Ingolstadt
Einstieg in den Ausstieg

Condrobs hilft in Ingolstadt seit 15 Jahren bei Suchtproblemen

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

15 Jahre easyContact: Oliver Betz vom Amt für Jugend und Familie (v. r.), Birgit Popp, Leiterin der Einrichtung, und Karin Wiggenhauser, Bereichsgeschäftsführerin für regionale Angebote, feiern mit vielen Gästen den Geburtstag der Institution in Ingolstadt. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Wer Probleme mit legalen oder illegalen Drogen hat oder seinen Medienkonsum nicht kontrollieren kann, findet Rat und Hilfe bei Condrobs. Gestern feierte die Ingolstädter Dependance des Vereins im Diagonal Jubiläum.

15 Jahre alt ist der Ingolstädter Ableger easyContact des Vereins Condrobs geworden. "Damit würde er genau im Alter der Zielgruppe liegen", erzählt Karin Wiggenhauser, Bereichsgeschäftsführerin für regionale Angebote bei Condrobs. "Besonders Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren müssen mit vielen neuen Dingen zurechtkommen." Während dieser Phase sei auch die Gefahr, eine Abhängigkeit zu entwickeln, besonders hoch.

Der Verein Condrobs leistet unter anderem in Kooperation mit Schulen Präventionsarbeit und bietet Hilfe bei Abhängigkeit von legalen und illegalen Drogen. Seit 2010 beschäftige sich der Verein außerdem mit nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten, insbesondere exzessiver Medien wie Computerspielen.

"Das Hilfsangebot besteht in erster Linie aus einem sogenannten Clearing", berichtet Oliver Betz vom Amt für Jugend und Familie. Etwa acht Wochen lang und bis zu sechs Stunden die Woche werden dabei mit den Betroffenen zusammen Konsummuster analysiert und erste Schritte zur Ursachenbekämpfung gemacht. Jedes Jahr fänden durchschnittlich 37 solcher Clearings statt.

"Der wichtigste Faktor ist ein anonymisierter, niedrigschwelliger Zugang zu unseren Hilfsangeboten", sagt Birgit Popp, Leiterin der Einrichtung in Ingolstadt. Es werde deshalb ein Umfeld geschaffen, in dem sich Jugendliche wohlfühlen und offen über Probleme sprechen können. Während des Programms erfolge eine Reflexion über das eigene Konsumverhalten. "Außerdem ist das Umfeld besonders wichtig", erzählt Popp. Neben den Betroffenen selbst werden deshalb ihre Familien, Arbeitgeber oder Lehrer und auch Freunde und sogenannte peer groups, also Bezugsgruppen der Betroffenen, mit eingebunden. "Auch für die Angehörigen von Suchterkrankten, für die die Situation oft besonders schwer ist, bieten wir Beratungen an."

Welche Drogen besonders problematisch seien, könne man nicht sagen, da es über Jahre hinweg deutliche Schwankungen gebe. "Grundsätzlich sind Nikotin, Alkohol und Cannabis die häufigsten Suchtmittel", berichtet Popp. Im nächsten Jahr wolle man vor allem das Thema Darknet angehen, also Teile des Internets, über die anonym und unkompliziert illegale Drogen bezogen werden können.

Auch im Bereich des exzessiven Medienkonsums gibt es ein ausgearbeitetes Programm, wie die Beteiligten des Fachteams betonen. Oftmals haben Medien eine kompensierende Funktion für junge Menschen. Gerade während der Jugend kann das Internet viele Bedürfnisse befriedigen, von sozialen Kontakten bis hin zu Sexualität. Dabei kann jedoch auch problematischer Konsum entstehen. Condrobs bietet Programme an, bei denen den Betroffenen anfangs direkt bei ihnen zu Hause geholfen wird.

Die Stadt unterstützt den Verein ideell und finanziell. "Im Jahr 2016 betrugen die Zuschüsse rund 71 000 Euro", berichtet Wolfgang Scheuer, Sozialreferent der Stadt. Für Außenstehende sei es schwer ersichtlich, wie wichtig Angebote wie die von Condrobs sind. "Ich wünsche mir, dass auch in Zukunft möglichst vielen Menschen geholfen wird", meint Scheuer.