Ingolstadt
Die Tomate im Dahlienbeet

Pflanzenschau "In voller Blüte": Blumen neben Gemüse und Getreide – Folge 3 der DK-Serie

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Die 20 großen Beete der Pflanzen- und Gartenausstellung „In voller Blüte“, die die Ingolstädter Innenstadt noch bis 10. Oktober in eine grüne Oase verwandeln, sind mit ihrer Blütenpracht nicht nur schön anzusehen. Hinter dem Konzept verbirgt sich vielleicht sogar eine Zukunftsvision.

Zumindest wenn es nach Franz Wieland geht. Der 31-jährige angehende Landschaftsarchitekt aus Neuburg hat eines der Beete in der Ingolstädter Altstadt gestaltet. Zu sehen ist es in der Theresienstraße. Auf den ersten Blick mag es ein wenig unaufgeräumt wirken. Denn in Wielands kleinem, bunten Garten zwischen Straßencafé und Hemden-Boutique gedeihen auf den ersten Blick eher unscheinbare Gemüsesorten wie Tomaten und ursprüngliches Getreide wie die Nacktgerste neben blütenreichen und farbenfrohen Pflanzen wie der Malve und dem Amarant (Fuchsschwanz) wild durcheinander.

Diese botanische Wildheit hat allerdings System bei Wieland, wie er bekundet: „Ich bin keiner, der nur zum Dekorieren da ist. Mir ist wichtig, dass die Pflanzen etwas in den Betrachtern auslösen. Denn Dekoration haben wir genug.“ Die Leute sollen also sehen, wie das Getreide sprießt und die Tomaten reifen. Und sie sollen dabei das Auf und Ab der Blütezeiten im Beet, wie Wieland es ausdrückt, miterleben können.

Herkömmliche Gärten findet er oft traurig. „Die Menschen sagen zwar, sie mögen die Natur, aber man findet sie in Menschennähe nirgendwo mehr“, stellt er fest. Mit seinem Pflanzenarrangement hat Wieland deshalb auch ein Experiment gewagt. „Vielleicht können wir uns den Luxus gar nicht mehr erlauben, dass solche Beete nur noch Dekoration sind. Vielleicht essen wir das alles mal“, meint er und denkt dabei an die von vielen Experten prognostizierte Klimaveränderung in den nächsten Jahrzehnten: „Die wird gravierend sein. Vielleicht ist die Stadt deshalb einmal der Ort, an dem wir Tomaten anbauen“, so seine Vision vom Gemüsegarten der Zukunft.

Um die Rose geht es in dem Beet, das von der Baumschule Schwab und dem Obst- und Gartenbauverein Hundszell gestaltet wurde. Die „Königin der Blumen“, die am Ende der Ludwigstraße ihre duftenden Blüten treibt, wird eingerahmt von winterharten Blütenstauden, sommerblühenden Saisonpflanzen und Ziersträuchern. „Die Besonderheiten im Beet sind bodendeckende Rosen, die sehr robust gegenüber Krankheiten sind, herrliche Duftrosen, die den ganzen Sommer über bis in den Herbst blühen, rotblättriger Holunder, der durch seine außergewöhnliche Laubfarbe dem Beet eine besondere Zierde verleiht sowie ein geschlitztblättriger Faulbaum, der mit seinem grazilen Blattkleid für eine abwechslungsreiche Optik sorgt“, erklärt Philipp Schwab.

Eine sommerliche Blütenpracht präsentiert Gartenbau Zitzelsberger aus Ingolstadt mit seinem Beet am Beginn der Ludwigstraße. Gepflanzt wurden Wandelröschen, Geranien, Männertreu, Fuchsien sowie weißer Jasmin, berichtet Heinrich Zitzelsberger, der den Besuchern einen „Sommertraum zum Genießen“ verspricht.

Ebenfalls in der Ludwigstraße befindet sich das Beet von Garten- und Landschaftsbau Treffer aus Lenting. „Die Gestaltung des Beets soll durch ihre schrille Buntheit Aufmerksamkeit erregen. Die provozierende Zusammenstellung kann uns wachrütteln, toleranter miteinander umzugehen“, sagt Treffer, der sich damit stark an dem Motto der Ausstellung „Die Welt ist bunt“ orientiert hat.

Die Welt werde aber auch kleiner und enger. Dies führe zu mancherlei Konflikten. Auch dies möchte Treffer mit dem Beet aufzeigen und gleichzeitig einen Lösungsansatz für den Umgang miteinander aufzeigen: „Mitgefühl und Menschlichkeit zu üben, trotz religiöser oder ideologischer Machtansprüche, wird immer wichtiger werden, wenn wir in Frieden leben wollen“, so der Appell des Gärtners.