Ingolstadt
Ein kleines Gebirge

Familie Kriz in der Kleinen Zellgasse hat einen besonderen Steingarten

08.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:59 Uhr

Frühjahrsblüher: Küchenschellen und Stiefmütterchen.

Ingolstadt (DK) Der Garten ist eines der beliebtesten Hobbys der Deutschen. Gerade jetzt im Frühjahr wird überall eifrig gewerkelt und gepflanzt, damit es im Sommer schön blüht oder eigenes Gemüse geerntet werden kann. In der Serie "Grüne Paradiese" stellen wir Menschen und ihre Gärten vor.

Das Grundstück in der Kleinen Zellgasse ist umgeben von einer hohen und blickdichten Thuja-Hecke. Aber an einer Stelle befindet sich eine mehrere Meter breite Lücke. Der vorbeifahrende Radler oder Spaziergänger bleibt erstaunt stehen: Der Steingarten der Familie Kriz überrascht - und ist, im Gegensatz zu den meisten anderen Gärten, auch im Winter ein Hingucker. Und für viele Ingolstädter eine Kindheitserinnerung.

Unzählige skulpturenartige Gebilde ranken sich in die Höhe, Wasser plätschert, in der Mitte eine Burg aus Stein, kleine Häuschen schmiegen sich an die Hänge, Steingartenpflanzen überall, dazwischen gucken die ersten blühenden Frühlingsboten hervor - je länger man hinschaut, desto mehr entdeckt man. Monika Kriz ist hier aufgewachsen, "im Garten groß geworden, als die Kleine Zellgasse noch Prärie war", wie sie selbst lachend sagt. Ihr Vater, Anton Eckl, hat den Garten in den Jahren 1959 und 1960 angelegt. Seitdem ist er immer weiter gewachsen, hat andere Schwerpunkte bekommen - aber die Grundsubstanz, der Stein, ist geblieben. Den hat der Vater zum Teil noch mit dem Fahrrad - die Familie hatte damals noch kein Auto - aus der Umgebung geholt.

Der Garten hat sich über die Jahre verändert - wie seine Bewohner. "Mein Vater hat die Basis gelegt, jetzt ist der Garten ein Stück von uns, so setzen wir unsere eigenen Akzente", erzählt Monika Kriz. Früher habe es mehrere Bäche gegeben und ein Wasserrad, heute fließt nur noch ein kleiner Wasserlauf. Die Burg, die zuvor eher als Klotz auf dem Rasen stand, ist durch neue Wege und Beete viel mehr ins Gesamtbild eingebettet. Aktuell möchte die 60-jährige Bankkauffrau alles gerne etwas ruhiger gestalten. Immergrüne Pflanzen wie kleine Buchskugeln sollen beschaulichere Akzente setzen im Gegensatz zu den eher unruhigen Steinen.

In den letzten Jahren haben die Kriz' auch einige Stücke aus Rosteisen angeschafft, eine Bank, sogar zwei kleine Bäume, Pflanzschalen und kleine Details hier und da. "Das ist etwas sehr Eigenes, das mir einfach gut gefällt und sich gleichzeitig harmonisch in den Steingarten einfügt." Dass der schon einige Jahre auf dem Buckel habe und sozusagen eine Antiquität sei, merke man zuweilen recht deutlich, so die Ingolstädterin. Es bröckele immer mal wieder und Teile müssten ab und zu ersetzt werden. Monika Kriz ist froh, dass sie in ihrem Mann Werner einen Garten-Partner hat ("Wir ticken da gleich!"). Gerade für die schwereren Arbeiten hilft es ihr sehr, wenn sie an die nicht alleine ran muss. Zurzeit widmen sich die beiden Gartenbegeisterten einem Landstück auf der anderen Seite ihrer Sommerlaube. Dort soll eine neue Terrasse entstehen, Sitzecken mit Brunnen und weiter hinten noch ein kleiner Gemüsegarten. Es gibt keine endgültigen Pläne, die Kriz' legen normalerweise an einer Stelle los und schauen dann unter der Arbeit, wie es weitergehen könnte.

"Wenn ich hier vor der Laube auf meinem Lieblingsplatz sitze, habe ich das Gefühl, der Garten würde mich umarmen. Er ist eine Wohltat für die Seele, das Werkeln, die frische Luft, die Pflanzen, das tut einfach nur gut", sagt Monika Kriz. Und freut sich auf Frühling und Sommer.