Ingolstadt
Eine Geduldsprobe für Zuschauer

So erlebte das Publikum die Marathonsitzung des Stadtrats

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Ingolstadt (gso) In der letzten Sitzung vor der Sommerpause hatte der Stadtrat am Donnerstag ein Mammutprogramm mit 38 Tagesordnungspunkten (TOP) abzuarbeiten. Trotzdem war die Zuschauertribüne lange Zeit fast voll besetzt. In den Sitzreihen musste niemand Durst leiden, denn es stand ein Kasten Mineralwasser zur Verfügung.

Für gute Laune sorgte auch, dass eine Tüte mit Gummibärchen mehrmals quer durch die Fraktionen wanderte.

Nach eineinhalb Stunden verließ Karsten Haack die Zuschauertribüne. "Ich war heute zum ersten Mal im Stadtrat. Gekommen bin ich wegen dem digitalen Gründerzentrum. Interessant fand ich, wie viel Zeit für interne Diskussionen draufgeht", sagte Haack. Die Stadtratsmitglieder hatten, wie berichtet, ausführlich darüber diskutiert, wie sich ihre Diskussionen in Zukunft kürzer gestalten lassen.

Kurze Zeit später hatte auch eine Besucherin aus der Bundeshauptstadt genug gehört. "Mir hat die Art des Oberbürgermeisters gefallen. Er hat einen sachlichen Ton und wird allen Parteien gerecht." Sie selbst sei parteilos, erzählt die Frau. "Bei uns in Berlin wird viel emotionaler debattiert als in Ingolstadt. Ich finde es wichtig, einen sachlichen Ton anzuschlagen, auch wenn man anderer Meinung ist." Auch zu Schulungszwecken wurde die Stadtratssitzung besucht. Ein Student eines dualen Studiums im öffentlichen Dienst war gekommen, um praktische Einblicke ins Kommunalrecht zu bekommen. Seinen Namen will er lieber nicht in der Zeitung lesen. "Es ist interessant, das, was wir theoretisch gelernt haben, in der Praxis zu sehen", erzählte der Student. Besonders habe ihm die Debatte um den Abriss der Eselsbastei gefallen.

Nachdem der Stadtrat beschlossen hatte, dass das Gemäuer zu einem Großteil abgetragen werden soll, gab es eine Pause. Da war es kurz vor 18.30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch sechs Zuschauer auf der Tribüne. Diese verließen nun auch die Sitzung. Klaus Hecke war hauptsächlich wegen des Verkehrsentwicklungsplans gekommen. Da dieser aber erst als 33. Tagesordnungspunkt aufgeführt war, verließ er nach der Debatte um die Eselsbastei (TOP 16.7) den Saal. "Die Diskussionskultur im Stadtrat finde ich ganz in Ordnung. Deshalb komme ich auch öfter zu den Sitzungen."

Der Stadtrat tagte von 15 Uhr inklusive einer halben Stunde Pause bis exakt 22.34 Uhr - handgestoppt von Michael Klarner, dem neuen Leiter des städtischen Presseamts.