Ingolstadt
Frühaufsteher in der ersten Reihe

Überwältigender Andrang beim Dauerkartenverkauf des FC Ingolstadt 04 am Audi-Sportpark

28.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Fast geschafft: Nur noch ein paar Meter waren es für diese Fans bis zu den Kassen, wo es die begehrten Tickets gab. Die meisten der Anhänger warteten schon seit Stunden.

Ingolstadt (DK) Die Vorfreude auf die Erste Fußball-Bundesliga ist riesig. Stundenlang sind die Fans am Sonntag früh angestanden, um eine Dauerkarte für die Heimspiele des FC Ingolstadt zu ergattern. Rund um das Stadion herrschte Volksfestatmosphäre.

Als Daniel Eichiner aufbricht, um eine Dauerkarte zu kaufen, ist es noch dunkel draußen. Er erreicht den Audi-Sportpark um 4.30 Uhr und muss feststellen: Er ist nicht der Erste. Gut ein Dutzend hartgesottene Fans des FC Ingolstadt 04 sind noch früher aufgestanden als er und warten bereits vor der Kasse. Dabei sind es noch viereinhalb Stunden, bis die Rollläden an den vier Verkaufsfenstern hochgehen und insgesamt 3500 Tickets für die 17 Heimspiele verkauft werden.
 

Der Parkplatz vor dem Stadion füllt sich am Sonntag früh von Minute zu Minute. Bereits um 8.30 Uhr reicht die Warteschlange über das Stadion hinaus. „Wir Fans sind leidensfähig“, sagt Hubert Wittmann. Das sagt er in Anspielung auf die Chancen des FC auf den Klassenerhalt in Deutschlands höchster Spielklasse. Durchzuhalten, die Mannschaft zu unterstützen, wenn es mal nicht so gut laufen sollte. Aber es passt auch für die stundenlange Warterei. Ein Fan steht mit Krücken in der Reihe, wenige Meter dahinter hat es sich eine ältere Frau auf ihrem Rollator gemütlich gemacht, mehrere junge Familien mit Kinderwagen hoffen auf die Chance, den FC Ingolstadt nächste Saison live erleben zu können. „Bei Einzeltickets wird es kaum eine Chance geben“, glaubt Thomas Renner. Also hat er sich mit Freunden um kurz nach sieben für eine Dauerkarte angestellt. „Die Idee hatten andere offensichtlich auch“, sagt er und weist auf nicht wenige FC-Anhänger vor ihm.

Es ist die Aussicht auf große Namen wie Bayern München oder Borussia Dortmund, welche die Fans am Sonntag so früh aufstehen lässt. Vom Klassenerhalt sind sie alle überzeugt, auch wenn der Verein nach Einschätzung von Renner „noch zwei bis drei namhafte Spieler mit Erstligaerfahrung“ holen sollte. Während die Fans warten, bauen die Sponsoren rings um das Stadion ihre Stände für die große Saisoneröffnung am Nachmittag auf. Radio- und TV-Stationen bringen sich in Stellung, sogar die französische Sportzeitung „L’Equipe“ hat eine Reporterin geschickt. Sie war am Vortag am Norisring bei der Deutschen Tourenwagen- Meisterschaft und berichtet nun von der Saisoneröffnung des FC. „Wir planen eine große Geschichte über Audi und den FC“, erzählt sie.

Diese neu erweckte Begeisterung für den FC Ingolstadt erlebt Pressesprecher Oliver Samwald am eigenen Leib. Die Anfragen kämen nun nicht mehr nur aus der Region, sondern aus ganz Deutschland, ja sogar international, erzählt er. Er musste sich erst einmal etwas ungläubig die Augen reiben, als er den Andrang vor dem Stadion sah. „Es ist der Wahnsinn.“ Er erinnert sich noch an Saisoneröffnungsfeiern vor 200 oder 300 Fans. Die Zeiten haben sich geändert, die Vorfreude auf die Erste Bundesliga ist riesig.

„Es ist 9 Uhr – macht auf“, schreit ein Fan. Doch die Fenster bleiben zu. Noch. Als eine Minute später die grauen Rollläden vor den vier Kassen synchron hochgefahren werden, wird vereinzelt gejubelt. Die Begeisterung ist noch steigerungsfähig. In den Gesichtern der neuen Dauerkarteninhaber ist mehr Erleichterung als Euphorie zu sehen, als sie das Ticket in den Händen halten.

Eichiner gehört zu den Ersten. „Es war hart, aber irgendwie ist die Zeit schon vergangen“, sagt er nach fast fünf Stunden Wartezeit. Nun hält er eine Karte für einen Stehplatz in der Hand. „Genau das, was ich wollte.“