Ingolstadt
Ganz natürliche Gegensätze

Während die Grünen dem Bebauungsplan für das Bayernoil-Gelände zustimmen, überwiegen bei der ÖDP die Bedenken

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr


Ingolstadt (rh) Audi nimmt die Sache in die Hand, und damit ist die breite Unterstützung aus dem Stadtrat so gut wie gesichert. Dies gilt für den derzeit wohl wichtigsten Bebauungsplan – das frühere Bayernoil-Gelände, künftig IN-Campus.

Der Bebauungsplan wurde am Donnerstag auf den Weg gebracht. Gegen den Aufstellungsbeschluss, also das formelle Startsignal für das nun beginnende Verfahren, stimmten nur die drei Mitglieder der ÖDP-Fraktion.

Für die 75 Hektar große Konversionsfläche, die nach dem Bau des Fußballstadions noch zur Verfügung steht, wird als Ziel der Stadt angegeben, „eine Folgenutzung aus dem Bereich der automotiven Technologie- und Innovationsentwicklung planungsrechtlich zu ermöglichen“. 60 Hektar des Areals sollen für Audi „baulich nutzbar“ sein, 15 Hektar werden als „Entwicklungsflächen für Natur und Landschaft“ deklariert. Dieser Geländestreifen grenzt direkt an Ingolstadts einziges Naturschutzgebiet.

Klar, dass gerade diese naturnahen Flächen unter besonderer Beobachtung der ökologisch orientierten Parteien stehen. Denen fiel ein Passus auf, wonach im südöstlichen Teil dieser Flächen „einzelne kleinere Gebäude in einer aufgelockerten Baustruktur mit erhöhtem Grünflächenanteil“ zulässig sein sollen.

„Wir haben uns einen durchgehenden Puffer vorgestellt“, wandte Franz Hofmaier ein, der frischgebackene Fraktionsführer der Ökodemokraten. „Der ist durch die kleinen Häuschen nicht mehr gewährleistet. Das können wir so nicht akzeptieren.“ Deshalb werde die ÖDP „erst einmal“ ablehnen und auf Korrekturen hoffen, um später bei der Satzung des Bebauungsplans zustimmen zu können. Grünen-Fraktionschefin Petra Kleine tat sich etwas schwerer in ihrer Argumentation. Sie hat zwar die gleichen Bedenken wie Hofmaier, aber einen Parteifreund in der Stadtregierung, auf den es eine gewisse Rücksicht zu nehmen gilt: Umweltreferent Rupert Ebner.

Entsprechend üppig fiel Kleines Redebeitrag aus, der ihre Position plausibel machen sollte. Die Grünen stimmen dem Aufstellungsbeschluss zu und vertrauen darauf, dass die vorgesehene Bebauung im Südosten „deutlich vom Osten abrückt“ und diese Fläche „im Großen und Ganzen frei“ bleibt. „Der städtebauliche Entwurf“, so Kleine, „berücksichtigt nicht angemessen, dass diese südöstlichen Flächen in direkter Nachbarschaft zu den wertvollen Flächen des einzigen Naturschutzgebietes unserer Stadt liegen.“ Insgesamt sei die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie bei der Planung „noch nicht gelungen“.

Auch der Bebauungsplan für die Erweiterung des Autobahnanschlusses Süd passierte mit großer Mehrheit den Stadtrat. Die Verbindung zur Straße Am Auwaldsee soll der besseren Erschließung des IN-Campus dienen. Kritische Stimmen gab es, weil die Stadtplaner hier weitere Gewerbeansiedlungen im Auge haben. „Das sollten wir uns echt überlegen“, sagte Christian Lange (BGI), während Alfred Lehmann (CSU) gerade an der Autobahn die „maßvolle Erweiterung“ des Gewerbegebietes für sinnvoll hält. Der Auwaldsee, hielt Hofmaier dagegen, komme „gewaltig in die Bredouille“: „Was für den Westen der Baggersee, ist für den Osten der Auwaldsee.“