Ingolstadt
Eine Stimme für die Fans

Auf das Wort von Hallensprecher Johannes Langer hören bei den ERC-Spielen fast alle – auch im Finale

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

»Das einzige Motto kann jetzt nur sein: Staunen, genießen und dankbar sein!«: Johannes Langer vom Altstadttheater ist großer Fan und auch Stadionsprecher des ERC. Der Finaleinzug war sein Traum. Arch - foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Wenn er das Wort erhebt, wird es wichtig in der Halle. So lässt sich etwas überzeichnet die Rolle von Johannes Langer beim ERC formulieren. Der Stadionsprecher ist aber nicht nur für die Ansagen zu haben. Er ist ein großer Eishockeyfan und träumte von der Finalteilnahme. Jetzt ist sie da.

Man muss alle schon darauf vorbereiten. Urplötzlich könnte jemandem die Stimme wegbleiben, dem sie eigentlich nicht verschwinden darf. Weil er nun mal von Amts wegen das Wort erheben muss: die Zuschauerzahl ausrufen, die Strafzeiten ansagen, den Spielstand durchgeben („Danke! Bitte!“). Das sind unter anderem die Pflichten eines Hallensprechers. Warum sollte Johannes Langer beim ERC das nach fast fünf Jahren im Dienst nun ausgerechnet im Finale in den Partien am Karsamstag und Dienstag in der Saturn-Arena nicht gelingen? Darauf gibt es zwei Antworten: Erstens ist der 47-Jährige ein glühender Pantherfan, der zuletzt bei einer der Halbfinalpartien in Hamburg im ERC-Fanblock seine Stimmbänder bis an die Schmerzgrenze strapazierte. „Da habe ich danach heiser moderiert und gespielt“, sagt der Schauspieler und künstlerische Leiter des Altstadttheaters und lacht. „Aber da muss ich jetzt wirklich aufpassen.“ Sonst bleibt wirklich die Stimme weg.

Das könnte zweitens auch als Folge eines Aberglaubens passieren: „Nach einem Sieg werden die Batterien im Mikrofon nicht gewechselt“, erklärt der Stadionsprecher das feste Ritual in den Play-offs. Wegen der Siegesserie des ERC, der in der K.-o.-Runde auf eigenem Eis noch ungeschlagen ist, könnte also der „Saft“ bald knapp werden und das Mikrofon plötzlich aussetzen. „Aber das nehmen wir in Kauf“, sagt Langer mit einem Augenzwinkern. Jetzt nur nichts unternehmen, was den magischen Lauf der Panther stören könnte.

Der Hallensprecher ist ein treuer und kritischer Begleiter des Vereins, zu dem er seit 1994 regelmäßig geht und vor dem Sprecher-Job im Block E der Saturn-Arena stand. Wie viele andere sagt auch er: „Es war immer mein Traum, einmal im Finale zu sein.“ Und diesem Blick in das Seelenleben schickt er voraus: „Wir hätten vor drei Wochen noch jeden zum Arzt geschickt und sofort einweisen lassen, der das vorausgesagt hat.“ Denn mit Hängen und Würgen stolperten sich die Panther bekanntlich in die Pre-Play-offs, verloren am letzten Hauptrundenspieltag noch das Heimrecht an die Berliner. Da schien das schnelle Aus gegen die Eisbären danach schon programmiert, glaubte auch Langer damals. Doch dann folgte der (anhaltende) Lauf, den „es bisher von überhaupt noch keinem gegeben hat“, wie der Hallensprecher staunt: Den amtierenden Meister Berlin rausgeworfen, dann den Vorrundenzweiten Krefeld und nun im Halbfinale den „mit deutlichem Abstand Hauptrundenmeister“ Hamburg eliminiert. Der Lohn: der erstmalige Einzug ins Finale, an dem, so hat Langer festgestellt, die gesamte Stadt Anteil nimmt.

„Das ist jetzt wirklich eine Ausnahmesituation mit dem ERC. Da denkt man im Alltag immer wieder daran, was das für ein toller Irrsinn ist, den wir da erleben dürfen und den uns diese Mannschaft schenkt“, sagt Langer. Er fiebert immens auf das Finale hin und sitzt für die erste Partie am heutigen Gründonnerstag auch in einem der Fanbusse nach Köln – zusammen mit einer kleinen Gruppe von Eishockeyfreunden aus dem Stadttheater wie Schauspieler Sascha Römisch und Beleuchter Egon Reinwald. Am Ostermontag fährt er dann mit der Tochter zu Partie Nummer drei nach Köln. Langer schwärmt: „Das einzige Motto kann jetzt nur sein: Staunen, genießen und dankbar sein!“ Schon jetzt seien alle Erwartungen übertroffen worden.

Langer hat in der Saturn-Arena vermeintlich einen der besten Plätze: fast an der Mittellinie, direkt an der Bande. „Da kriegst du die Emotionen der Spieler natürlich schon sehr gut mit. Aber vom Spiel wird die Übersicht schwer.“ Zuletzt hatte er den Blick aber oft ganz woanders hingerichtet. „Ich musste schon immer nach oben schauen und prüfen, ob das Dach nicht vielleicht weggeflogen ist“, berichtet er lachend. „Die Stimmung war sensationell. Das ist der Wahnsinn, was da schon die ganzen Play-offs von den Rängen herunterkommt.“