Ingolstadt
Ein Mountainbiker auf dem Gipfel

Der gebürtige Ingolstädter Thomas Lange rückt in den Vorstand der Hallertauer Volksbank auf

01.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Das Volksbank-Triumvirat: Thomas Lange (links) rückt in den Vorstand auf und arbeitet dort jetzt mit Andreas Streb (rechts) und Walter Zillner zusammen - Foto: Stefan Zierer

Ingolstadt/Pfaffenhofen (DK) Zum 1. September ist Thomas Lange in den Vorstand der Hallertauer Volksbank aufgerückt. Der 47-Jährige, ein leidenschaftlicher Mountainbiker, hat damit beruflich den Gipfel erreicht. Er arbeitet in der Führungsetage mit den Vorständen Andreas Streb und Walter Zillner zusammen. Am 1. Dezember wird aus dem Triumvirat wieder ein Duo: Zillner geht dann in den Ruhestand, Lange tritt seine Nachfolge an.

 

Herr Lange, Sie arbeiten jetzt drei Monate lang mit Herrn Zillner zusammen, bevor Ihr Kollege in Ruhestand geht. Wie muss man sich die Kompetenzverteilung vorstellen?

Thomas Lange: Wir leiten gemeinsam den Vertriebsbereich, sind also zum Beispiel für die Geschäftsstellen, die Spezialisten aus dem Versicherungs- oder dem Bausparsektor und für den Firmenkundenbereich zuständig. Wir haben schon in den vergangenen Jahren sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet, jetzt sitze ich im Büro neben Herrn Zillner, und wir stimmen uns zweimal die Woche bei Sitzungen näher ab. Da die Wege so kurz sind, ist es kein Problem, mit einer Stimme gegenüber Mitarbeitern oder Kunden zu sprechen.

 

Wenn Sie zum 1. Dezember die Nachfolge von Walter Zillner antreten, sind Sie da gleichberechtigt mit Ihrem Vorstandskollegen Andreas Streb oder gibt es eine Rangordnung?

Lange: Nein, wir sind gleichberechtigt.

 

Zwei gleichberechtigte Vorstände – was würde passieren, wenn ein Kunde einen riesigen Kredit haben möchte, den Ihr Vorstandskollege gerne gewähren würde, während Sie sich damit nicht anfreunden können?

Lange: Ich bin von der Marktseite her zuständig, der Kollege Streb von der Marktfolgeseite, und wir brauchen immer ein gleichlautendes Votum. Wenn wir uns also nicht einig würden, wäre der Antrag im Zweifel abgelehnt, weil den weder Herr Streb noch ich im Alleingang genehmigen dürften. Aber wenn wir zwei uns ab 1. Dezember nicht einig würden, dann hätte die Bank sowieso ein Problem. Und erst recht, wenn wir kein gemeinsames Risikoverständnis hätten.

 

Sie hatten schon Führungsaufgaben, jetzt stehen Sie ganz an der Spitze der Bank. Wohin soll die Reise gehen, was haben Sie sich für Ihr Haus an Zielen gesteckt?

Lange: Wir haben 283 Mitarbeiter, gut 60 000 Kunden und ein Bilanzvolumen von 1,2 Milliarden Euro, hinter dem 2,6 Milliarden an Kundenkrediten und -anlagen stecken. Wir denken langfristig, und wir wollen so auch langfristig eine stabile Bank und damit ein berechenbarer Faktor für unsere Kunden und Mitarbeiter sein. Insgesamt werden die nächsten Jahre sicher wegen der Zinslandschaft schwierig.

 

Wo steht Ihre Bank in zehn Jahren?

Lange: In Pfaffenhofen.

 

Wie sehr belastet die anhaltende Niedrigzinsphase Ihre Bank?

