder einen Sockel für ein Café? Dass sich ein solches Café auf dem Wasserturm nicht realisieren lässt, mag man bedauern oder nicht. Aber es kann doch nicht dazu führen, dass man jetzt den Anbau so erhöht, dass oben ein derartiges Café untergebracht werden kann. Wohlgemerkt ein Café, von dem aus man wohl relativ wenig sehen wird von der Stadt.

Man wird einen grandiosen Blick auf die Klenzebauten am südlichen Donauufer haben - aber den hat man auch vom Dach des Hauptgebäudes des Dalwigk. Vom Schloss hingegen wird nur wenig zu sehen sein, denn da steht der Wasserturm im Weg und natürlich das Kongresshotel. Vor allem wird man auf die Ostseite des Hotelkomplexes blicken. Vielleicht meinte Stadträtin Simona Rottenkolber genau das, als sie vom "schönen, erhebenden Anblick" sprach, der "eines Königs würdig" sei.

Aber vielleicht war das auch die Grundlage für die Überlegung, jetzt richtig hoch zu bauen. Würde man auf die Höhe des Schlossturms gehen, hätte man einen Vorteil: Man könnte über alle Gebäude auf diesem Areal hinwegsehen und hätte endlich den schönen Blick auf die Altstadt, den man sich derzeit zubaut. Vorsicht: Ironie!"