Ingolstadt
Einheit statt Zersplitterung

Für mehr Zusammenhalt und Vertrauen: Vor 70 Jahren wurde der Bayerische Bauernverband gegründet

26.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Bauer mit Leib uns Seele: Josef Kroll aus Seehof ist Kreisobmann des Bauernverbandes Eichstätt-Ingolstadt. Besonders der Preisdruck durch den immer härter werdenden Wettbewerb macht den Bauern in der Region zu schaffen. Arch - foto: Richter

Ingolstadt (DK) Mehr als 150 000 Mitglieder in über 6000 Ortsverbänden kann der Bayerische Bauernverband (BBV) aktuell vorweisen. Vor 70 Jahren wurde die Einheitsorganisation gegründet, um nach dem Krieg den Zusammenhalt unter den Landwirten zu festigen.

Im September feiert der Verband sein rundes Bestehen mit einem Tag der offenen Tür.

Gestern fand anlässlich des bevorstehenden Jubiläums in der BBV-Geschäftsstelle in Ingolstadt ein Pressegespräch mit regionalen Verbandsvertretern und Mitgliedern statt. Der Zustand der Landwirtschaft und das Höfesterben entwickelte sich dabei schnell zu einem der Schwerpunktthemen. Denn weniger Höfe bedeuten auch weniger Mitglieder für den BBV, was diesen seit 2008 zu einer Straffung des Dienststellennetzes, aber auch zu mehr Spezialisierung in der Beratung veranlasst.

Oft gebe es in den Dörfern nur noch einen Landwirt, beklagt Kreisobmann Josef Kroll. Ursachen für diese Entwicklung sieht Katharina Göpfert-Nieberle, Enkelin von BBV-Gründungsmitglied Franz Josef Nieberle und selbst aktive Landwirtin, auch in der undurchschaubaren globalen Entwicklung der Märkte, wie sie sagt. Einer weiteren Liberalisierung, beispielsweise durch Freihandelsabkommen wie TTIP, steht sie deshalb skeptisch gegenüber: „Die schaden uns Landwirten und sind ein Gewinn für die Industrie.“ Auf dem Hof der Göpferts in Weigersdorf ist man mittlerweile umgeschwenkt von Milchwirtschaft auf Erlebnisbauernhof und veranstaltet Kochkurse. „Wir betreiben auch noch Ackerbau“, ergänzt Göpfert-Nieberle. Aus Erzählungen ihres Großvaters weiß sie, dass es damals wie heute schwierig war, die unterschiedliche Ausrichtung der Betriebe im BBV unter einen Hut zu bekommen. Vor allem im damaligen Verbands-Testgebiet, dem Landkreis Eichstätt.

„Man war noch kirchlich und politisch ausgerichtet“, erinnert sich Franz Ablaßmeier, Nieblers Schwiegersohn. Eine schwierige Konstellation, denn der Süden der Region Eichstätt sei katholisch gewesen, der Rest jedoch evangelisch. Auch heute vertreten große Betriebe oft andere Interessen wie kleine Höfe. Hinzu komme oftmals ein „irrsinniger Kapitaleinsatz“, beispielsweise im Hopfenanbau, verbunden mit der Ungewissheit über den finanziellen Ertrag, heißt es aus der Runde. Geändert haben sich in den letzten Jahren aber auch die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. In dem Zusammenhang verwies BBV-Geschäftsführerin Erika Meyer auf das Brandthema Tierschutz in der Landwirtschaft, das aus ihrer Sicht zu einseitig dargestellt wird. „Wir werden den Tierschutz nicht in Abrede stellen“, betont sie, ist aber gleichzeitig überzeugt: „99 Prozent unserer Landwirte halten artgerecht.“

Aufgabe des BBV sei es daher mehr denn je, öffentlichkeitswirksam in Erscheinung zu treten, auch weil von außen immer mehr hinterfragt werde, so Meyer. Aktionen wie Plakat-Kampagnen oder Führungen durch Bauernhöfe sollen deshalb zeigen, dass der BBV und seine Mitglieder nichts zu verbergen haben. Überzeugen können sich Interessierte davon am Tag der offenen Tür am Sonntag, 6. September, auf dem Gelände der Geschäftsstelle, Viehmarktplatz 7 in Ingolstadt, wo von 11 bis 17 Uhr ein buntes und informatives Programm geboten ist. Der Tag gibt unter anderem Einblicke in die Arbeit der über 110 000 landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern, die zusammen mit der Forstwirtschaft fast sechs Millionen Hektar Land bewirtschaften. Eine Fläche größer als Kroatien.