Ingolstadt
Endstation

Die Dampflok der IFG kommt nicht nach Ingolstadt, sondern wird verkauft

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Da war sie noch im Dienst: Die Dampflok, im Jahr 1970 unterwegs bei Crailsheim. Zuletzt gehörte sie der IFG - Foto: Sammlung Lichtenhof

Ingolstadt (DK) Die Eisenbahnfreunde haben noch einmal mächtig Dampf gemacht, haben die Tradition bemüht und sich ins Zeug gelegt – aber es half alles nichts: Die Güterzug-Lokomotive der Baureihe 44, derzeit im Eigentum der Stadttochter IFG, wird verkauft.

Es hat schon lange keine Stadtratsdebatte mehr gegeben, in der so viele persönliche Bekenntnisse abgelegt wurden wie am Donnerstag. Kaum ein Kommunalpolitiker, der nicht irgendwann einen Eisenbahner in der Familie hatte. Veronika Peters (SPD) zählt wohl nicht dazu, setzte sich aber vehement dafür ein, dass die Stadt die Lokomotive (Baujahr 1943) behält und der Öffentlichkeit präsentiert. Der Verkauf wäre eine „unkluge Entscheidung“ und zudem ein „schlechtes Geschäft“, sagte die Stadträtin. „An der Renovierung haben viele Ehrenamtliche mitgewirkt, ich würde so etwas fördern und nicht niedermachen.“ Außerdem sei gerade ein neuer Verein „in Gründung“, der die Lok künftig betreuen könnte.

„Ich habe“, schloss sich Christian Lange (Bürgergemeinschaft) Peters an, „in eine Eisenbahnerfamilie eingeheiratet.“ So sei ihm bewusst geworden, dass die Bahn „als Identifikationsmerkmal für viele Bürger hohe Bedeutung“ habe. FDP-Stadtrat Karl Ettinger hat, wie er im Plenum berichtete, „seinen „Papa gefragt“ (natürlich ebenfalls ein Bahner). Dessen Auskunft ließ keinen Zweifel: „So was verkauft man nicht!“ Der Nächste in der Ahnenreihe war Klaus Mittermaiers (SPD) Großvater. Klar, dass auch der Sozialdemokrat es für einen völlig „falschen Weg“ hält, „wenn wir die Dampflok einfach entsorgen“. Besonders mit Blick auf manche Ingolstädter Museen und ihre recht überschaubaren Besucherzahlen mahnte Mittermaier: „Bitte keinen Schnellschuss!“

CSU-Fraktionschef Joachim Genosko, offenbar einer der wenigen ohne einschlägige Bahnvergangenheit, machte „zwei Probleme“ aus: zunächst die halbe Million Euro Kostenbelastung für die Überführung der Lok von Nördlingen nach Ingolstadt, die Gleisverlegung und mögliche „Einhausung“ am Hauptbahnhof. Und dann die finanziellen Folgen: „Wir brauchen eine professionelle Betreuung dieser Lok.“

Thomas Thöne (SPD) suchte den Kompromiss – „wir sind nicht in der Not, heute eine Entscheidung zu treffen“ – und regte die Verschiebung bis in den Herbst an, um zu schauen, „wie sich der Verein entwickelt“. Aber darauf wollten sich weder OB Christian Lösel noch IFG-Chef Norbert Forster einlassen. Der Oberbürgermeister brachte einen „potenziellen Kaufinteressenten“ ins Spiel, der 89 000 Euro geboten habe. Forster gab zu erkennen, dass er diese Lokomotive am liebsten los haben will. „Ich komme mir langsam wie ein Lokbeauftragter vor.“ Die Stadtratsmehrheit entband ihn nun von dieser ungeliebten Funktion.