Ingolstadt
"Es sind viele Freundschaften entstanden"

Inklusionsmusical von Grund- und Förderschülern bereitet Schauspielern und Publikum viel Freude

26.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Ein lustiges und spannendes Musical für Kinder führen Schüler der K-Schule und der Grundschule Auf der Schanz gemeinsam auf. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Dem Vogelfeind auf der Spur sind kleine Detektive der Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule. Die Schüler haben die ganze Woche ihr neues Musical aufgeführt – und zwar gemeinsam mit einer Klasse der Grundschule Auf der Schanz. Ein Inklusionsprojekt, das Schülern und Zuschauern viel Freude bereitet.

„Er lebt in der Bücherei, hier fühlt er sich frei“, singen die 32 Kinder. Es geht um Luri, den Bücherwurm – einen lustigen Gesellen, oder in diesem Fall eher eine Gesellin, mit runder Pelzmütze und goldenen Fühlern. Luri liebt Bücher: „Alte Bücher, neue Bücher, Sachbücher, Witzebücher – Bücher sind meine Welt.“

In ihrem neuen Stück lässt Lehrerin Roswitha Schlüter die Kinder nach dem Dieb eines Vogelhäuschens suchen. Sie alle sind Teil eines Buchs, das Luri der Bücherwurm in der Bibliothek der Schule liest. „Die Geschichte fällt mir einfach so ein, beim Bügeln“, erzählt Roswitha Schlüter. Und dann macht sie ein Musical daraus. Doch etwas ist bei diesem Stück neu: Die Klasse 5/6 der Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule, kurz K-Schule, spielt und singt das Stück gemeinsam mit den Schülern der Klasse 3d der Grundschule Auf der Schanz. „Es sind viele Freundschaften entstanden“, erzählt Josef Enderer, Klassenlehrer der 3d zufrieden. Roswitha Schlüter bestätigt: „Am Anfang gab es ein Abtasten, aber die Kinder haben wenig Berührungsängste. In den Pausen spielen sie auch miteinander.“

Die Grundschüler wuseln durcheinander, stellen sich vor die Mikrofone. Hinter ihnen stehen die eine Spur älteren und damit größeren Förderschüler. Beherzt singen sie alle: „Habe Mut, mach dich groß, stehe selbstbewusst im Leben.“ Sie strecken die Arme weit nach oben. Die Kinder in der vollen Turnhalle tun es ihnen nach.

Ob Luri der Bücherwurm sich nun etwas langsamer bewegt – die K-Schule hat ihren Förderschwerpunkt auf körperlicher und motorischer Entwicklung – oder ob die kleine Detektivin Leila etwas undeutlicher spricht, ist ihnen egal. Sie fiebern mit. Um an ein Fenster heranzukommen, machen die Kinder auf der Bühne eine Räuberleiter. Zwei Jungs im Publikum tun es ihnen nach. „Nicht auf dem Stuhl, das machen wir später“, flüstert ihnen eine Lehrerin zu.

Das ganze Schuljahr haben die beiden Klassen aus den zwei verschiedenen Schulen zusammen geprobt. Einmal in der Woche zwei Stunden, vor der Premiere dann öfter. Am Ende gibt es für alle gemeinsam einen Ausflug zum Turm der Sinne. „Das Modell hat sich bewährt“, freut sich Aline Schuck, sie ist Klassenlehrerin der 5/6 der K-Schule. Die Idee für die Kooperation war ihr und Roswitha Schlüter gekommen, weil in diesem Jahr keine vierte Klasse der K-Schule für das Musical zur Verfügung stand. Normal spielen immer die vierte und sechste Klasse der Schule. Also haben sie bei der Grundschule Auf der Schanz angefragt. „Ich habe heuer eine Ganztagesklasse, da hat man Zeit, so was zu machen“, erzählt Josef Enderer, „es ist eine sehr sangesfreudige Klasse, das war mit ausschlaggebend.“

In der K-Schule ist gerade Pause. Durchs Fenster schauen weitere Schüler zu. Die Lieder sind sicher auch draußen zu hören, die Kinder stecken ihren ganzen Elan in die Stücke, beschreiben ihre Worte mit ausladenden Gesten. „Da steht man im Garten vom Räuber und kann nix machen.“ Nach dem Lied flitzen die Sänger zurück auf ihre Plätze, nur die Schauspieler bleiben oben. Doch wer genau hinsieht, der kann von den Lippen einiger Sänger auch die Texte der Schauspieler ablesen.

„Alle haben den ganzen Text gelernt“, erzählt Roswitha Schlüter lachend. Es seien wenig Rollen für so viele Schüler, doch sie haben die Rollen gesplittet, sodass mehrere Schüler die Detektive spielen können. Auch sonst läuft alles problemlos: Jeder kennt seinen Platz, weiß, wann welche Requisite auf die Bühne muss. „Es hat sich total bewährt“, stimmt Josef Enderer zu. Eine weitere Zusammenarbeit können sich alle Beteiligten vorstellen. Was Roswitha Schlüter noch auffällt: „Es ist ein bisschen lebhafter geworden, und es wird kräftiger gesungen.“ Die drei Lehrer lachen wissend.

Auch im Stück wendet sich am Ende natürlich alles zum Guten. Der Vogelhäuschendieb nimmt den Kasten nur ab, um ihn im Winter zu reinigen, wie sich herausstellt. Und auch Bücherwurm Luri, der ja die Geschichte eigentlich nur in einem Buch in der Bücherei liest, taucht plötzlich mit unter dem Baum auf und feiert mit den Sängern, den Detektiven und dem ganzen Saal in einem fröhlichen Abschlusslied mit wildem Tanz.