Lange: Natürlich geht auch unser Zinsergebnis zurück. Wenn Anlagen mit zehnjähriger Bindung auslaufen und man jetzt mit gleicher Laufzeit neu abschließt, bekommt man 1,7 statt viereinhalb Prozent. Doch die Zinslandschaft ist, wie sie ist, auch wenn sie uns nicht gefällt. Die Frage ist jetzt, trägt das Geschäftsmodell, das wir momentan haben – kurzfristig Geld reinnehmen und langfristig verleihen – unter der Prämisse, dass die Zinsen weiter auf diesem Niveau bleiben, noch. In Japan dauert die Niedrigzinsphase schon 20 Jahre – wir sind im siebten Jahr.

 

Muss Ihre Bank also neue Geschäftsfelder erschließen?

Lange: Das ist für eine Regionalbank schwer. Auf dem Immobiliensektor sind wir zum Beispiel längst aktiv. Auch das Geschäftsfeld Versicherungen haben wir schon vor 20 Jahren entdeckt, das ist heute von den Provisionen her eine tragende Säule und liegt bei uns, was allerdings eher untypisch für Banken ist, noch vor dem Ertrag aus dem Wertpapiergeschäft. Wir sind hier auch von unseren Beratern her sehr gut aufgestellt – von unseren 2,6 Milliarden Euro Kundenvolumen sind über 200 Millionen der Rückkaufwert von Lebensversicherungen.

 

Keine neuen Geschäftsfelder und keine steigenden Zinsen in Sicht – wie sollen dann die Einnahmen gesichert werden?

Lange: Wir müssen unsere Kosten weiter deckeln, was wir schon seit vier Jahren konsequent tun. Andererseits müssen wir unsere Produktivität und das Geschäftsvolumen steigern. Das ist uns in den vergangenen Jahren gut gelungen.

 

Sparen, Kosten deckeln – muss man da auch an Personalabbau denken?

Lange: Nein, wir werden keine Mitarbeiter ausstellen. Wir haben eine natürliche Fluktuationsquote, die unserer Mitarbeiterstruktur mit sehr vielen jungen Frauen geschuldet ist und wir haben manchmal eher Probleme, vakante Stellen nachzubesetzen.

 

Geschäftsstellenschließungen sind ebenfalls kein Thema?

Lange: Wenn Sie unser Filialnetz von 2007 und jetzt vergleichen, werden Sie diametrale Unterschiede feststellen. Wir haben uns seither aus einer ganzen Reihe kleinerer Orte zurückgezogen. Ich glaube, dass sich der Charakter der Geschäftsstellen sicher verändern wird. Das wird der Ort für intensive Beratungen in bestimmten Lebenslagen wie etwa beim Hausbau oder bei der Altersvorsorge werden, aber die Zeiten, in denen in Filialen an vier Schaltern Hochbetrieb herrschte, sind vorbei.

 

Angesichts zurückgehender Zinsgewinne und des Spardrucks haben einige Banken in jüngster Zeit an der Gebührenschraube gedreht. Gibt es auch in Ihrem Haus solche Pläne?

Lange: Wir beschäftigen uns auch mit den Gebühren, werden aber sicher nicht einfach reflexartig erhöhen. Wir sehen in der Struktur der Kontomodelle Handlungsbedarf.

 

Was wollen Sie da ändern?

Lange: Wenn zum Beispiel ein Flatmodell für das Girokonto da ist, werden alle Kunden gleich belastet, obwohl zum Beispiel der eine 20 Buchungen, der andere 200 hat. Uns kostet jede Buchung einen zweistelligen Centbetrag. Also brauchen wir im Privatkundenbereich eine fairere, nutzungsorientierte Preisgestaltung. Heuer gehen wir das Thema allerdings nicht mehr an.

 

Sie sind begeisterter Mountainbiker. Verraten Sie uns zum Abschluss eine Lieblingstour?

Lange: Eine schöne Feierabendroute führt von Schwaig an der Peguform vorbei über die B16 und in den Dürnbucher Forst, dann nach Aiglsbach, an Straßberg vorbei und wieder zurück. Das sind 19 Kilometer, die man auch mit einem Trekkingbike problemlos fahren kann. Die Strecke ist extrem abwechslungsreich mit schönen Waldwegen und dem Moor- und Schilfgebiet bei den Straßberger Weihern.

 

Die Fragen stellte

Robert Schmidl.