Ingolstadt
Ein Stundenlohn von 1,45 Mark

IG Metall Ingolstadt feiert Ehrung von 1564 langjährigen Mitgliedern Jubilare erinnern sich zurück

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Mit rund 400 Gästen hat die IG Metall Ingolstadt am Samstag die Ehrung von 1564 langjährigen Mitgliedern gefeiert. Einige der Frauen und Männer, die zum Festnachmittag gekommen waren, erinnerten sich in ihren Gesprächen an Jahrzehnte bewegter Wirtschaftsgeschichte der Region.

Ferdinand Frank saß mit Wegbegleitern an einem der runden Tische im rot beleuchteten Festsaal des Stadttheaters. Der 88-Jährige dachte an eine ganz andere Zeit zurück. "Man hat arbeiten müssen, es waren schwere Jahre", sagte der Ingolstädter, der 1947 der IG Metall beitrat. Damit gehörte er zu den wenigen, die an diesem Nachmittag für ihre 70-jährige Mitgliedschaft geehrt wurden (siehe eigener Artikel). Nach einiger Zeit in der Schreinerei bei Despag (später Rieter) wechselte Frank 1959 zu Audi und blieb dort bis zur Rente. "Der Lohn hat damals nicht gestimmt, 1,45 Mark war der Stundenlohn", erzählte er. Heute seien das andere Zahlen, da habe die Gewerkschaft ihren Beitrag geleistet. "Aber das bringt die Zeit mit sich."

Auch im Gespräch mit weiteren Geehrten wurde deutlich, wie viel sich getan hat in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Bernhard Vetter - für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt - kam "mit 19 als junger Bursche aus der Eichstätter Gegend". Da sei es schwierig gewesen, eine Wohnung zu finden, die IG Metall habe ihm geholfen. Heute blickt er auf 42 Jahre bei Audi zurück, lange war er Gruppenführer und Vertrauensmann.

Seit 40 Jahren ist Anton Furtmeier aus Schwaig Mitglied der IG Metall. Die Gewerkschaft habe viel erkämpft für ihn, "zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall". Stolz ist er aber vor allem auf seine eigene Leistung. "Die Situation bei Desá †pag am Ende meiner Lehrzeit war mies, die Hälfte meiner Kollegen wurde entlassen", berichtete er von einem "Auf und Ab bei der Firma". Er habe es aber aus eigener Kraft geschafft, "bis zum Ende im selben Unternehmen zu bleiben, und darüber freue ich mich".

Die Leistungen der Geehrten standen ohnehin im Mittelpunkt des Festakts: "Ohne euer Engagement wäre in der Vergangenheit vieles nicht möglich gewesen", sagte Gastredner Stefan Körzell, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Er richtete sich insbesondere an die Ältesten unter den Jubilaren. Sie hätten 1947 die "Hoffnung auf einen Neuanfang" miterlebt. "Ihr seid das gewesen, die die Ärmel hochgekrempelt und dafür gesorgt haben, dass die Maschinen wieder gelaufen sind."

Sowohl Körzell als auch Johann Horn, erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt mit ihren heute rund 51 000 Mitgliedern, nannten wichtige Ereignisse aus den jeweiligen Beitrittsjahren der Geehrten (1947, 1952, 1957, 1967, 1977 und 1992) und verknüpften diese mit den Errungenschaften der Gewerkschaften. "Vor allem die Älteren unter euch wissen, dass Gewerkschaftsarbeit stets von gesellschaftlichen Entwicklungen abhängig war", sagte Körzell.

So auch heute, weshalb Solidarität jeden Tag neu gelebt werden müsse. Ein aktuelles Beispiel: "Jetzt, zumal wieder eine Partei in den Bundestag eingezogen ist, die nichts mit den Werten der Gewerkschaften zu tun hat, müssen wir uns wehren", forderte Körzell auf. "Denn die Arbeiter werden unter den Ersten sein, die leiden werden."