Ingolstadt
Es rumpelt die Brücke am laufenden Band

Der Bezirksausschuss Nordwest spart für eine Lärmschutzwand um den Nordfriedhof

28.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Lärmquelle im Güterverkehrszentrum: Auf dieser Brücke über die Ettinger Straße rollen täglich bis zu 4800 Elektrowagen mit Anhängern voller Fahrzeugteile ins Audi-Werk. Das rumple und scheppere enorm, berichteten Anlieger im Bezirksausschuss Nordwest - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Lärm aus dem Güterverkehrszentrum (GVZ) sowie von der Furtwänglerstraße stört viele Besucher des Nordfriedhofs, vor allem auf einer Brücke rumple es arg. Deshalb will der BZA Nordwest eine Lärmschutzwand errichten. Aber einfach wird die Sache nicht.

Bis zu 4800 Elektrowagen mit Anhängern voller Fahrzeugteile rollen an Werktagen über eine Betriebsbrücke im GVZ. Genauer gesagt: Sie scheppern, klappern und rumpeln Tag und Nacht, beschreiben Anwohner. „4800 Wagerl in 24 Stunden, das sind 200 pro Stunde und mehr als drei pro Minute“, rechnete Johann Lang, der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BZA) Nordwest, in der jüngsten Sitzung vor, zu der auch Betroffene gekommen waren. „Und jedes dieser Wagerln hat hinten Blechteile dran.“ Da scheppere also eine ganze Menge.

In Verbindung mit dem übrigen Lärm, der aus dem Logistikzentrum und von der nahen Furtwänglerstraße dringe, sei vor allem auf dem Nordfriedhof an Ruhe nicht zu denken. „Da meinst du, dein Angehöriger ist in einer Fabrik bestattet“, hieß es im BZA. Dabei sollte doch gerade ein Friedhof ein Ort sein, an dem die Besucher möglichst ungestört an den Gräbern ihren Gedanken nachhängen können.

Deshalb verfolgt der BZA das große Ziel, um den Friedhof eine Lärmschutzwand zu errichten. Den Begriff hört die Verwaltung nicht gern, denn offiziell handelt es sich um eine „Sichtschutzwand“, die aber auch die Lärmemission dämmen könne. Doch die Namensgebung ist das kleinere Problem. Das Projekt ist sehr ambitioniert und entsprechend teuer. Daher legt der BZA seit zwei Jahren dafür Geld aus dem Bürgerhaushalt zurück und wird wohl noch zwei weitere Jahre sparen müssen.

Doch ob die Wand, die auch optisch einiges hermachen soll, den gewünschten Effekt voll erfüllt, steht noch dahin. Das BZA-Mitglied Jutta Materna (Grüne) hat recherchiert. Sie berichtete: „Emissionsschutzrechtlich sind Friedhöfe wie Wohngebiete geschützt.“ Jetzt das große Aber: Das GVZ sei nicht die stärkste Lärmquelle, sondern die Furtwänglerstraße. Hier wurden bei einem Schichtwechsel 55 Dezibel gemessen. Mit einer Mauer um den Friedhof sei aber voraussichtlich nur eine Senkung um zehn Dezibel zu erreichen, berichtete Jutta Materna. Eine wirklich große Belastung gehe von besagter Brücke im GVZ aus, über die täglich die Elektrowagen rollen. Aber dagegen helfe wiederum eine Wand nichts, denn der Lärm rausche da immer drüber. Dennoch hält der BZA an dem Vorhaben fest.

Das Verursacherprinzip greift hier nicht; auch das hat der BZA prüfen lassen. Im GVZ müsse sich also keiner am Lärmschutz beteiligen. Viele betroffene Bürger wünschen sich eine Tempo-30-Zone auf der Furtwänglerstraße. Aber auch da lassen Maternas Erkundigungen nicht unbedingt auf einen Erfolg hoffen: Es sei aus kundigen Kreisen zu vernehmen gewesen, erzählte sie, „dass Audi Autos produziert, die man sportlich fährt – und dazu passen keine verkehrsberuhigten Zonen“.

Lang gab grundsätzlich zu bedenken, dass man sich vom lärmmindernden Effekt einer Tempo-30-Zone nicht zu viel versprechen dürfe. „Da kann es zu Enttäuschungen kommen.“