Ingolstadt
Die düsteren Bereiche

Das Internet beherbergt so einige Gefahren – besonders in sozialen Netzwerken

14.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:10 Uhr

Leichtsinnig: Kinder und Jugendliche gehen oft zu unbesorgt mit dem Internet um. In sozialen Netzwerken, wie etwa Facebook, geben sie einfach ihre persönlichen Daten preis, ohne sich über die oft folgenschweren Konsequenzen bewusst zu sein.

Ingolstadt (DK) Das Internet gewinnt an Bedeutung. Das ist auch dem Stadtjugendring klar. Die Verantwortlichen möchten das Thema für Jugendprojekte aufgreifen. Um besonders über soziale Netzwerke aufgeklärt zu werden, haben sie zur heutigen Vollversammlung den Experten Stefan Hanauska eingeladen.

Das Internet ist wie eine Stadt. In der Stadt können Menschen in Geschäften einkaufen, sich in Bibliotheken und Museen weiterbilden und Spaß haben. Aber es gibt auch gefährliche Viertel, in die sich die Leute ungern wagen und erst recht nicht ihre Kinder hinschicken. Diese Bereiche kennt auch das weltweite Datennetz – nur ahnen Eltern oft gar nicht, in welche Gefahr sich ihre Kinder beim Surfen begeben.

Der Stadtjugendring hat das Defizit bei Eltern und Schulen im Bereich Internet erkannt. Jetzt wollen die Jugendarbeiter sich des Themas annehmen. Um selbst mehr über das Netz zu lernen, haben sie den Mathematik- und Informatiklehrer Stefan Hanauska als Referenten eingeladen. „Ich arbeite beim Bürgernetzverein Altmühltal“, erzählt der 27-Jährige. Hierbei beschäftigt er sich vor allem mit der Jugendmedienarbeit. Er kennt die Probleme, die Facebook und Co. bei den Jugendlichen verursachen. „Einige junge Menschen gehen recht sorglos mit ihren Daten um und machen sich zu wenige Gedanken.“ Es sei aber ausgesprochen wichtig, besonders bei den sozialen Netzwerken, dass sich die Nutzer mit den Privatsphäreeinstellungen auseinandersetzen. „Ich bin aber dafür, dass wir auch die Chancen sehen, die uns Facebook bietet“, betont der Medienexperte. „Wir nutzen es viel für die Jugendarbeit, zum Kontakteknüpfen und um Transparenz zu schaffen.“ Heute laufe sämtliche Kommunikation über Facebook, die E-Mail sei längst von privaten Nachrichten abgelöst. „Die jungen Menschen sind sehr neugierig. Sie wollen lernen, wie man Neue Medien kreativ nutzen kann.“

Hanauska bemüht sich, ihnen dabei zu helfen, sieht aber generell ein großes Problem bei der Aufklärungsarbeit. Dieses Manko gibt es sowohl bei den Schulen als auch bei den Elternhäusern. „Es ist allerdings so, dass sich Eltern und Lehrer schwer tun, denn sie wissen oft selbst nicht Bescheid. Wie soll jemand andere aufklären, wenn er sich selbst nicht auskennt“ Hanauska ist der Meinung, dass die Regierung mehr tun sollte. Das würde Helmut Fink, Beauftragter für Kriminalität im Internet bei der Kriminalpolizei Ingolstadt, sofort unterschreiben. „Der Staat hält sich zu sehr zurück“, kritisiert er. „Ich wäre für eine Grundausbildung im Umgang mit dem Netz – eine Art Führerschein.“ Den sollten alle machen: Schüler, Lehrer, Mitarbeiter von Jugendeinrichtungen und Eltern.

Ein Problem neben diesem leichtsinnigen Umgang mit Daten ist auch die neue Öffentlichkeit, die im Internet entstand. „Einige Jugendliche haben einfach kein Gespür mehr für Öffentlichkeit,“ stellt Hanauska fest. Sie verstünden nicht, dass sie sich im Netz an gewisse Regeln zu halten haben. Daraus können schreckliche Unarten, wie das Cybermobbing, entwachsen. „Junge Leute müssen begreifen, dass ihre Aussagen im Netz für die breite Masse zugänglich sind. Hier sollten sie unbedingt gewisse Kompetenzen entwickeln.“

Ebenso mahnt der Medienexperte bei Kontakt mit Unbekannten zur Vorsicht. Es obliege den Eltern, aufzupassen, mit wem ihre Kinder kommunizieren. Fink fasst treffend zusammen: „Manchmal steckt hinter der netten 15-jährigen Susi eben der 50-jährige Pädophile Udo mit Bierbauch.“

Bei allen negativen Aspekten stellt Hanauska dennoch klar, welche Bedeutung Facebook für Jugendliche hat. „Es ist aus dem Leben jüngerer Generationen nicht mehr wegzudenken.“ Die müssten sich nur klar sein, was mit ihren Daten passiert. Deswegen sollten Eltern ihren Kindern die sozialen Netzwerke nicht einfach verbieten. „Lasst es euch ruhig mal von euren Kindern zeigen und helft ihnen dabei, selbst Mündigkeit zu entwickeln“, mahnt er.

Und wie handhabt der Experte selbst die sozialen Netzwerke? „Ich trage nur ein, was ruhig an die Öffentlichkeit geraten darf.“