Ingolstadt
Ein politisches Urgestein wird 85

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Die Lektüre des DONAUKURIER gehört zum morgendlichen Ritual. Schließlich ist Alfred Hagn mit 85 politisch noch höchst interessiert. Wenn er auch seiner aktiven Zeit als Stadtrat angesichts des mittlerweile herrschenden Tons in diesem Gremium nicht nachtrauert. - Foto: Stückle

Ingolstadt (DK) Sein Vater habe ihm einst geraten, "geh' nie zu einer Partei".Vielleicht verschlug es ihn deshalb zur UW, den heutigen Freien Wählern, die nicht als Partei, sondern als Verein formierten. Zwölf Jahre war Alfred Hagn für die Gruppierung im Stadtrat. Am heutigen Donnerstag wird er 85.

Bekannt ist Alfred Hagn nicht nur als langjähriger Kommunalpolitiker, sondern auch als Banker. Von 1983 bis 1995 war er Direktor der Deutschen Bank in Ingolstadt. Seine Lehre hatte Hagn 1951 bei der Hypobank begonnen. Sein Monatsverdienst: 25 Mark. Die Kaufmannsgehilfenprüfung in München schloss er 1953 "mit Prädikat" ab, später folgte die Bankakademie. Als junger Banker war er an verschiedenen Filialen in ganz Bayern tätig, bevor er als stellvertretender Leiter nach Geisenfeld ging. 1960 wechselte er zur Deutschen Bank, zunächst als Leiter der Privatkundenabteilung, bevor er 1983 den Sprung an die Spitze schaffte. Damals, sagt Hagn, habe die Deutsche Bank "einen hervorragenden Ruf" gehabt. Das sei "mittlerweile a bisserl anders". Auf die Mitarbeiter in den Filialen lässt er aber nichts kommen: "Die waren immer seriös und anständig."

Sein Beruf hat ihn quasi in die Kommunalpolitik gebracht. Er musste zu einem Kundengespräch zu Sepp Mißlbeck - und baute wenig später mit diesem sowie Helmut Stich, Peter Gietl und Johann Stachel die UW, die vor der Auflösung stand, wieder auf. Zwölf Jahre war Hagn Stadtrat, die ersten sechs als UW-Fraktionsvorsitzender. Die Themen damals ähneln denen der FW heute: Es ging um Verkehr. Die UW-Trasse etwa - eines der Hauptthemen galt der Entlastung der Haunwöhrer Straße - scheiterte "an 13 Hirschkäfern".

Heute diskutiert der tief gläubige Hagn über Politik im Le-Café-Stammtisch, einer von ihm gegründeten Herrenrunde, die sich täglich trifft, oder am Samstag auf dem Viktualienmarkt, Hagns zweiter Stammtischrunde, bei der auch Frauen willkommen sind. Einer Frau hat er besonders viel zu verdanken: Ehefrau Inge, "die mir immer den Rücken freigehalten hat". Am 26. April feiern die beiden Diamantene Hochzeit. Aber heute ist erst mal Geburtstag angesagt. Hagn feiert seinen 85sten im kleinen Kreis: Er ist mit Frau und der in Wien lebenden Familie seines Sohnes in Südtirol.