Ingolstadt
Eine Wahl für die Integration

Noch bis zum Sonntag können 30 000 Ausländer in Ingolstadt über den neuen Migrationsrat abstimmen

09.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:29 Uhr

Rege Teilnahme: So wie Olga Spies am Dienstag haben am ersten Tag zur Wahl des Migrationsrates über 100 wahlberechtigte Bürger ihre Stimme abgegeben. Das Wahllokal befindet sich im zweiten Stock des Neuen Rathauses und ist noch bis Sonntag geöffnet - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) In dieser Woche wird der neue Migrationsrat gewählt. 35 Kandidaten bewerben sich um die 16 Sitze in der Ingolstädter Ausländervertretung. 30 000 Bürger können ihre Stimme abgeben. Das Wahllokal im Neuen Rathaus ist noch bis einschließlich Sonntag, 13. Juli, täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Alle sechs Jahre wird in Ingolstadt der Migrationsrat neu gewählt. Diese Woche ist es wieder so weit. Insgesamt 35 Personen (siehe unten) aus verschiedenen Ländern kandidieren für die 16 Plätze, aus denen sich der Beirat zusammensetzt.

Seit dem vergangenen Montag, 8 Uhr, ist das Wahllokal im kleinen Sitzungssaal des Neuen Rathauses geöffnet. Noch bis einschließlich Sonntag können dort rund 30 000 wahlberechtigte Ingolstädter Bürger – das heißt, alle Ausländer und Deutsche mit weiterer Staatsangehörigkeit – ihre Stimme abgeben.

Auch wenn die Wahlbeteiligung vor sechs Jahren mit 4,6 Prozent bei rund 24 000 Wahlberechtigten gering war, ist Andreas Perlinger vom Amt für Staatsangehörigkeits- und Ausländerangelegenheiten diesmal zuversichtlich. „Am Montag hatten wir schon über 100 Wähler“, berichtet er. Das lässt ihn für die noch anstehenden Tage auf eine rege Beteiligung hoffen. Andererseits sieht er in der schwachen Beteiligung von 2008 auch etwas Positives: „Die Leute fühlen sich wohl und integriert, deshalb wählen viele wahrscheinlich nicht.“

Auch Ingrid Gumplinger, Mitorganisatorin und Mitarbeiterin des Integrationsbeauftragten der Stadt, Christian Lösel, hofft auf viele Besuche an der Wahlurne: „Mir ist eine hohe Wahlbeteiligung wichtig, um ein repräsentatives Ergebnis zu erzielen.“ Die Kandidatenauswahl sieht sie als eine „bunte Mischung“, die auch durch das bestehende Netzwerk des noch amtierenden Rates zustande gekommen sei. Dabei sei es wichtig gewesen, dass alle Engagement und Initiative mitbringen. Die neugewählten Mitglieder werden sich in verschiedenen Arbeitsgruppen mit Themen wie Sprachförderung, Bildung für Kinder und Jugendliche sowie Öffentlichkeitsarbeit befassen. Dabei soll auch die Verbesserung der Lebensverhältnisse der zugewanderten Mitbürger im Vordergrund stehen.

Maßgebliche Projekte in den vergangenen sechs Jahren waren laut Gumplinger das interkulturelle Gesundheitsprogramm Mimi, das die gesundheitliche Vorsorge bei Migranten unterstützt, sowie der Ausbau des Christlich-Islamischen- Dialogs. „Der läuft gut“, betont Gumplinger. Andere Schwerpunkte, die auch in den kommenden sechs Jahren im Mittelpunkt der Arbeit des Rates stehen werden, sind eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, die Sprachförderung bei Migranten, die Unterstützung bei der Arbeitsaufnahme und die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.

Die Ungarin Cecilia Erös (42) gehörte dem Migrationsrat zwölf Jahre lang an. Dieses Mal kann sie wegen ihres Umzugs nach Neuburg nicht mehr antreten. Die Zeit als Mitglied möchte sie aber nicht missen: „Ich habe ganz viele Migranten kennengelernt, und wir haben viele Programme organisiert und angestoßen“, sagt sie und lobt dabei die Unterstützung der Stadt. Sehr positiv empfand sie, dass man in den vergangenen Jahren näher an die Menschen gerückt sei. „So konnten wir die Wünsche der Leute auch hören. Früher war es mehr ein separates Gremium.“

Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Migranten wüssten, dass sie miteinander stark sein können. Den Grund für die zuletzt geringe Wahlbeteiligung sieht sie jedoch nicht in zu guter Integrität. Stattdessen plädiert Erös für noch mehr Kommunikation: „Es muss weiter versucht werden, für Migranten Brücken zu offenen Türen zu bauen“, sagt sie.