Ingolstadt
Eine weibliche Ecke und verbranntes Holz

Ursprung im Wandel: Am Samstag hat das Kunstquartier 2 seine neue Ausstellung eröffnet

29.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Bearbeitete Materialien aus der Natur bestimmen die Arbeiten von Ingolstädter Kunstschaffenden, die derzeit im KQ2 an der Kupferstraße ausstellen. Nebeneffekt des Konzepts: Ein Leerstand wird so mit einer Ausstellung gefüllt. - Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Im Kunstquartier KQ2 in der Kupferstraße 7 riecht es derzeit weniger nach frischer Öl- oder Acrylfarbe, sondern nach Holz und Rindenmulch. Der Grund: Die neue Ausstellung in der Wandergalerie, die am Samstag im Rahmen einer Vernissage vor zahlreichen Gästen eröffnet wurde.

Unter dem Motto „Ursprung im Wandel“ zeigen in dem momentan leer stehenden Ladenlokal noch bis 19. Juli die Ingolstädter Künstler Gabriele Dotzauer, Ines Weinfurter und Franz Duna ihre Arbeiten. Eine Hauptrolle in den meisten ihrer Bilder, Skulpturen und Installationen spielen dabei bearbeitete Naturmaterialien.

Bei Dotzauer sind es beispielsweise dünne Zweige, die, wie aus dem Himmel erschienen, von der Decke hängen und deren Blätter in weiße und rote Farbe getaucht sind. Ein grün bemalter Schaukelstuhl schmiegt sich in das bunte Paradies. „Eine weibliche Ecke“, nennt es Laudatorin Veronika Peters, die in ihrer Einführung hinter die Beweggründe der Künstler für ihre Arbeiten blicken lässt. Alle drei haben eines gemeinsam: Sie sind Autodidakten, die eigentlich nur deshalb Kunst machen, weil sie sie gerne machen, darin Freiheit verspüren oder einfach nur etwas verschönern wollen. So wie Ines Weinfurter, die ihre Wanddekorationen aus verbranntem Holz, das mit in erdigen Farben bemalten Papierstreifen beklebt und mit Klarlack überzogen ist, innerhalb von nur vier Wochen angefertigt hat. Als Dekorationsmittel dienen ihr unter anderem brennende Teelichte und Mulch. Hinter der Ambition, Kunst zu schaffen, stecke bei ihr reiner Pragmatismus, so Peters. Weinfurter betreibt seit vier Jahren ein Lokal, das sie nach der Übernahme vollständig und nach eigenen Ideen umgestaltet hat.

Franz Duna schert aus dieser Reihe mit seinen Beiträgen etwas aus. Bei seinen Fraktalen und Visiuals, die ebenfalls den Ursprung zum Thema haben, bilden nicht organische Materialien, sondern trockene Mathematik die Grundlage. Durch sie entstehen, mit einem Computer berechnet und einem Beamer projiziert, bei seiner Lichtinstallation im Kellerraum des Böttcher-Hauses an einer Wand sich ständig verändernde digitale Wandgrafiken, die auf Schall reagieren. Zudem ergänzt Duna die Ausstellung mit sieben Originaldrucken auf gebürstetem Aluminium.

Michael Krüper, Präsident der Innenstadtfreunde, dem Mitveranstalter, dankte in seiner Ansprache den Organisatoren und Machern des Kunstquartiers sowie dem Hauseigentümer und dem Kulturamt für die Unterstützung des Projekts, das in seiner zweiten Auflage nicht nur Kunst in leer stehende Ladengeschäfte bringt, sondern offenbar – so wie es bereits letztes Jahr nach der Premiere in der Donaustraße der Fall war – der Innenstadt wieder einen neuen gewerblichen Mieter beschert. So kündigte Kulturamtsleiter Jürgen Köhler in seiner Begrüßungsrede an, dass es aktuell potenzielle Interessenten an dem Objekt gebe, sobald die Kunst wieder ausgezogen ist. „Eine Investition in die Kunst lohnt sich also immer“, stellte er fest und appellierte: „Macht erst etwas für die Kunst, dann habt ihr auch etwas für den Geldbeutel.“

Das KQ2, eine Initiative der Innenstadtfreunde zusammen mit René Chacón, hat donnerstags, freitags und samstags jeweils von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.