Ingolstadt
Endstation Jerusalem

Die gestürzte CSU-Nachwuchshoffnung Stefan Einsiedel kehrt der Region den Rücken zu

14.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr

Kandidierte für die CSU für das europäische Parlament und galt als Nachwuchshoffnung: Stefan Einsiedel. Arch - foto: Herbert

Ingolstadt (reh) Der Fall schien abgeschlossen. Abgehakt. Totgeschwiegen. Vergessen. Der tiefe Sturz der CSU-Nachwuchshoffnung Stefan Einsiedel vom gefeierten Landtagslistenkandidaten aus Ingolstadt ins politische Niemandsland war nur mehr eine Randnotiz. Seit seiner Affäre um Schmähbriefe, in denen er frühere JU-Kollegen bei Medien anschwärzen wollte, und der daraus folgenden juristischen Auseinandersetzung ist es hinter den Kulissen aber doch nicht ruhig geworden. Einsiedel hat sich nun mit einem eindringlichen Schreiben an Freunde und Bekannte gewendet. Er zieht die Konsequenz aus den vergangenen Monaten, aus der Erkenntnis, wie er sagt, dass „das Ausmaß der Fehlinformationen und Verleumdungen (besonders im Internet) Dimensionen angenommen hat, die ich nicht mehr bewältigen kann“. Sein Weg ist außergewöhnlich: „Ich bin aufgebrochen, um auf den historischen Routen in Richtung Jerusalem zu pilgern.“ Er sei allein und zu Fuß unterwegs, schreibt Einsiedel.

Die Affäre hatte seine Partei gerade in Ingolstadt heftig erschüttert. Wie mehrfach berichtet, soll Einsiedel das Programm einer China-Reise der JU Oberbayern modifiziert haben, um dadurch bei Medien den Eindruck zu erwecken, es sei mehr Lust- als Informationsreise gewesen. Mit anonymen Briefen schickte er die offenbar gefälschten Reiseunterlagen an mehrere Presseorgane. Seine in den Briefen namentlich genannten Parteikollegen erstatteten Anzeige wegen Verleumdung – zunächst gegen unbekannt. Einsiedel flog aber durch ein Handschriftgutachten auf. Er entschuldigte sich öffentlich und zog sich, damals noch Landtagslistenkandidat, vor rund einem Jahr komplett zurück. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn wegen Urkundenfälschung an. Das Verfahren wurde vor dem Amtsgericht München aber gegen Zahlung einer Geldauflage von 1500 Euro eingestellt.

Wie Einsiedel schreibt, kursierten danach „immer abstrusere Gerüchte über private kriminelle Neigungen“. Dieses habe letztendlich zum Verlust seines Jobs geführt. Er bekam beruflich keinen Fuß mehr auf den Boden. Sein Heil sucht Einsiedel nun im Heiligen Land.