Ingolstadt
Farbe bekennen gegen rechte Hetze

"Ingolstadt ist bunt": DGB und Linke wollen Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit gründen

07.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

„Immer Paroli bieten“: Franz Firsching (links), Sprecher des Bündnisses „Schweinfurt ist bunt“, sprach am Dienstagabend in Ingolstadt. Eingeladen hatten die örtliche Bundestagsabgeordnete der Linken, Eva Bulling-Schröter (Mitte), und DGB-Sekretär Christian De Lapuente. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DKl) Der Deutsche Gewerkschaftsbund Ingolstadt und die Bundestagsabgeordnete der Linken, Eva Bulling-Schröter, schlagen Alarm: Ihrer Auffassung nach seien Faschismus und Fremdenhass im Zuge der Flüchtlingswelle auch in der Schanz und deren Umland angekommen.

„Zwei Brandanschläge auf Asylbewerberunterkünfte, zahlreiche Aktionen der NPD und Schmierereien in der ganzen Region sprechen eine deutliche Sprache. Es ist unsere Aufgabe als Demokraten, uns dagegen zu stellen und für ein buntes und weltoffenes Ingolstadt zu kämpfen“, teilte Bulling-Schröter im Vorfeld einer Diskussionsveranstaltung am Dienstag im Gewerkschaftshaus schriftlich mit. Anlass der Zusammenkunft, zu der sich rund 50 Zuhörer eingefunden hatten: Die Gründung des Bündnisses „Ingolstadt ist bunt“. Nach dem Vorbild des mittlerweile erfolgreich agierenden „Schweinfurt ist bunt“. Dessen Sprecher, Franz Firsching, war in Ingolstadt zu Gast, um aus der inzwischen fünfjährigen Geschichte der Schweinfurter zu berichten. Anschließend stellten er, Bulling-Schröter und DGB-Organisationssekretär Christian De Lapuente sich den Fragen der Besucher.

Über eines waren sich die Teilnehmer am Ende einig: Ingolstadt braucht ein überparteiliches Bündnis gegen Rechts. Gesprächsbedarf bestand darüber, wie man möglichst viele Menschen, Institutionen und Vereine davon überzeugen könne, beizutreten und welche man überhaupt davon überzeugen möchte, sich anzuschließen. Die Ingolstädter CSU gehört – auch wegen des schärfer werdenden Tons gegen die bestehende Asylpolitik aus München – für manche Befürworter nur bedingt dazu. Anders als in Schweinfurt, wo mittlerweile nahezu alle demokratisch gesinnten Parteien – bis auf die rechten – dem Bündnis angehören, auch die Christsozialen.

Breit aufgestellt wollte man von Beginn an auch in Ingolstadt sein. Dieses Vorhaben rückte nun wieder in den Hintergrund. Auch deshalb, weil – wie De Lapuente bemerkte – nicht einmal ein offizieller Vertreter der SPD gekommen war. „Das macht mir Sorgen“, sagte der Gewerkschafter betroffen. Die Aufbruchsstimmung der Anwesenden bremste das allerdings nicht. Sie stellten konkrete Fragen an den Gast aus Schweinfurt und wollten wissen, was man gegen rechte Hetze im Internet tun könne („Immer Paroli bieten, auch wenn es anstrengend ist“) und ob Firsching schon bedroht worden sei („Ja, das hat aber nachgelassen“).

Die Stimmung in den großen Medien kippe zugunsten der Asylkritiker, stellte ein Teilnehmer fest. Ein anderer monierte den Kosten-Nutzen-Vergleich, der in Zusammenhang mit der Zuwanderung von Skeptikern aufgestellt werde. Und Bulling-Schröter äußerte ihre Befürchtungen hinsichtlich heftiger werdenden Diskussionen nach der bevorstehenden Verschärfung des Asylgesetzes durch den Bundestag. „Es wird höchste Zeit für die Gründung“, kam prompt die Reaktion einer Zuhörerin. Nun sollen mit als erstes die Kirchen als Bündnispartner gewonnen werden.

Auch Ziele wurden formuliert. Zu ihnen zählen die Vernetzung gegen Rechts sowie Prävention durch Veranstaltungen und Entwicklung einer demonstrativen Willkommenskultur. Gastgeber De Lapuente wollte zum Ende die Argumente der Skeptiker nicht ganz ignorieren. „Die Politik soll Ängste ernst nehmen. Das Bündnis kann helfen, diese abzubauen“, sagte er.