Ingolstadt
Für Ghana hängen die Trauben zu hoch

Unser WM-Orakel Nasinho sagt nach seinem Volltreffer im ersten Spiel nun erneut einen deutschen Sieg voraus

20.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:33 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Was für ein Auftakt, was für ein Triumph – auch für Nasinho, unser WM-Orakel. Der Nasenbär im Zoo Wasserstern hatte den Erfolg der deutschen Elf über Portugal perfekt vorhergesagt.

Der kleine Räuber legt nun nach und prophezeit auch für den heutigen Samstag gegen Ghana einen großen Erfolg. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Das ist in einem Kleintierzoo nicht anders als im realen Leben außerhalb. Und so musste der derzeit bekannteste Zoobewohner warten, bis er die Belohnung für seine Leistung erhalten hat. Erst als das DK-Reporterteam am Freitag zu Besuch kam, durfte WM-Orakel Nasinho außer der Reihe schlemmen.

Das weich gekochte Ei hatte er sich redlich für seinen Premierentipp verdient, findet Roland Trometer, der als Tierpflegehelfer der Papa des südamerikanischen Nasenbären ist. Das 4:0 der Deutschen über die Portugiesen hatte Nasinho perfekt vorhergesagt. Da ließ er sich nicht zweimal bitten, als ihm Trometer das Ei kredenzte, und schleckte den weichen Inhalt heraus.

Aber – und das muss angesichts der weltbewegenden Ereignisse in Brasilien gesagt werden – auch diese Szene trug sich erst nach wiederum getaner Arbeit ab: Für den Nasenbären stand am Freitag der nächste Einsatz als WM-Orakel an. Von Nervosität und Anspannung bei Mensch und Tier war beim zweiten Aufgalopp nicht mehr viel zu merken. Fast schon routiniert erwartete Nasinho die wegweisende Fütterung. Die Scheu früherer Tage, als er und seine Zwillingsschwester im vergangenen Herbst erst im Zoo Wasserstern angekommen waren, sei ohnehin total verflogen, berichtet Pfleger Trometer. Der neugierige Nasenbär hängt gewissermaßen bereits am Gitter, wenn Besuch kommt. Und der ist zahlreich geworden, wie Zoochef Werner Ritter erzählt. „Die Leute fragen gezielt, wo das WM-Orakel ist.“ Die Besucherzahlen seien gut gestiegen.

Wenn der Nasenbär weiter so präzise vorhersagt, dann wird der Zuspruch kaum nachlassen. Auf Spiel Nummer zwei der Deutschen hat sich Werner Ritter gut vorbereitet, Nasinho weniger. Er hat ja keinen Fernseher – was ihn aber von der Besserwisserei der sogenannten Fußballexperten auf allen Kanälen abschirmt. Das Tier hat seinen eigenen Sachverstand, als südamerikanischer Urwaldbewohner liegt das offenbar in den Nasenbärengenen.

Und eine Nasenbären-Taktik gibt es auch: immer forsch voraus. Als Roland Trometer mit den beiden Schälchen mit Bananen, Äpfeln, Aprikosen in Stücken und Trauben (sowie ausnahmsweise etwas trockenem Katzenfutter) hereinkommt, stürmt Nasinho dem Futter entgegen. Das bekannte Ritual folgt: Er schnuppert erst bei den Deutschen, dann bei der Schüssel mit der Ghana-Flagge davor. Dann geht alles schnell. Aus der deutschen Seite zieht er sich einen Brocken nach dem anderen, Bananen und Trauben haben es ihm besonders angetan. Den ghanaischen Napf würdigt er keines Blickes mehr. „Haushoher Sieg für uns“, jubelt Werner Ritter. Kurz darauf traut er sich sogar zu sagen: „Die Ghanaer schießen kein Tor.“

Damit könnte auch Tierpfleger Trometer gut leben, obwohl er in seinem Freundeskreis einen Ghanaer hat. „Von mir aus gewinnen die Deutschen 3:0, aber ein 6:0 muss es dann doch nicht sein.“ Nur Nasinho wäre das wohl egal: Für ihn ist nach der Vorhersage wieder vor der nächsten Vorhersage.