Ingolstadt
Ein Festival – ein Lebensgefühl

Heute Abend startet das 33. Open Flair mit Musik, Tanz und vielen anderen kulturellen und kulinarischen Angeboten

03.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:50 Uhr

Showtime: Künstler Tom Plum (links) und sein Mitarbeiter bauen ihren Stand beim Open Flair auf. Alle zwei Jahre kommen sie aus Marburg in den Klenzepark - jedes Mal mit einem anderen Motto. - Foto: Russ

Ingolstadt (DK) Von heute Abend bis Sonntag werden wieder viele tausend Besucher in den Klenzepark strömen. Das 33. Open Flair Festival öffnet um 17 Uhr seine Tore – es wird wieder bunt bei Ingolstadts Antwort auf das Tollwood-Festival.

Nur wenige Ingolstädter dürften sich daran erinnern, wie das Fest vor über 30 Jahren angefangen hat: klein, mit nur einer Bühne und lokalen Bands. Markus Bauch aber weiß noch, wie es damals war, auf dem Gelände des Schulzentrums Südwest: „Ich war selbst in einer Band. Wir haben ausgelost, wer als Erster, Zweiter und so weiter spielt“, erzählt der heutige Festivalleiter.

Mittlerweile hat das Open Flair, das längst nur noch alle zwei Jahre stattfindet, eine andere Dimension erreicht: Auf fünf Bühnen spielen jeden Tag mehrere Bands (dazu kommt noch die Bühne des 1516 im Westpark, auf der gestern das inoffizielle Eröffnungskonzert mit Norbert Schneider und seiner Band stattfand). Über den ganzen Klenzepark verteilt stehen Ausschankwagen, und die Bands bekommen eine professionelle Backstagebetreuung. Zugegeben: Es treten auch andere Kaliber auf als damals. Jesper Munk zum Beispiel. Der Deutsch-Däne gilt als einer der künftigen Superstars. Er tritt am Sonntagabend im Exerzierhaus auf. Parallel dazu spielt Singer/Songwriterin Sarah Sophie im Tausend-Sterne-Zelt. Und ein paar Meter weiter, im Klangraum, gibt es die Groove-Band Fat Toni zu hören.

Neben Musik bietet das Open Flair Literatur und Tanzprogramm für Jung und Alt. Wenn mal nichts auf den Bühnen los ist, finden die Besucher auch bei den 75 Ausstellern genug Angebote. Einer dieser Aussteller ist Bodo Bhai aus Remscheid. Er hat zwei Zelte auf dem Festival. Das eine ist sein Tee- und Spielzelt: Hier kann man sich hinsetzen und Gesellschaftsspiele spielen – entweder selbst mitgebrachte oder die Spiele von Bhai. Im Zelt nebenan verkauft er Schmuck und Kunsthandwerk aus Indien. Er fährt zweimal jährlich dorthin und wählt seine Ware aus. „Ich habe es geschafft, mein Hobby mit dem Beruf zu vereinen. Und ich mache es auch nach den ganzen Jahren immer noch gerne“, sagt der 58-Jährige.

Beim Open Flair ist der gelernte Werkzeugmacher zum vierten Mal: „Vor allem Markus Bauch und seine Frau Iris sind hier ganz wichtig. Ich kenne keinen Veranstalter, den du freitagabends noch was fragen kannst und du eine nette Antwort bekommst.“ Außerdem mag Bhai die Dekoration: Beim Open Flair wird alles verziert: Lampen, Mülltonnen, Zelte. Kein Plastik und keine Neonröhren. Das ist auch Grundvoraussetzung für alle, die einen Stand beim Open Flair haben wollen. Markus Bauch und sein Team wollen schöne Stände und gute Ideen.

Ein Aussteller, der das zu hundert Prozent erfüllt, ist Tom Plum. Er reist alle zwei Jahre mit seinem Team aus Marburg an, um Met, also Honigwein, zu verkaufen. „Wir bauen alle zwei Jahre nur für dieses Festival einen komplett neuen Stand. Da überlegen wir uns, welches Motto zur Musik passen könnte“, erzählt der 43-jährige Künstler. Denn sein Stand befindet sich direkt neben der World Stage. Dieses Jahr lautet das Motto „Voodoo“.

Die monatelange Arbeit für zwei Tage Festival lohnt sich, sagt Plum: „Für mich ist das eine Vermischung von künstlerischer Verwirklichung und Beruf. Solange ich davon leben kann, will ich das machen.“ So ist es bei vielen, die einen Open-Flair-Stand haben. Für sie geht es um mehr als nur Geld.

Auch die Mitarbeiter von „Da Sandwichmaker“ haben eine Botschaft: Sie wollen den Besuchern natürliches Essen zubereiten, „damit die Leute Energie kriegen“, sagt Steffen Prase. Er ist gelernter Koch und seit 2003 mit seiner Crew auf Festivals unterwegs. Seither kommen sie auch auf das Open Flair nach Ingolstadt und passen in das Gesamtkonzept: viel Bio, kein Fleisch aus Massentierhaltung und kein unnötiger Abfall. Den Reis servieren sie beispielsweise auf Palmblatttellern.

Und auch sonst darf man sich auf ausgefallenes Essen freuen: „Wir haben 22 Stände mit unterschiedlichen Angeboten“, sagt Festivalleiter Bauch. Für das Wochenende erwartet er Besucher aus ganz Deutschland, aber vor allem aus der Region. Vor zwei Jahren musste das Gelände wegen Überfüllung geschlossen werden. Damit rechnet Bauch auch dieses Jahr: „Wer was Bestimmtes sehen will, muss einfach früher kommen.“ Dass das Festival einmal so beliebt wird, damit hätte vor über 30 Jahren wohl keiner gerechnet.