Ingolstadt
Es leert sich

Wegen der Vorbereitungen für die Landesausstellung "Napoleon und Bayern" wird das Armeemuseum Stück für Stück ausgeräumt

23.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:33 Uhr

Visionen: Votivtafeln sollen in der Kapelle des Neuen Schlosses ausgestellt werden, berichtete Margot Hamm, Projektleiterin für die Bayerische Landesausstellung 2015 „Napoleon und Bayern“ - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Armeemuseumsdirektor Ansgar Reiß räumt sein Haus aus. Außen Baustelle, innen zunehmend leer – so sieht es derzeit im Neuen Schloss aus. Das hat seinen Grund. Ab Januar wird hier die nächste Bayerische Landesausstellung aufgebaut.

„Napoleon und Bayern“ soll am 29. April kommenden Jahres eröffnet werden und bis 31. Oktober zu sehen sein. Gastgeber einer Landesausstellung zu sein bedeutet nicht nur große Ehre, sondern bringt auch viel Arbeit mit sich. Leere Ausstellungsräume hat das Armeemuseum dem Haus der Bayerischen Geschichte, das die Landesausstellungen konzipiert und organisiert, vertraglich zugesichert.

Beinahe leer ist bereits die 400 Quadratmeter große Eingangshalle, die als Foyer für Kasse, Shop, Café, Garderobe und als Treffpunkt für Gruppen dienen soll. Neue Aufzüge werden weniger sportliche oder gehbehinderte Besucher von hier aus in das zweite Obergeschoss befördern, alle anderen dürfen die großzügige Treppe hinauf schreiten. „Oder reiten“, merkt Margot Hamm vom Haus der Bayerischen Geschichte scherzhaft an und erinnert damit an alte Zeiten, noch frühere als die Napoleonische Ära allerdings.

2015 jährt sich die Schlacht von Waterloo zum 200. Mal – Grund genug, auf die Zeit der Napoleonischen Kriege zurückzuschauen und die Rolle, die Bayern dabei spielte. Ein schwieriges Kapitel der Geschichte mit mehrmaligem Frontenwechsel und bis heute zwiespältigen Gefühlen der Bayern Napoleon gegenüber, wie Hamm, Projektleiterin der zukünftigen Landesausstellung, verdeutlicht. Einerseits gilt der Korse als Geburtshelfer des Königreichs Bayern, verschaffte dem Land außenpolitische Bedeutung und ein zusammenhängendes Territorium, andererseits brachte der Krieg viel Leid über das Volk. Bayerische Soldaten fielen überall in Europa. Durchziehende Armeen mussten versorgt werden. Ob Freund oder Feind – sie hinterließen geplünderte Dörfer.

Die Landesausstellung wird beides zeigen – Glanz und Gloria Bayerns an der Seite des siegreichen Franzosen, aber auch Leid und Elend der Soldaten und des einfachen Volkes. Noch ist der Fahnensaal leer, doch Hamm gelingt es mühelos, Visionen vor dem geistigen Auge ihrer Zuhörer entstehen zu lassen. Hier wird die Zeitreise mit dem Einzug Napoleons in München beginnen – als Gemälde. Im rechten Augenwinkel des Betrachters steht eine Guillotine, im linken erscheinen einige Bossensteine der Mauern der Festung Ingolstadt, die Napoleon anno 1800 schleifen ließ. Die Stadt musste mehrfach Truppendurchzüge der Franzosen, Bayern und Österreicher erdulden.

In München dagegen fand am 13. Januar 1806 die Hochzeit der Wittelsbacher Prinzessin Auguste Amalie von Bayern mit Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais statt und besiegelte das bayerisch-französische Bündnis. So entsetzt die bayerische Königin Karoline darüber war, ihre Tochter einem Emporkömmling zur Frau geben zu müssen, so glücklich wurde das junge Paar später wider Erwarten. Die Königin aber blieb Gegnerin des Bündnisses mit Napoleon, das Bayern 1813 gerade noch rechtzeitig kündigte, um sich den späteren Siegern anschließen zu können. Zwei Glücksräder werden die Ausstellungsbesucher fragen: „Wie hätten Sie entschieden“ – einmal im Fahnensaal für 1805, einmal in der Silberkammer für das Jahr 1813.

Waffen sollen eher spärlich ausgestellt werden, hier wollen die Ausstellungsmacher ebenso wie bei den unzähligen Uniformen das Prinzip zeigen und wenige Stücke für alle sprechen lassen. Etwa ein Drittel der Leihgaben kommt aus dem Ingolstädter Armeemuseum, teils aus der Dauerausstellung, teils aus dem Depot, alles andere aus namhaften Museen in ganz Europa, unter anderem Versailles, Moskau, St. Petersburg oder Stockholm. In der Kapelle werden Votivtafeln gezeigt – auch hier stellvertretend nur wenige Stücke. In der Unteren Tafelstube sowie dem daran anschließenden Schlafgemach des Herzogs soll der Besucher den Russland-Feldzug miterleben können und in der Oberen Tafelstube die Schlacht von Eggmühl anno 1809.

Was bleibt vom Krieg? Dieser Frage widmet sich ein Raum – Tote, Verwundete, Amputationsbesteck und der Schädel eines österreichischen Soldaten, der mehrere Säbelhiebe überlebte und seinen Schädel später der Anatomie spendete. Und dann ist da noch die auf dem „Schönen Bild“ des Malers Carl Wilhelm Freiherr von Heideck (1788 – 1861) dargestellte Geschichte des Pfarrers Joseph Häring von Schierling, die Heideck im Jahr 1852 gemalt hat. Der Pfarrer pflegte einen verwundeten französischen Offizier gesund, der sich als Arzt entpuppte und seinen Retter später vor dem Erblinden durch den Grauen Star bewahrte.