Ingolstadt
Es wird eng

Das Stadttheater muss mangels Lagerplatz Requisiten und Bühnenbauten zerstören und wegwerfen

17.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Lagerkoller: Der blaue Drache, der am Samstag bei der Spielzeiteröffnung des Stadttheaters seinen Auftritt hat, wird danach wohl zerstört werden müssen. Schon jetzt gibt es zu wenig Platz, um all die Requisiten und Bühnenbauten des Hauses aufbewahren zu können. Unter anderem wird bereits die Werkstatt (unten rechts) als Lager genutzt. Der große blaue Bär aus der Produktion „Die Schneekönigin“ (Spielzeit 2012/13) hat in einer angemieteten Lagerhalle des Theaters einen Platz gefunden - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Das Stadttheater ist auf der Suche nach Lagerräumen. Das Haupthaus und eine angemietete Halle können keine Requisiten und Bühnenteile mehr aufnehmen. So manche kunstvolle Konstruktion des Eröffnungsspektakels am Samstag muss deswegen wohl schon am Sonntag zerstört werden.

Ein zähnefletschender Drache hat die Maler des Stadttheaters in ihrem eigenen Arbeitssaal in eine Ecke zurückgedrängt. Das furchterregende Fabelwesen wird am Samstag eine Rolle bei der Eröffnungsveranstaltung der Theatersaison (siehe Kasten) spielen. Bis dahin wartet es in der Werkstatt auf seinen Einsatz. Im Lager ist zu wenig Platz.

„Wir platzen aus allen Nähten“, hat Intendant Knut Weber zuletzt bei der Begrüßung der Mitarbeiter nach der Sommerpause vergangene Woche gesagt. Viele der fantastischen Bauten, die bei der Veranstaltung am Samstag zu sehen sein werden – darunter riesenhafte Pilze, bunte Totempfähle, überlebensgroße Figuren und Fahrzeuge – werden nach ihrem einmaligen Auftritt nicht mehr ins Theater zurückgebracht werden, sondern gleich zerstört. Einen Platz, um sie aufzuheben, gibt es nicht. „Mir blutet das Herz, dass diese Kunstwerke zerstört werden müssen“, so Weber.

Der Platzmangel ist kein neues Thema am Theater. Bühnenschreiner Alois Ströb ist seit 25 Jahren am Haus. Stets gab es Diskussionen wegen mangelnder Lagermöglichkeiten, berichtet er. In der hauseigenen Werkstatt gibt es einen dicken Ordner mit Fotos der Bühnenbilder, die von den Schlossern, Schreinern, Malern und anderen Arbeitern des Theaters in den vergangenen Jahren gebaut worden sind. Ströb und seine Kollegen haben so manche ausgefallene Idee von Regisseuren und Bühnenbildern wahr werden lassen. Ganze Dörfer haben sie gebaut, freistehende Treppenhäuser, Flugzeuge, feuerspeiende Vulkane, eine Burg für die Freilichtbühne im Turm Bauer, Podeste, schiefe Ebenen, umklappbare Schränke, Betten und Sofas. Das meiste davon existiert nicht mehr. Wenn ein Theaterstück nach einigen Wochen nicht mehr gespielt wird, werden die meisten Konstruktionen zerstört und weggeschmissen. „Das tut manchmal schon weh“, sagt Ströb. „Aber es gibt keinen Platz.“ Dabei könnte man einige der Bauten durchaus wieder einmal brauchen. Wandkulissen zum Beispiel. Allerdings verfügt das Theater über keinen freien Raum mehr, wo meterhohe Holzkonstruktionen bis zum nächsten Einsatz aufbewahrt werden könnten. So wartet auf viele Bauten, die manchmal für nur einen Abend in wochenlanger Arbeit konstruiert wurden, die Müllverbrennungsanlage. Zwar hat das Stadttheater eine der Staudingerhallen mit rund 1600 Quadratmetern als Lager angemietet, das Gebäude ist aber bereits bis unter das Dach vollgestellt. „Wenn wir hier etwas rausholen, brauchen wir eine Viertelstunde um uns erst einmal einen Weg dorthin zu bahnen“, sagt Ströb. Das Theater sucht dringend nach neuen Lagermöglichkeiten, aber die Zeit drängt. Schon am Sonntag, wenn der Saisonstart des Theaters über die Bühne gegangen ist, wird der fürchterliche Fabeldrache seine letzte Reise antreten. Die wird ihn wohl ins Feuer der Müllverwertungsanlage führen.