Ingolstadt
Ein Engel als Beschützer

DK-Adventskalender: In St. Johannes wacht eine ungewöhnliche Figur

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Pfarrer Markus Herrgen hat den wachenden Engel aus dem Fundus seiner früheren Gemeinde in Mühldorf erstanden. - Foto: Heimerl

Ingolstadt (hl) Mit Engeln hat es die evangelisch-lutherische Kirche eigentlich weniger. Wenn es aber um volkstümliche Ausprägungen des christlichen Glaubens geht - zumal zur Weihnachtszeit, zumal in Bayern -, muss auch im Protestantismus Platz für Bildhaftes sein, und dann darf in einer evangelischen Kirche sogar ein wehrhafter Engel über die heilige Familie wachen . . .

Die Holzfigur mit Flügeln und Schwert, die da jetzt zum Advent am Eingang von St. Johannes an der Ettinger Straße hinter den ebenfalls unbemalten und kleineren Figuren von Maria und Josef und natürlich dem Jesus-Kind steht, strahlt Ruhe und Zuverlässigkeit aus. Das Schwert hat nichts Drohendes - es ist wohl eher ein Symbol des Friedens, der damit garantiert wird.

Normalerweise sind Gegenstände, die als Schmuck in einer Kirche auftauchen, im Besitz der jeweiligen Pfarrei bzw. Gemeinde. Mit diesem Engel in St. Johannes und der zugehörigen biblischen "Stammbesatzung" jeder Krippe verhält es sich anders: Das Ensemble ist Privatbesitz von Pfarrer Markus Herrgen, und alljährlich zum Beginn der Weihnachtszeit holt er die Figuren hervor, die einen Kontrast zur Gemeindekrippe bilden, die jetzt wieder beim Altar in einer großen Vitrine steht und irgendwann mal als "Dauerkrippe" mit wandelbaren Motiven das Kirchenjahr begleiten soll.

Herrgens Figuren waren einst Ausstattungsstücke seiner früheren Gemeinde in Mühldorf am Inn. Dort waren sie aber irgendwann aussortiert und nie wieder aufgestellt worden, weil man sich für eine Krippe in anderem Stil entschieden hatte. Fortan standen die alten Figuren im Abseits und wären womöglich nie wieder öffentlich zu sehen gewesen, wenn Pfarrer Herrgen, der inzwischen seit rund 15 Jahren in Ingolstadt wirkt, sich ihrer nicht erinnert hätte. Er kaufte seinen früheren Gemeindegliedern die kleine Krippengruppe ab und stellt sie nun in St. Johannes aus.

Dass der geflügelte Schwertträger zu martialisch wirken könnte, glaubt Herrgen nicht. Eine Figur, die Schutz symbolisiert, passe ganz gut zum Thema, meint der Geistliche. Er erklärt sich die Auswahl des wehrhaften (und bis heute namenlosen) Engels durch die früheren Verantwortlichen in Mühldorf auch damit, dass dies seinerzeit noch in einer größeren zeitlichen Nähe zum Zweiten Weltkrieg und zur unmittelbaren Nachkriegszeit geschah. Den Menschen sei der Wert des Friedens damals vielleicht einfach noch viel bewusster gewesen . . .