Ingolstadt
Ein Baudenkmal im Tiefschlaf

Für das historische Georgianum wird jetzt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Ensemble mit ungewisser Zukunft: Für Finanzbürgermeister Albert Wittmann kommt bisher die Katholische Universität als „einzige vernünftige Nutzerin“ des Georgianums infrage. Im Ausschuss gab es aber gestern auch andere Meinungen - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Mit der Beschleunigung – oder auch Verzögerung – von großen Kulturprojekten hat Stadtkämmerer Albert Wittmann in den vergangenen Tagen seine Erfahrungen gemacht. Gestern ging es im Finanzausschuss aber nicht um das Stadttheater, sondern um das historische Georgianum.

Was aus dem denkmalgeschützten Ensemble an der Hohe-Schul-Straße einmal werden soll, ist seit vielen Jahren ungeklärt. Die Finanzexperten beschlossen immerhin als weiteren Schritt, eine Machbarkeitsstudie für 100 000 Euro in Auftrag zu geben – aber erst nach kontroverser Diskussion.

Wie berichtet, wurden in zwei ausführlichen Runden einer Bürgerbeteiligung schon die verschiedensten Ideen präsentiert, was man mit dem Georgianum nach dessen Sanierung machen könnte. Passiert ist danach jedoch nichts.

Im Stadtratspapier der Referenten Renate Preßlein-Lehle und Alexander Ring wird als ein Ergebnis der Bürgerbeteiligung formuliert, dass „mehrheitlich der Wunsch geäußert“ worden sei, einer „universitären Nutzung den Vorzug zu geben“.

Ob dies tatsächlich so ist, wurde allerdings gestern von mehreren Stadträten bezweifelt. „Wer hat diese Mehrheit festgestellt“, wollte Achim Werner (SPD) wissen. Grünen-Fraktionschefin Petra Kleine forderte einen „offenen und konstruktiven Prozess“. Christian Lange (BGI) sprach sogar von einer „Brüskierung“ der Bürger, die sich für das Georgianum eingesetzt haben.

Nach Einschätzung Wittmanns ist eine Beteiligung der Katholischen Universität die „einzige vernünftige Nutzung, die ich bisher kenne, alles andere sind ungelegte Eier“. Die Stadt werde jedenfalls die kostspielige Sanierung des Baudenkmals „nicht allein schultern können“. Und überhaupt: „Das ist für mich auch nicht Priorität Nummer eins.“

Peter Springl (FW) bemerkte grundsätzlich zum Thema Bürgerbeteiligung: „Der eine will des, der andere will des. Wir werden als Stadtrat nicht umhinkönnen, eine Entscheidung zu treffen.“ Sein Fraktionskollege Markus Reichhart bevorzugte die poetische Betrachtungsweise. „Mir ist es lieber“, so bekannte er, „das Georgianum wird sanft wachgeküsst als mit lauter Tröte aufgeweckt.“ Schließlich einigte man sich darauf, dass die Machbarkeitsstudie „ergebnisoffen“ sein sollte. Der Finanzbürgermeister kommentierte das Votum in der Manier von Kaiser Franz Beckenbauer: „Schauen wir doch mal, was rauskommt.“ Die Finanzexperten befassten sich mit einem weiteren Kulturthema, der geplanten Gründung einer Gemeinnützigen Veranstaltungs GmbH, die noch schnell in diesem Jahr über die Bühne gehen soll. „Mein erster Gedanke war: Aha, eine Entmachtung des Kulturreferenten!“ Der angesprochene Ressortchef Gabriel Engert widersprach dieser Vermutung Kleines ganz entschieden. „Ich fühle mich nicht gegängelt“, konterte er und wies darauf hin, dass der künftige Geschäftsführer dieser Gesellschaft das Kulturprogramm mit ihm abstimmen müsse. Zudem sei er als Referent in der Gesellschafterversammlung vertreten. Simone Vosswinkel (ÖDP) fürchtet, dass „der Einfluss der Politik flöten“ geht. Die Transparenz werde keinesfalls geringer, versicherten Wittmann und Beteiligungsmanagerin Andrea Steinherr. Nächsten Donnerstag ist dazu der Stadtrat gefragt.