Ingolstadt
Es ist "Fünf vor Zwölf" – oder auch schon später

Umweltschützer appellieren an Politiker und Bürger, mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen

21.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Gemeinsam gegen den Klimawandel: Gestern sprachen (v. l.) Christian Höbusch (Stadtrat der Grünen), Louis Macchi (Plan for the Planet), Eva Bulling-Schröter (Bundestagsabgeordnete der Linken), Alexander Merkouris (Avaaz) und Robert Hertes (Greenpeace). - Foto: Eberl

Ingolstadt (sic) Es pressiert. Die Umweltschützer trafen sich gestern gemäß dem Motto der Kundgebung um fünf vor zwölf. Zwölf Minuten nach zwölf rief die Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter (Die Linke) schon die Revolution aus, „eine Klimarevolution“.

Die Dramatik sei angebracht, betonte sie. Die langjährige Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat schon an vielen Klimakonferenzen teilgenommen und erste Auswirkungen der Erderwärmung gesehen. Bulling-Schröter kennt Länder, „die demnächst überschwemmt werden“. Deshalb forderte sie auch gestern energisch, „endlich zu handeln“, bevor es zu spät sei.

Knapp 40 Teilnehmer hatten unter dem Neuen Rathaus zusammengefunden. Die Kundgebung war im Stil eines Flashmobs organisiert, und zwar rund um die Erde. Die Organisation „Avaaz – die Welt in Bewegung“ hatte zu der Aktion aufgerufen. Protest tue Not, betonte Bulling-Schröter, denn wenn man zusammenzähle, was die Länder laut Selbstverpflichtung an CO2-Emission vermeiden wollen, „landen wir bei einer Erderwärmung bis zu sechs Grad – das ist ein Skandal“. Bei zwei Grad müsse Schluss sein. Doch das Zeitfenster beginne, sich zu schließen. „Eine Katastrophe!“

Alexander Merkouris, ein Ingolstädter Avaaz-Aktivist, wies nicht sehr hoffnungsvoll auf den Klimagipfel hin, der morgen in New York beginnt. „Viele Staatschefs haben schon abgesagt, inklusive unserer Bundeskanzlerin. Leider.“ Umso mehr sei der Einzelne gefordert. „Jeder von uns kann etwas gegen den Klimawandel tun! Was wir essen, was wir einkaufen, wie wir unser Leben gestalten beeinflusst diese Welt – und zwar täglich. Deshalb soll sich niemand von uns demotivieren lassen!“

Christian Höbusch, Stadtrat der Grünen, zählte auf, was man auf der kommunalen Ebene alles gegen die Erderwärmung tun könne. Eine ganze Menge: Biodiversität in öffentlichen Grünanlagen, Flächen für Solarenergie, Umweltbewusstsein bei der Erneuerung der kommunalen Fahrzeugflotte, Förderung der E-Mobilität, Fernwärme, energetisches Bauen und Sanieren. Und mehr. Höbusch nannte 18 Handlungsfelder. Die klimaschonenden Effekte auf lokaler Ebene dürfe man nicht unterschätzen, erklärte er. „Denn die Kommunen sind im Konzert der öffentlichen Investitionen ein großer Spieler.“

Den mit Abstand stärksten Applaus bekam der zehnjährige Louis Macchi. Er engagiert sich für die Jugend-Umweltorganisation Plan for the Planet, deren Mitglieder Bäume pflanzen. Als letzter Redner kletterte Louis auf das Podest und sprach mit fester Stimme: „Wehe, wenn wir jetzt nichts machen! Also hört auf zu reden und fangt an, Bäume zu pflanzen!“