Ingolstadt
Ein Salto in der Nacht

Schwimmen bei tropischem Wetter: Mehr als 2400 Besucher kamen am Samstagabend ins Freibad

05.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Logenplätze: Von der Terrasse des neu gestalteten Pavillons aus hatten die Besucher die beste Aussicht auf den Zehn-Meter-Turm und die Sprünge der Wagemutigen. Auch am Beckenrand (oben) versammelten sich die Zuschauer.)

Ingolstadt (DK) Der Nachholbedarf war vorprogrammiert: Nachdem das Nachtbaden im Freibad letztes Jahr Regen und Kälte zum Opfer gefallen war, herrschte am Samstagabend geradezu Südseewetter und damit die beste Voraussetzung für optimalen Badespaß zur späten Stunde. Mehr als 2400 Besucher schwammen der Dunkelheit entgegen.

 

Tropische Temperaturen – die gibt es in Ingolstadt nur selten. Am Samstag jedoch lag die Schanz quasi am Äquator und damit mittendrin im vielleicht heißesten Hochsommerrausch dieses Jahres. Szenarien, wie man sie sonst nur von den angesagtesten Badestränden der Welt kennt, wurden kurzerhand ins Freibad an der Jahnstraße verlegt. Dort durften die Badegäste am Abend zu vergünstigten Preisen bis 23 Uhr das kühle Nass bei Klimaverhältnissen wie in der Dominikanischen Republik genießen. Sie taten es in vollen Zügen. Das ungeschriebene Motto lautete: Dolce Vita!


Es ist kurz nach 21 Uhr, als Monteure die ersten mobilen Scheinwerfer aufstellen. Noch ist es taghell über den azurblau funkelnden Wasserbecken. Bald aber wird die blaue Stunde über Ingolstadt hereinbrechen. Die Abenddämmerung, die für kurze Zeit alles in ein unwirkliches blaues Licht taucht. Dann werden die künstlichen Lichtquellen auf der Wiese des Freibades für Helligkeit am Kinderbecken sorgen. „Um zehn Uhr machen wir das Zehner auf“, ruft Schwimmmeister Roland Regler seinen Mitarbeitern zu. Gemeint ist die Zehn-Meter-Plattform, die nach dem regulären Badebetrieb bis 20 Uhr geschlossen war. Über 8000 Besucher zählte das Freibad bis dahin an diesem Tag. Bereits ab 17 Uhr gab es verbilligte Eintrittskarten, 2400 wurden verkauft.

Während die meisten Besucher sich in den Becken vergnügen, vertilgen ein paar Burschen im frisch sanierten Pavillon Schüsseln voll Pommes. Andere sitzen am Rand der Hochterrasse und verfolgen bei einem Eis oder einem kalten Getränk das bunte Treiben im Wasser. „Helles und Radler, Slush-Eis und Spezi“, antwortet ein Mitarbeiter der Gastronomie auf die Frage, was heute am besten gehe. Beim Essen seien es Chicken Nuggets und – es ist unübersehbar – die Pommes eben. Pächter Pietro Lanzi schmaucht im Freien genüsslich eine E-Zigarette. „Wir sind zufrieden“, sagt er. „Obwohl wir nicht viel Zeit fürs Vorbereiten hatten.“ Aber das gleiche sich durch Erfahrung wieder aus. Neun Leute hat er für den Abend abgestellt. Inklusive Familienangehörige. „Man muss schnell sein. Die Gäste wollen ihre Bestellung sofort haben“, weiß er. Seinetwegen könnte das Nachtbaden aber ruhig öfter stattfinden. „Denn so warme Tage haben wir nicht oft hier.“ Eine Meinung, mit der er nicht alleine steht, wie sich noch herausstellen soll. Er selbst sei noch nicht im Wasser gewesen, verrät er. „Ich würde aber gern.“ Ob es noch klappt? Lanzi schüttelt zweifelnd den Kopf: „Der Chef geht als Letzter.“ Er rechne damit, dass er noch bis zwei Uhr beschäftigt ist. „Vorbereitungen für den Sonntag.“

Mittlerweile ist es 22 Uhr. Die ersten Mutigen fliegen vom Zehn-Meter-Brett. Bauchlandung par excellence! Es klatscht und spritzt nur so durch die blaue Nacht. Handykameras recken sich ihnen vom Pavillon aus entgegen und knipsen jeden noch so kühnen Sprung. Um das Becken versammeln sich Zuschauer. Zeigefinger ragen hoch in die Dunkelheit. Wann tritt der nächste Springer aus dem Schatten der Nacht heraus?

Auf der Wiese knattert derweil der Stromgenerator für die Scheinwerfer und stört ein wenig die lauschige Stimmung. Die Besucher am Attraktionsbecken bekommen das allerdings nicht mit. Hier wird nach Herzenslust gechillt. Elfie hat sich mit ihrer Kollegin auf einem Strandtuch niedergelassen. Die beiden haben Salzgebäck und eine Flasche Rosé dabei und stoßen entspannt an. „Auf das tolle Wetter“, prosten sie sich zu. Kurz vor elf wollen sie dann noch ins Wasser gehen. Auch sie sind sich einig: „Das sollte es öfter geben. Am besten jeden Tag bis 22 Uhr. Denn wie viele Tage haben wir schon, die so schön sind“ Stephi und Martin Schmid aus Ingolstadt packen derweil ihre Sachen. Ihre kleine Tochter Eva hat sich ausgetobt. Jetzt geht es heim. „Es ist hier wunderbar für Kinder“, schwärmt Stephi. „Wir wollten uns das am Abend mal ansehen“, ergänzt ihr Mann. Auch hier der Wunsch: „Bitte öfter!“ Und auch Eva hat allen Grund, zufrieden zu sein. „Sie ist heute zum ersten Mal allein über die silberne Kinderrutsche gerutscht. Bisher traute sie sich das nur auf der kleinen bunten“, erzählt Martin glücklich.