Ingolstadt
"Ein unglaublicher Schlagabtausch"

Stadträte berichten über die hitzige Marathondebatte vor der Wahl Tobias Kleins zum Veranstaltungsmanager

24.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Hier tagte der Stadtrat am Dienstag noch öffentlich, kurz darauf mussten die Zuschauer wegen einer Personalangelegenheit den Saal verlassen. Dreieinhalb Stunden später wurde Tobias Klein mit 36 zu 13 Stimmen zum Geschäftsführer der neuen städtischen Veranstaltungsgesellschaft gewählt. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Was um Himmels willen war da nur los? Wie konnte das passieren? Diese Frage trieb am Tag nach der aufreibenden Stadtratsdebatte über die Führung der neuen städtischen Veranstaltungsgesellschaft viele um: jene, die dabei waren, und solche, die nach wilden Berichten über die Sitzung vielleicht froh sind, dass sie das nicht erleben mussten. Dreieinhalb Stunden lang hatte der Stadtrat am Dienstag hinter verschlossenen Türen über die Wahl Tobias Kleins zum Geschäftsführer diskutiert - und heftig gestritten.

Der mit jeder Stunde steigende Leidensdruck bei den Teilnehmern blieb den Zuschauern, die von 16 bis 19.30 Uhr vor dem Sitzungssaal warten mussten, alles andere als verborgen. Unter ihnen viele Eltern, die wegen der Debatte um die Erhöhung der Kita-Gebühren gekommen waren - und frustriert wieder gingen.

"Die Eltern draußen haben wirklich jedem leidgetan", erzählt ein Stadtrat. "Es gab Anträge, den Punkt mit den Gebühren vorzuziehen und die Leute wieder reinzulassen, aber daraus ist nichts geworden." Er berichtet von einem "unglaublichen Schlagabtausch - beide Seiten haben wahnsinnig ausgeteilt". Gegen Christian Lösel sei erneut der Vorwurf erhoben worden, er betreibe Spezlwirtschaft, weil er mit Tobias Klein einen Bekannten aus der Jungen Union in ein Führungsamt protegiere. Der OB, dessen Sitzungsleitung "nicht immer ganz glücklich war", habe in seiner Erwiderung sehr ausführlich dargelegt, warum alles korrekt abgelaufen sei. "Ich hatte vor, gegen Klein zu stimmen", berichtet der Stadtrat. "Aber sein Auftritt in der Sitzung hat mich absolut überzeugt. Ich kann jetzt mit bestem Gewissen sagen: Klein ist ein guter Mann!"

Gerd Werding (FW) gibt keine Fakten aus dem nichtöffentlichen Teil preis, er liefert gestern auf Nachfrage des DK aber eine Einschätzung der Atmosphäre in der denkwürdigen Sitzung. "Sie war strapaziös, aber weniger gereizt, als ich gedacht habe. Es lag viel Moralin in der Luft." Die Moralkeule kreiste rege, erzählt er. Dass die Debatte derart ausuferte, habe auch daran gelegen, "dass zwei, drei Protagonisten die Art und Weise, wie die Ernennung des Geschäftsführers gelaufen ist, als schädlich für die Demokratie beschworen haben". Aber im Endeffekt sei klar gewesen, wie die Sache ausgeht. "Die einen haben es resignativ aufgenommen, die anderen waren sich sicher, dass Klein gewählt wird."