Ingolstadt
Gefragter denn je

Arbeit der Behindertenbeauftragten wird immer wichtiger

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Ingolstadt (DK) Es gibt immer mehr Menschen mit Behinderungen in Ingolstadt: 2008 waren 13 907 Ingolstädter, das sind 11,2 Prozent der Bürger, von einer Behinderung betroffen. 2015 stieg die Zahl auf 15 840 (11,8 Prozent) an. Auch der Anteil der Schwerbehinderten mit einem Behinderungsgrad ab 50 Prozent ist steigend.

Gemessen am Anteil der Bevölkerung liegt er in Ingolstadt mit 9,1 Prozent allerdings noch unter dem Bundesdurchschnitt von 9,3 Prozent, wie aus dem alle zwei Jahre anstehenden Tätigkeitsbericht, den die Behindertenbeauftragte Inge Braun für die jüngste Sitzung des Sozialausschusses vorbereitet hatte, hervorgeht. Braucht Ingolstadt dennoch einen Behindertenbeauftragten in Vollzeit? Wenngleich die Arbeit Brauns im Ausschuss von allen Seiten sehr gelobt wurde, schnitt Thomas Thöne (ÖDP) dieses Thema zumindest vorsichtig an, indem er Braun, die dieses Amt in Teilzeit ausübt, fragte: "Reicht da die Arbeitszeit noch"

Bislang ist Inge Braun bei der Stadt als Teilzeitkraft sowohl in der Heimaufsicht tätig als auch als Behindertenbeauftragte. Dies werde sich ändern, erklärte sie in der Sitzung. Zum Jahresende scheide sie aus der Heimaufsicht aus und stocke außerdem ihre Arbeitszeit auf 25 Wochenstunden auf. "Ich bin total motiviert", sagte sie.

"Da kommt Beruf von Berufung", lobte auch Thöne das Engagement der Behindertenbeauftragten. Er gab aber dennoch zu bedenken, dass nächstes Jahr mit der bundesweiten Novellierung des Sozialgesetzbuches 9 der Beratungsaufwand ansteigen werde und die Behindertenbeauftragte gefragter denn je sein könnte. Denn aufgrund der neuen gesetzlichen Regelungen werde die Einstufung, um einen Ausweis zu bekommen, wesentlich schwieriger. "Die Zahl der Behinderten wird weniger, das tatsächliche Leiden nicht." Thöne schlug vor, dass die Stadt mit diesem Thema über den Städtetag auf den Bundestag zugehen soll. "Es darf keine Verschlechterung geben."

Von 12 180 Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis haben 2956, rund 25 Prozent, einen Grad der Behinderung von 100 Prozent. Knapp 32 Prozent haben einen Schwerbehindertenausweis mit 50 Prozent. Zusätzlich sind 3660 Bürgerinnen und Bürger von einer Behinderung betroffen mit einem Grad von 30 bis 40 Prozent. Sie haben (noch) keinen Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis und werden nicht in den Statistiken des Bundesamts erfasst.

Männer sind statistisch häufiger von Behinderung betroffen als Frauen - zumindest bis zur Altersgruppe unter 75 Jahren. Beinahe jeder dritte Schwerbehinderte ist 75 Jahre und älter. Durch den demografischen Wandel und den medizinischen Fortschritt wird die Zahl schwerbehinderter Menschen weiter wachsen. Der Großteil derer, die einen Schwerbehindertenausweis haben, sind erheblich gehbehindert. In den Ausweisen sind aber auch 129 blinde beziehungsweise extrem sehbehinderte und 87 gehörlose oder extrem schwerhörige Menschen verzeichnet. Zusätzlich verfügen 626 Menschen über eine Hörbeeinträchtigung.

Die Zahl der fachlichen Stellungnahmen der Behindertenbeauftragten, etwa bei Baumaßnahmen, ist mit 106 im vergangenen Jahr gegenüber 2014 (115) zurückgegangen. Minimal steigend ist dagegen die Zahl der Beratungen und Beschwerden zu Themen, die Behinderte betreffen - etwa zu sozialen Dienstleistungen, Mobilität und barrierefreiem Wohnraum: Hier ist die Anzahl der Beratungen von 325 auf 326 angestiegen.