Ingolstadt
Ein feiner Zug der Bahn

Vor 20 Jahren wurde der Abschluss der Verlegung der Neuburger Bahnlinie gefeiert – Trasse führt seitdem an der Stadt vorbei

29.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr
Bei der ersten Fahrt auf den neuen Gleisen durfte OB Schnell kurz im Führerstand des Triebwagens Platz nehmen. −Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Am 31. Mai 1995 fuhr offiziell der erste Zug auf der neuen Bahntrasse nach Neuburg. Knapp 160 Millionen Mark kosteten die elf Kilometer Gleise bis nach Weichering. Damit verschwanden im Stadtgebiet 15 Bahnübergänge, unter anderem der an der Münchener Straße.

Ein Prellbock mitten in einer Grünanlage – so mancher jüngere Spaziergänger im Norden des Schwarzen Wegs an der Münchener Straße mag sich schon darüber gewundert haben. Aber das inzwischen etwas verwitterte Stück ist eines der letzten Überbleibsel der alten Neuburger Bahnlinie. Die Strecke führte aus Richtung Westen kommend zuerst direkt an der Bebauung in Haunwöhr vorbei und später mitten durch die Wohngebiete hindurch.

15 Bahnübergänge kreuzten seinerzeit noch diese Strecke im Stadtgebiet. Die bekanntesten waren der an der Haunwöhrer Straße (bei der Tankstelle), der nicht selten als Schleichweg diente, wenn der wesentlich größere über die Münchener Straße schon gesperrt war. Leider kam es in den Übergängen aber auch immer wieder zu Todesfällen.

Das Warten vor gesenkten Bahnschranken beim Mori Schöberl mussten die Autofahrer tagtäglich mehrmals in Kauf nehmen, ebenso wie die Anwohner an den Bahngleisen den Lärm. Unvergessen ist auch der frühere Buckel auf der Münchener Straße, die im Zuge der Bahnverlegung saniert wurde. Bei entsprechender Geschwindigkeit machte das Auto einen richtigen Sprung, Fahrer und Beifahrer schwebten kurz in der Luft.

Als den „Roman eines Leidenswegs“ bezeichnete der damalige OB Peter Schnell die Geschichte der Bahnverlegung. „Aber die Optimisten haben doch recht behalten“, freute er sich wie wohl alle Ingolstädter. Die Strecke Richtung Neuburg und Donauwörth war im Jahr 1874 in Betrieb gegangen. In den ersten Jahrzehnten war das auch völlig unproblematisch. Doch im Zuge der zunehmenden Bebauung und des wachsenden Verkehrs entwickelten sich die Gleise immer mehr zu einem Hindernis.

Erste Überlegungen für einen anderen Streckenverlauf tauchten bereits vor dem Zweiten Weltkrieg auf. Ernsthaft wurden diese Pläne jedoch erst ab den 1960er Jahren verfolgt. Nach ersten Vorüberlegungen bestätigte der Raumordnungsbeschluss von 1972 die Verträglichkeit der beiden neuen Strecken Ingolstadt-Neuoffingen und Ingolstadt-Augsburg mit den Zielen der Landesplanung. Ein Planfeststellungsverfahren für eine stadtferne Trasse wurde jedoch erst neun Jahre später eingeleitet.

Doch die Freude über die Vereinbarung mit der Bahn im Jahr darauf währte nur kurz. Wegen der Einwendungen gegen die Durchschneidung des Naturschutzgebiets Oberstimmer Schacht musste dieses erste Planfeststellungsverfahren 1986 zurückgenommen und ein zweites eingeleitet werden. Dieses sah eine näher an der Stadt verlaufende Trasse vor. 1990 erging dafür der Planfeststellungsbeschluss. Die neue Strecke verläuft parallel zur Bahnlinie nach München, schwenkt südlich der Sandrachbrücke nach Westen und ist dann bis hinter Hagau mit der B 16 gebündelt. Ende 1991 wurde mit dem Bau begonnen.