Ingolstadt
Der Lauf der Dinge

Fans des FC Ingolstadt sehen Ralph Hasenhüttls Rückkehr mit gemischten Gefühlen

11.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Ingolstadt (DK) "Dumm ist, wer vergisst, dass Sport vor allem Freundschaft ist", besagt ein altes Sprichwort. Besonders viel war davon am Samstag im Audi-Sport-Park bei der Bundesligapartie zwischen dem FC Ingolstadt und RB Leipzig aber nicht zu sehen.

Natürlich ging es für beide Teams um viel: der FCI wollte mit einem Sieg den letzten Platz der Tabelle verlassen, die "Roten Bullen" wollten indes die Tabellenspitze verteidigen. Der Ausgang des Spiels ist hinlänglich bekannt, die Schanzer siegten durch ein Tor von Roger mit 1:0 und reichten somit die Rote Laterne der Ersten Bundesliga an den SV Darmstadt weiter.

Abseits des spannenden Spiels stand die Rückkehr von RB-Coach Ralph Hasenhüttl an seine alte Wirkungsstätte im Mittelpunkt. Bereits zwei Stunden vor Anpfiff des Spiels strömen die ersten der 15 000 Zuschauer ins Stadion. Vereinzelt schon mit Sprechchören. Entweder gegen die Gäste aus Leipzig oder Ralph Hasenhüttl. "Hasi, du Verräter", brüllt eine Gruppe junger Fans der Schanzer. Ältere FCI-Anhänger hören die Chöre und schütteln den Kopf. "Das geht zu weit", sagt Josef Maier. Beleidigend dürfe es auf keinen Fall werden. Er selbst freue sich zwar auch nicht darüber, dass der Österreicher den FCI im Sommer verlassen habe. Dennoch müsse man dessen Engagement für die Schanzer zu schätzen wissen.

Ähnlich sieht es FCI-Fan Angelo Mirkopoulos. "Ralph Hasenhüttl ist ein toller und ehrgeiziger Trainer, der viel für unseren Klub getan hat. Natürlich ist es schade, dass er vor Vertragsende gewechselt ist, aber so ist es halt. Der Lauf der Dinge. Ich wünsche ihm alles Gute in Leipzig. Gegen Ingolstadt muss er natürlich nicht unbedingt gewinnen", findet Mirkopoulos, der mit seinem Arbeitskollegen und RB-Fan Christian Wendt angereist ist. Dieser ist begeistert vom Neuen an der Seitenlinie bei RB Leipzig. "Da haben wir einen tollen Fang gemacht mit dem neuen Trainer. Er macht seine Sache einfach wunderbar. Aber es ist noch ein langer Weg. Mal schauen, wohin die Reise mit ihm geht", so Wendt. Vielleicht könne Hasenhüttl eines Tages ein Meistertrainer werden, ob in der Bundesliga oder anderswo.

Auch im Stadion rief die Rückkehr des Ingolstädter Aufstiegstrainers unterschiedliche Reaktionen hervor. Einige kleine Kinder brüllen zwar "Super Hasi, super Hasi, hey, hey". Die Rufe dringen jedoch nicht bis zur Trainerbank durch, sondern gehen in den Pfiffen für die Gastmannschaft aus Leipzig unter. Der ehemalige Trainer der Schanzer spielt dann, von einem Spruchband auf der Südtribüne abgesehen, während des Spiels keine weitere Rolle für die Zuschauer im Audi-Sport-Park.

Die Fans der Schanzer konzentrieren sich auf die Unterstützung ihrer Mannschaft, die den Leipzigern einen großen Kampf liefert und sich am Ende mit drei Punkten und stehenden Ovationen der Anhänger belohnen kann. Auch nach dem Schlusspfiff ist Hasenhüttl bei den Ingolstädter Fans kein Thema. Nur ein Anhänger meint ironisch: "Wenn er verliert, darf er sehr gerne wieder zurück auf die Schanz kommen."