Ingolstadt
Diebstahl im Fleißerhaus

Am Montag bemerkten Restauratoren, dass der alte Amboss fehlt

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Leerer Eichenklotz: Voica Ioan zeigt, wo der schwere Amboss vorher gestanden hat. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Ungewöhnliche Tat: Vermutlich am letzten Wochenende stahlen bisher unbekannte Täter einen mehr als 200 Kilogramm schweren Amboss aus dem Fleißerhaus an der Kupferstraße. Fleißer-Neffe Hermann Widmann bemerkte erst am Mittwoch den Diebstahl.

Er gab noch am selben Tag eine Anzeige bei der Polizei auf.

Erst vergangene Woche hatten Restauratoren, die das Fleißerhaus derzeit sanieren, einen alten Schriftzug von 1900 an der Außenwand entdeckt - ein Umstand, über den sich Hermann Widmann natürlich freute (DK berichtete). Jetzt musste er leider feststellen, dass nicht jeder geschichtsträchtige Erbstücke so schätzt und schützt wie er.

"Es ist einfach sehr traurig, dass Menschen zu so etwas fähig sind. Der Amboss ist ein altes Familienstück und sollte das Herzstück der Werkstatt im neu umgebauten Fleißerhaus sein", berichtet Widmann, der jetzt nur noch auf einen leeren Eichenklotz schauen kann. Der Wert des Diebesgutes wurde von der Polizei auf rund 1000 Euro geschätzt. "Der Geldwert ist für mich nicht das Entscheidende, sondern eher der besondere Wert, den dieses Stück für meine Familie hat", so Widmann. Der Amboss sei schon sehr lange im Gebrauch der Familie Fleißer gewesen und habe deshalb einfach ideellen Charakter. Sein Urgroßvater Andreas Fleisser hatte das Haus im Jahr 1861 gekauft und darin eine Schmiede und einen Eisenwarenladen eingerichtet. Ab 1901 lebte dort auch seine Enkelin, die bekannte Schriftstellerin Marieluise Fleißer.

Vorige Woche Donnerstag wurde der Amboss dann das letzte Mal gesehen. Über das vorige Wochenende war das Gebäude nach Angabe der Restauratoren zugeschlossen. An der Tür, die nur von innen abschließbar ist, sind jedoch keine Spuren zu erkennen, die auf einen Einbruch hinweisen könnten. "Wir haben leider erst am Montag gesehen, dass der Amboss nicht mehr da ist. Um dieses schwere Teil hier herauszutragen, bräuchte man mindestens drei oder vier starke Männer. Das geht nicht so einfach", sagt Voica Ioan von der Firma Objektdenkmal, die das Haus restauriert.

Was die Diebe mit dem schweren Werkzeug jetzt vorhaben, das ist Hermann Widmann ein Rätsel. Die Polizei sucht derzeit noch nach Hinweisen und Zeugen. Sie bittet jeden, der Hinweise auf den oder die Täter oder zwischen dem 12. und 16. Oktober etwas Verdächtiges in der Kupferstraße bemerkt hat, sich unter (08 41) 93 43-22 22 zu melden.