Ingolstadt
Doppelspitze fürs Klinikum

Andreas Tiete hat gestern seine Arbeit angetreten als Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer

02.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr
Sie stehen für den Neuanfang: Der neue Ärztliche Direktor Andreas Tiete (rechts) ist am Klinikum auch gleichberechtigter Geschäftsführer - neben Alexander Zugsbradl. −Foto: Ruth Stückle

Ingolstadt (DK) Erstmals wird das Ingolstädter Klinikum von einer Doppelspitze geführt. Der Herzchirurg Andreas Tiete hat gestern seinen Posten als neuer Ärztlicher Direktor angetreten. Er wird aber auch gleichberechtigter Geschäftsführer. Alexander Zugsbradl sieht darin einen "Neuanfang fürs Klinikum".

Als Andreas Tiete (53) die Entscheidung traf, vom Klinikum Bogenhausen, wo er seit September 2013 Ärztlicher Direktor war, zum Ingolstädter Klinikum zu wechseln, hieß sein Verhandlungspartner noch Heribert Fastenmeier. Von den Turbulenzen, die seither die Verwaltung des 1166-Betten-Hauses erschüttern, las er in der Zeitung. Der damalige Geschäftsführer Fastenmeier, gegen den die Staatsanwaltschaft Ingolstadt bekanntlich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, hat seinen Posten im Oktober geräumt. Alexander Zugsbradl wurde kurzfristig zum Interimsgeschäftsführer bestellt. Dass er den zunächst bis 31. März diesen Jahres befristeten Posten gerne weiterführen möchte, falls dies gewollt sei, sagte Zugsbradl von Anfang an. In der Doppelspitze, die er nun mit dem neuen Ärztlichen Direktor bildet, sieht er den so wichtigen "Neustart", der das Haus wieder in ruhigeres Fahrwasser führen soll.

Eine "Teamlösung" sei zeitgemäß und Erfolg versprechend, sagt Zugsbradl. "Ich gehe davon aus, dass wir uns sehr gut ergänzen können." Wichtig sei, sich inhaltlich zu ergänzen und menschlich gut zu verstehen. Ein Geschäftsverteilungsplan soll regeln, wer für was zuständig ist. "Die erste große Aufgabe ist es, uns zu koordinieren und abzustimmen."

Auch bislang gehörte der Ärztliche Direktor des Klinikums der Geschäftsführung an. Allerdings nur als Stellvertreter. Jetzt setzt man auf eine Doppelspitze, auch, um Entscheidungen kritisch reflektieren zu lassen. "Wir wollen die bislang sehr spitze Führungsstruktur in eine dezentrale Organisation überführen." Und dabei nicht nur eine Führungsebene in Entscheidungen einbeziehen.

Als Ärztlicher Direktor ist Andreas Tiete oberster Vertreter der rund 330 am Klinikum tätigen Mediziner. Doch auch die Optimierung medizinischer Prozesse gehört zum weitläufigen Aufgabengebiet dieses Postens. Krankenhausleistungen müssen heutzutage so wirtschaftlich wie möglich erbracht werden. Tiete bringt das nötige Handwerkszeug auch in diesem Bereich mit. Vor seinem Medizinstudium in Aachen absolvierte er eine Banklehre. "Ökonomische Aspekte haben mich schon immer interessiert", sagt Tiete, der heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Neuried bei München lebt. Er ist nicht nur anerkannter Herzchirurg - Tiete war unter anderem im Klinikum Großhadern im Team von Bruno Reichart in der Kinderherzchirurgie tätig -, sondern machte auch einen berufsbegleitenden MBA-Studiengang in Gesundheitsmanagement. Von 2005 bis 2011 war er als Berater bei Pricewaterhouse Coopers (PwC) tätig. Im Dezember 2011 wechselte er als Ärztlicher Direktor ans Klinikum Schwabing, zwei Jahre später in derselben Funktion ans Klinikum Bogenhausen. Der Headhunter Labbé, für den auch Alt-OB Alfred Lehmann tätig ist, warb ihn für den Posten des Ärztlichen Direktors des Ingolstädter Klinikums an. Trotz aller interner Turbulenzen, über die er in den vergangenen Monaten lesen musste, habe er keine Sekunde daran gedacht, seinen Posten nicht anzutreten. "Ich habe mich für Ingolstadt entschieden und die ganze Zeit daran festgehalten."

Dass er hier auch die eine oder andere unangenehme Entscheidung wird treffen müssen, lässt sich denken. Alexander Zugsbradl hatte infolge der Affäre zwei Mitarbeiter beurlaubt. Die Justiziarin darf wieder arbeiten, dem Pressesprecher wurde gekündigt.