Ingolstadt
Erstklassige Umsätze

Tourismusfachleute und Gastronomen erhoffen sich einiges vom Erfolg der Schanzer für die Stadt

26.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Der Aufstieg des FC Ingolstadt 04 in die Bundesliga wird nicht nur zu jedem Heimspiel Auswärtsfans in die Stadt locken: Hotelbetreiber und Gastronomen hoffen, dass die Präsenz in den Medien Ingolstadt auch generell für Touristen interessanter macht.

„Wir sind mit Ingolstadt jetzt 34-mal im Jahr in überregionalen Tageszeitungen, das kann man mit Werbung gar nicht erreichen“, sagt Jürgen Amann, Tourismuschef der Stadt. Und auch Thomas Deiser, Vorsitzender vom Innenstadt-Gewerbeverein IN-City sagt: „Was der FCI für uns tut, ist mit Geld nicht aufzuwiegen.“ Der Aufstieg des Vereins war schon in den vergangenen Wochen Anlass für eine vermehrte Berichterstattung über Ingolstadt, die das Potenzial hat, der Stadt einen enormen Imagegewinn zu bescheren. „Ingolstadt wird bisher als Autostadt gesehen, man nimmt uns nicht als eine historische Stadt an der Donau wahr“, sagt Armin Stangl, Vorsitzender des hiesigen Hotel- und Gaststättenverbands. Der Fußballerfolg könnte genau das ändern.

Dementsprechend enthusiastisch gibt sich die Ingolstädter Tourismusbranche angesichts des jüngsten Erfolgs des FCI. Wie sich der Aufstieg konkret auf die Umsätze von Gastronomen, Hotelbetreibern und Geschäftsinhabern auswirkt, kann aber niemand vorhersagen – es fehlen die Erfahrungswerte. Da Ingolstadt mit Autobahn und ICE-Trasse gut angebunden ist und ein guter Teil der aktuellen Erstligisten ebenfalls aus Süddeutschland stammt, ist nicht unbedingt damit zu rechnen, dass sich viele der gegnerischen Fans in Ingolstadt über Nacht aufhalten.

„Die Erfahrung aus anderen Städten ist, dass das schon Übernachtungen bringt“, sagt Stangl. Dabei gehe es aber weniger um den typischen Fußballfan, der mit einem Fanbus anreise und die Stadt direkt nach dem Spiel wieder verlasse. Im Fokus stünden eher Fußballanhänger, die das Sportereignis mit einem touristischen Ausflug verbinden und auch die Innenstadt besuchen.

Ähnlich sieht das Tourismuschef Amann. „Die, die nur Interesse an Bier und Sport haben, werden Sie nicht bekommen“, sagt er. Für interessierte Fans plane man aber durchaus Angebote, wie zum Beispiel Stadtführungen. Mit der Touristinformation direkt am Hauptbahnhof will er Fußballanhänger direkt ansprechen. In dem Gebäude in der Moritzstraße, in das die Touristinformation aus dem Alten Rathaus im Herbst ziehen soll, sei außerdem eine Kooperation mit dem FCI geplant. Um Synergieeffekte zwischen Touristen und Fans zu nutzen, soll es in den Räumen ein Informationsangebot für Sportfans sowie den Verkauf von Fanartikeln geben.

„Wir wollen den FCI als Aushängeschild in die touristische Kommunikation einbinden“, sagt Amann. Man sei mit den Verantwortlichen des Vereins in engem Kontakt und dabei für alle Ideen offen. So bekommen Gästevereine, die für Spiele des ERC anreisen, seit dieser Saison einen Flyer, der über touristische Angebote in Ingolstadt informiert. Ein ähnliches Vorgehen sei auch beim FCI denkbar, sagt Amann.

Auch die Hotel- und Gaststättenbranche entwickelt zur Zeit Ideen für die Fans. Möglich sind zum Beispiel Angebote, die Ticket und Übernachtung kombinieren. Ein solches Fußballpaket könne für Paare dann auch mit einem Shoppingangebot im Ingolstadt Village für die nicht fußballinteressierte Partnerin verknüpft sein, sagt Stangl. Ob Ideen wie diese umsetzbar sind, ist aber noch unklar: „Das steht und fällt mit der Verfügbarkeit von Tickets“, sagt Stangl.

Einig ist er sich mit Tourismuschef Amann und IN-City-Chef Deiser darin, dass die mit den Fans erwirtschafteten Umsätze nicht der zentrale Vorteil des Aufstiegs sind. „Der große Aufschwung wird dadurch nicht passieren“, sagt Deiser. Für die Geschäftsleute der Innenstadt sei es schwierig, die Zielgruppe der Fans überhaupt gezielt zu bewerben. Der Optimismus der Geschäftsleute beruht eher auf der Hoffnung, dass durch den Aufstieg bundesweit Interesse an Ingolstadt geweckt wird. So könnten Fans nach ihrem Fußballausflug neugierig auf die Stadt werden und später noch einmal wiederkommen, möglicherweise auch mit Familie.

„Man sollte den Effekt des Aufstiegs nicht überbewerten“, warnt allerdings Harald Pechlaner, Professor für Tourismus an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Eine gesteigerte Bekanntheit Ingolstadts bedeute nicht automatisch, dass auch mehr Touristen kommen. Notwendig sei jetzt ein „Mannschaftsspiel“ aller Tourismusakteure in der Stadt, aber auch in der Region. Dann könne aus dem Aufstieg durchaus etwas Spannendes entstehen.