Ingolstadt
Geschichtsbewusst Richtung Zukunft

Ehrung der Staatspreisträger an der Leo-von-Klenze-Schule stand im Zeichen des rasanten Wandels

23.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Glückliche Berufsschulabsolventen: der Informatikkaufmann Alexander Wuschko und die Bankkauffrau Jessica Guttowsky.

Ingolstadt (DK) Die stolze Zahl lautet 114. So viele Absolventen der Leo-von-Klenze-Schule sind heuer mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet worden. Die Feier am Dienstag stand im Zeichen des rasanten Wandels der Berufswelt. Eine solide Ausbildung biete dafür die beste Basis, sagten die Rednerinnen.

So also war das im Sommer vor 40 Jahren: eine andere Welt. In den Hitparaden dudelte Abba, Helmut Schmidt war gerade Bundeskanzler geworden, die Fußballnationmalmannschaft freute sich über Stern Nummer zwei auf dem Trikot. In den Büros saßen fast alle vor Schreibmaschinen. Heimcomputer für jedermann, Mobiltelefone oder Datennetze galten als Science Fiction. Und die Gründer von Google waren noch Babys. Ewig scheint das her zu sein.

Erst recht aus der Sicht der jungen Leute, die heuer die Leo-von-Klenze-Schule absolviert haben und für beste Leistungen mit dem Staatspreis der Regierung von Oberbayern ausgezeichnet wurden, denn für sie gingen die Schulleiterin Gisela Sommer und ihre Kollegen bei der Feier auf Zeitreise. Das Jahr 1974 hatte Sommer gewählt, weil damals am Brückenkopf die „Staatliche Kaufmännische Berufsschule“ gegründet wurde, die heutige Leo-von-Klenze-Schule (Staatliche Berufsschule II).

„1974 war unsere Welt noch analog. Heute leben wir in einer digitalen Gesellschaft und bewegen uns in IT-Landschaften.“ 1985 war die Technik gerade mal so weit, dass man von der Jungsteinzeit der Computerära sprechen darf. Auch dafür hatte die Schulleiterin ein Beispiel: „Damals nahm ich meinen ersten PC in Betrieb, einen Atari. Der hatte tatsächlich ganze 512 Kilobyte Arbeitsspeicher!“ Inzwischen ist Gisela Sommer bei vier Gigabyte angelangt. Kapazität und Rechenleistung vervielfachen sich immer schneller. Auch in der Gesellschaft und der Berufswelt schreiten Wandlungsprozesse rasant voran. „Da sind Entschleunigung und Gelassenheit nötig, um im Leben alles in Einklang zu bringen“, sagte die Schulleiterin.

Eine solide Berufsausbildung im bewährten dualen System biete die nötige Basis. Darüber hinaus komme es auf „lebenslanges Lernen“ an. Um zu verstehen, wie wertvoll das sei, so Sommer, müsse man gar nicht erst den Philosophen Seneca bemühen (er prägte den Satz: „Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben“). „Fragen Sie Ihre Eltern und Großeltern!“, riet Sommer. Das biete wichtige Erfahrungen – gerade in beschleunigten Zeiten.

Die Klenze-Schule zählt derzeit 2100 Schüler und 85 Lehrer. Die Rektorin dankte den Ausbildungsbetrieben, Praxen und Kanzleien. Sie hätten sehr großen Anteil an der stolzen Zahl von 114 Staatspreisträgern.

Stadträtin Dorothea Soffner überbrachte die Glückwünsche des Oberbürgermeisters – und setzte die Zeitreise fort. Die 1971 geborene Schanzerin berichtete aus eigenem Erleben von fernen Tagen voller sperriger Fernsehkästen oder „Filmrollen, die man in die Fotoapparate reinfriemeln musste“. Und für Nachgeborene kaum mehr vorstellbar: „Facebook, WhatsApp, Handys, Google – nix gab’s!“ Ein Rückblick auf die vermeintlich gute, alte Zeit helfe, den Wandel zu begreifen, argumentierte Soffner, denn das schärfe das Bewusstsein für die Zukunft. Und an die Jugend im Saal gerichtet: „Sie sind vielleicht die letzte Generation, die noch selber Auto fahren darf – ohne technische Assistenz, die sicher eines Tages Pflicht wird.“ Von der „Welt der absoluten Information“ gelange man schnell zur künstlichen Intelligenz („Da arbeiten alle intensiv dran“) und damit zu den Fragen: „Was bedeutet das für den Staat, für unsere Gesellschaft, für das Sozialsystem, für Sie“ Was wird die Menschen eines nicht mehr allzu fernen Tages von humanoiden Maschinen unterscheiden?

Soffners Antwort: „Soft Skills, also Empathie, ethische Werte, die Fähigkeit, Vertrauen zu wecken.“ All das, was man auch in einer soliden Berufsausbildung lerne – und natürlich im Leben. „Das macht Sie unersetzlich!“