Ingolstadt
"Raus aus den Gummistiefeln, rein ins Ballkleid"

Landwirte feiern rauschende Ballnacht bis in die frühen Morgenstunden

22.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Die Landwirte haben ein schweres Jahr hinter sich. Die niedrigen Preise machen ihnen zu schaffen. Egal ob Getreide oder Kartoffeln, ob Fleisch oder Milch - "Es macht derzeit keinen Spaß", sagt etwa Matthias Walser, der auf einem Familienbetrieb bei Theißing Kartoffeln anbaut und Schweine hält.

Querbeet seien die Preise im Keller, fügt er hinzu. Walser steht mit seiner Meinung nicht alleine. Auch andere berichten davon, dass die Situation derzeit nicht einfach sei. Aber aufgeben? "Kommt nicht infrage", sagt eine junge Landwirtin. "Wir sind ein Familienbetrieb, da hängt viel Herzblut dran." Auch ein Landwirt im Nebenerwerb denkt nicht ans Aufhören. Für ihn ist die Landwirtschaft ein "idealer Ausgleich" zu seiner Arbeit; er räumt aber ein, dass eine gehörige Portion Idealismus dazugehöre. Er gibt auch zu bedenken, dass es aufgrund der schlechten Aussichten immer schwieriger werde, die Jugend für die Landwirtschaft zu begeistern.

Auch wenn die Lage rosiger sein könnte, das Feiern lassen sich die Landwirte nicht verderben. Im Festsaal ist am Samstagabend kein Platz mehr frei, und die Gäste präsentieren ihre feinste Abendgarderobe. "Raus aus den Gummistiefeln, rein ins Ballkleid", sagt eine Landwirtin und lacht. Der Ball der Landwirtschaft ist viel mehr als nur eine einfache Party. Es ist eine Gelegenheit, Freunde und Bekannte wiederzutreffen, vielleicht auch frühere Mitschüler von der Hauswirtschaftsschule. Das wird deutlich bei einer Einlage, welche die Damen der Teilzeitschule Hauswirtschaft zeigen. Sie stammen aus den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen sowie aus Ingolstadt, und bei ihrer Vorstellung brandet je nach ihrer Herkunft aus einer anderen Ecke des Saals tosender Beifall auf. Die Landwirte präsentieren sich an diesem Abend als eine große Gemeinschaft.

Als die Damen auf die Bühne kommen, trägt jede einen Stuhl in der einen Hand und eine Bierflasche in der anderen. Sie fangen an, unterstützt von einem Cajon, einen Rhythmus zu klopfen, zu schlagen und zu klatschen - und dabei reimen sie. Mit Humor und einem Schuss Selbstironie fassen sie den Lernstoff der Hauswirtschaftsschule zusammen und ernten dafür viel Applaus. Bei der Zugabe haben die 17 Frauen auch noch einen Ratschlag für das "starke Geschlecht" parat: "Hauswirtschaft ist nicht nur für Frauen; das dürfen sich auch die Männer trauen." Und mit einem "Plopp" öffnen sie den Bügelverschluss ihres Biers und nehmen einen kräftigen Schluck.

Im Anschluss füllt sich die Tanzfläche in Windeseile, und die Gäste feiern noch bis tief in die Nacht.