Ingolstadt
Ein statistischer Ausrutscher

Ministerium zur Abitur-Misere: Ergebnis entspricht nicht dem bayerischen Durchschnitt

02.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Die Lehrer wachen: Abiturprüfung im Katharinen-Gymnasium 2014. Deutsch und Mathematik sind Pflichtfächer. Arch - foto: Hauser

Ingolstadt (sic) Die stark gestiegene Zahl der Ingolstädter Gymnasiasten, die heuer durch die Abiturprüfungen gefallen sind, liegt nicht im bayerischen Landestrend. Das ergab eine Anfrage des DK an das Bayerische Kultusministerium.

Wie berichtet, haben an den fünf Gymnasien von den 587 Zwölftklässlern, die zu den Prüfungen angetreten sind, 23 nicht bestanden (fast vier Prozent des Jahrgangs) – doppelt so viele wie 2014. Der deutliche Anstieg der Zahl der Gescheiterten spiegelt sich aber nicht im Gesamtergebnis des bayerischen Abiturs 2015 wider. Kathrin Gallitz, eine Sprecherin des Bayerischen Kultusministeriums, erklärt die Zahlen so: „Bei den Abiturprüfungen kommt es immer wieder zu Schwankungen im Ablauf der Jahre innerhalb eines Prüfungsjahrgangs wie auch zwischen den einzelnen Schulen. Gerade bei einer so geringen Vergleichszahl – 587 Ingolstädter Prüflinge von bayernweit rund 39 100 Prüflingen – können die Schwankungen entsprechend ausfallen. Aus diesen Zahlen Rückschlüsse auf die gesamtbayerische Abiturprüfung zu ziehen, ist jedoch aufgrund der kleinen Zahlen nicht möglich.“ Gallitz zufolge lag die Quote der Kandidaten, die heuer das Abitur nicht geschafft haben, in ganz Bayern bei 3,49 Prozent. In den Jahren 2014 und 2013 waren es je 3,1 Prozent. 2012 lag die Nichtbestehensquote bei 3,7 Prozent.

Das Kultusministerium hat sich die Statistiken der Ingolstädter Gymnasien angeschaut. Ergebnis: „Die Richtigkeit der im DK-Artikel genannten Zahlen für 2015 vorausgesetzt, bezieht sich die angesprochene Verdoppelung der Zahl der Schüler, die an den fünf Ingolstädter Gymnasien die Abiturprüfung 2015 nicht bestanden haben, rein auf den Vergleichswert aus dem Vorjahr. Die im Artikel genannten Zahlenwerte für die Jahre 2012 und 2013 können hier nicht nachvollzogen werden – die amtlichen, von den fünf Schulen gemeldeten Zahlen, ergeben für die Abiturprüfung 2013 eine Nichtbestehensquote von 2,62 Prozent sowie für die Abiturprüfung 2012 eine Nichtbestehensquote von 3,98 Prozent.“ Das heißt: In Relation zur Gesamtzahl der Abiturkandidaten sind 2012 mehr Ingolstädter durchgefallen als heuer.

Dem Ministerium ist auch die vielfach erwähnte Begründung, die meisten Durchgefallenen seien wegen des schriftlichen Pflichtprüfungsfachs Mathematik gescheitert, zu pauschal. Sprecherin Gallitz weist darauf hin, „dass ein Scheitern in der Abiturprüfung nur aufgrund der schriftlichen Mathematikprüfung nicht möglich ist“. Hinzukommen müsse auch ein sehr schlechtes Abschneiden in der mündlichen Zusatzprüfung in Mathematik, die die Lehrer vor Ort gestalteten. „Ein Scheitern ausschließlich aufgrund des Faches Mathematik (mündlich und schriftlich) ist nur möglich, wenn der Prüfling in der schriftlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik null Punkte erreicht und in der mündlichen Zusatzprüfung in Mathematik nicht mehr als zwei Punkte.“

Das Haus von Kultusminister Ludwig Spaenle denkt nicht daran, den Mathematikunterricht zu modifizieren, also etwa starke und weniger begabte Schüler wieder separat zu unterrichten wie im einstigen Grund- und Leistungskurssystem des G 9. Bayern hält am Pflichtabitur in Mathematik fest. Die Antwort aus München: „Die Wiedereinführung von Mathematik und Deutsch als verpflichtende schriftliche Prüfungsfächer folgt insbesondere den Erkenntnissen und Empfehlungen seitens der Hochschulen, welche die in diesen Fächern vermittelten Kenntnisse und Kompetenzen als grundlegend für die allgemeine Studierfähigkeit ansehen.“ Schließlich: Die Ergebnisse seit dem ersten G 8-Abitur 2011 widerlegen aus Sicht des Ministeriums die Behauptung, „dass die Abiturprüfung in Mathematik deutlich schwerer als die schulischen Prüfungen sei“. Also gebe es auch keinen Grund, etwas zu ändern.