Ingolstadt
Entspannung beim Schreinern

Bei einem Workcamp bauen 14 Jugendliche aus der ganzen Welt das Jugendbildungshaus am Baggersee aus

10.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:29 Uhr

14 junge Menschen aus aller Welt bringen die kleinen Hütten beim Jugendbildungshaus am Baggersee auf Vordermann. Helen und Erik verpassen zum Beispiel den Fenstern einen neuen Anstrich - Foto: Stephan

Ingolstadt (DK) Mit verschlafenen Augen sitzen Helen, Martina und Yo in einem großen Zelt und trinken Kaffee. Sie unterhalten sich auf Englisch: Während Helen aus Deutschland kommt, sind Martina aus der Slowakei und Yo aus Thailand angereist. Sie gehören zu einer Gruppe von 14 jungen Menschen aus aller Welt, die sich im Rahmen eines Workcamps um den Ausbau des Jugendbildungshauses am Baggersee kümmern.

In den vergangenen drei Wochen haben sie die drei kleinen Hütten im Außenbereich neu gestrichen, die Dächer von Moos befreit, Betten gebaut, die Duschen saniert und Elektroleitungen verlegt.

Das Projekt wird vom Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst (IJGD) und dem Stadtjugendring (SJR) organisiert. Es ist das fünfte Workcamp in Ingolstadt, bei dem junge Ehrenamtliche gemeinnützige Arbeit leisten. Der Ausbau des Jugendbildungshauses kommt der Jugendarbeit in Ingolstadt zugute. „Das ist natürlich keine Luxussanierung“, erklärt Stefan Moser, Geschäftsführer des SJR. „Die Jugendlichen übernehmen die Schreinerarbeiten, die sie eben machen können.“ Angeleitet werden sie dabei von erfahrenen Handwerkern. Wenn die letzten Böden verlegt sind, gibt es vier Duschen und zwölf Übernachtungsplätze im Außenbereich.

Nach dem Frühstück zieht sich die Gruppe ihre Blaumänner an, um Fenster zu lackieren. Ihren Aufenthalt in Ingolstadt bezuschussen die Stadt und der IJGD, einen Teil müssen sie aber selbst finanzieren. „Im Prinzip bezahlen sie dafür, dass sie hier arbeiten“, sagt Moser.

Die Campteilnehmer haben dafür unterschiedliche Beweggründe. „Ich liebe Freiwilligenarbeit, das hier ist Entspannung für mich“, sagt Martina. Yo lernt seit drei Monaten Deutsch und will seine Sprachkenntnisse verbessern. „Ich habe hier jeden Tag Neues erfahren.“ Helen hat die Rolle des Campleiters übernommen. „Ich bin schon lange bei solchen Projekten dabei und will anderen mitgeben, wie viel Spaß man in internationalen Gruppen haben kann“, erzählt die 25-Jährige.

Und der Spaß kommt nicht zu kurz. „25 Stunden in der Woche arbeiten wir, der Rest ist Freizeit“, sagt Helen. Für die Gruppe ging es zum Shoppen nach München, zum Salsatanzen oder Fußballschauen in die Stadt. Abends sitzt sie vor ihren Zelten ums Lagerfeuer. „Das Campleben ist manchmal wie eine Realityshow“, erklärt ein junger Mann aus Mexiko. Freundschaften sind schnell entstanden, die Facebook-Namen längst ausgetauscht. „Man hatte nach zwei Tagen das Gefühl, dass sie sich schon immer kennen“, erzählt Stefan Moser.

Am Wochenende heißt es Abschiednehmen. Rückblickend sind die jungen Leute schon ein bisschen stolz auf sich. „Das war ’ne schöne Arbeit, wir waren echt fleißig“, sagt Helen.