Ingolstadt
"Ein unmoralisches Angebot"

IG Metall kritisiert Arbeitgeber bei Conti-Temic-Warnstreik scharf - Auch Rieter-Belegschaft im Ausstand

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Etwa 175 Mitarbeiter der Conti Temic GmbH haben gestern eine Stunde lang die Arbeit niedergelegt und auf dem Parkplatz vor dem Hauptgebäude demonstriert. Die IG Metall hatte Festangestellte und Mitarbeiter von Leiharbeitsfirmen zum Warnstreik aufgerufen.

Die streikenden Conti-Temic-Mitarbeiter halten rote Papphände hoch. "Give me five" steht darauf in weißen Buchstaben geschrieben. Damit bekräftigen sie ihre Forderung nach fünf Prozent mehr Lohn für die nächsten zwölf Monate. Von den bisherigen Angeboten der Arbeitgeberseite sei "eines schlechter als das andere", sagt Claudia Mrosek, Politische Sekretärin der IG Metall Ingolstadt. In der dritten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber 2,1 Prozent mehr Lohn in zwei Stufen für 24 Monate und eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent für zwölf Monate angeboten. "So krass wie in diesem Jahr habe ich die Verhandlungen mit den Arbeitgebern noch nicht erlebt. Das ist kein Angebot. Das ist ein schlechter Witz und aus meiner Sicht durchweg unmoralisch", betont Mrosek auf dem Parkplatz.

Die Belegschaft pustet zustimmend in die roten Trillerpfeifen. "Der Konzern erzielt wahnsinnige Überschüsse. Da sind unsere Forderungen auf jeden Fall tragbar", findet die Demonstrantin Christine Forster. Vor allem das Angebot des Arbeitgeberverbands sorgt in der Belegschaft für Unmut. "Wer Milliardengewinne macht, kann die Arbeiter auch gescheit bezahlen. Für die Bankenkrise können die Arbeitnehmer nichts", schimpft der Conti-Mitarbeiter Andreas Schneider.

Auch sein Kollege Giordano Antonino ist gekommen, um einen gerechten Lohn für seine Arbeit zu fordern: "Die Mieten in Ingolstadt werden immer teurer. Die wirtschaftliche Lage ist gut. Wenn nicht jetzt, wann dann" Claudia Mrosek weist in ihrer Rede ebenfalls darauf hin, dass die Neuvertragsmieten in Ingolstadt in den vergangenen fünf Jahren um 30 Prozent gestiegen seien.

"Der private Konsum trägt den Löwenanteil der deutschen Wirtschaft", sagt der Betriebsrat und Vertrauenskörperleiter Josef Bäuml. Deshalb würde eine Lohnsteigerung von fünf Prozent auch die Konjunktur ankurbeln. "Wir Beschäftigten fordern unseren Anteil am Erfolg des Konzerns", bekräftigt Bäuml.

Der Continental-Konzern sei durchaus in der Lage, die Forderungen zu erfüllen, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Gernot Etzlstorfer am Mikrofon. Er zitiert aus einer Rede des Vorstandsvorsitzenden Elmar Degenhart am 29. April auf der jährlichen Aktionärsversammlung in Hannover. Dort habe Degenhart den "großen finanziellen Spielraum" des Konzerns gelobt. "Die Aktionäre kriegen einen Haufen Geld. Wir müssen auf die Straße gehen, um einen fairen Lohn zu bekommen", echauffiert sich ein streikender Mitarbeiter, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie vertritt die Gewerkschaft IG Metall die bundesweit 3,8 Millionen Beschäftigten der Branche. Unter dem Motto "Wir für mehr" hatte die IG Metall nach dem Ende der Friedenspflicht am 28. April bundesweit zu Warnstreiks aufgerufen.

Auch bei Rieter streikten gestern rund 150 Beschäftigte. Auch heute sollen die Warnstreiks in mehreren Betrieben fortgesetzt werden.