Ingolstadt
Bis zum Jubiläum drängt die Zeit

525 Jahre nach der Einweihung könnte die Sanierung des Georgianums abgeschlossen sein

09.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Publikumsinteresse: Öffentliche Führungen durch die sanierungsbedürftigen Räume wurden schon häufiger angeboten. ‹ŒArch - foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Zeit könnte gerade noch reichen. Aber wenn das historische Georgianum tatsächlich bis zur 525-Jahr-Feier 2021 saniert sein soll, muss die Stadt ihr Tempo gewaltig erhöhen. Einen wichtigen Schritt hat der Stadtrat inzwischen getan.

Peter Schnell versuchte immer Optimismus zu verbreiten. "Ich rechne damit", sagte der damalige Oberbürgermeister im März 1986, "dass die ganze Sache in den nächsten Wochen endgültig abgeschlossen werden kann." Der Gummi-Großhandel werde aus dem Georgianum ausziehen, anschließend könne der historische Bau aus dem 15. Jahrhundert saniert und für ein Kunstmuseum hergerichtet werden.

Ganz so zügig wurde das Projekt Georgianum dann doch nicht angepackt. Schnells Nach-Nachfolger Christian Lösel versucht es jetzt mit neuem Elan. 525 Jahre nach der Einweihung des ehemaligen Studienstifts, das wäre sein größter Wunsch, soll das renovierte Ensemble einer neuen Nutzung übergeben werden. "Bis zum Frühjahr 2017 möchte ich die Finanzierung klären", sagte der OB, als das Sanierungskonzept vom Stadtrat verabschiedet wurde.

Nach diversen Bürgerversammlungen zur Zukunft des Baudenkmals hat das Architekturbüro Feulner und Häffner aus Ellingen in einer Machbarkeitsstudie seine Empfehlungen vorgelegt. Leitlinie war dabei der größtmögliche Erhalt der denkmalgeschützten Substanz, die alle unterschiedlichen Phasen der über 500-jährigen Geschichte mit einschließt.

Nach den Erkenntnissen der Experten erlaubt das Hauptgebäude "eine Vielzahl von Nutzungen ohne wesentliche Eingriffe". Die klare Raumstruktur des ehemaligen Stiftsgebäudes sei geeignet für heutige Ansprüche an Büro-, Instituts- oder Seminarräume. Das kommt den derzeit favorisierten Plänen sehr entgegen, im Georgianum ein neues Zentrum für Wirtschafts- und Unternehmensethik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt unterzubringen. Zudem sollen auch andere Teile der Fakultätsverwaltung in dem Denkmal Platz finden.

Am Rande des Dies Oeconomicus der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät äußerte sich auch Erich Rödel in dieser Hinsicht. Der Förderverein der Fakultät, dessen Vorsitzender der frühere Ingolstädter Sparkassenchef ist, arbeite intensiv an der Gründung eines Instituts für Wirtschaftsethik mit.

In der Fasshalle des Gebäudekomplexes steht ein vom Hof aus erschlossener Gastraum zur Verfügung, mit Küchen-, Service- und Lagerräumen im Erdgeschoss des Zwischenbaus. Die spätgotische Kapelle ist durch den Einbau von Decken mehrfach verändert worden. Da die Denkmalpfleger eine Deckenkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert als wesentlichen Teil der Baugeschichte betrachten, soll sie erhalten bleiben. Das Büro Feulner und Häffner schlägt einen Kompromiss vor, bei dem ein öffentlicher Veranstaltungsraum mit Empore für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen entsteht.

Als einziger Neubau wird in dem Sanierungskonzept ein transparenter Zwischentrakt im Hof empfohlen, den die Planer als "multifunktionales Gelenk" bezeichnen, das sich klar von der historischen Bausubstanz absetzt. Der neue Zwischenbau soll alle drei Teile des Ensembles zu einer baulichen Einheit verbinden. Vorstellbar sei auch eine Nutzung als Foyer oder Thekenraum mit einer Außenbewirtschaftung. Das Architekturbüro geht von rund zwölf Millionen Euro Gesamtkosten für die Sanierung aus.