Ingolstadt
"Die Slowakei war kein Maßstab"

EM-Achtelfinale löste gestern Abend in der Stadt keine Jubelstürme aus

26.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Der ganz große Freudentaumel blieb nach dem Schlusspfiff aus: Trotz eines klaren 3:0-Siegs der deutschen Nationalmannschaft gegen die Slowakei und des Einzugs des DFB-Teams in das EM-Viertelfinale blieb es gestern Abend ziemlich ruhig in der Innenstadt.

19.50 Uhr: Kurzer Jubel vor der Bar Centrale. Deutschland ist weiter! Jogis Jungs haben die Slowakei souverän abgefertigt. Manfred Lautner geht wie viele andere Zuschauer nach Hause. "Es war ein interessantes Spiel aber der Gegner zu schwach. Die Slowakei war kein Maßstab für uns", meint der 44-jährige Ingolstädter.

Wenige Minuten vor Spielende sperrt die Polizei den Brückenkopf und weitere Zufahrtsstraßen aus allen vier Himmelsrichtungen für Autokorsos ab. Aber es sind ohnehin nur wenige hupende Fahrzeuge und einige Fangruppen zu hören. Am meisten los an diesem (meist) trockenen Fußballabend ist im Bierzelt auf dem Volksfestplatz. Hier feuern rund 1500 junge Leute die deutsche Elf an. Ganz vorne sitzen Christian Sprinz, seine Frau Yvonne und die beiden Söhne; sie sind bestens ausgerüstet mit Fahnen, Trikots und Ratschen. "Hier im großen Zelt ist die Stimmung besser als draußen. Und außerdem hat man einen besseren Überblick", findet der 39 Jahre alte Ingolstädter.

Tatsächlich gewährt die riesige Leinwand einen guten Blick auf das Geschehen in Lille. Auch der 18-jährige Daniel Vöckler blickt gebannt von der Bierbank aus nach vorne. Er kommt immer bei EM- und WM-Spielen auf den Volksfestplatz. "Im Zelt spielt das Wetter keine Rolle", sagt er.

Die Stimmung ist prächtig nach dem 1:0 von Jérôme Boateng - auch im Schutterhof. Hier geht es etwas ruhiger zu als im Bierzelt. Rund 600 Besucher genießen die EM-Atmosphäre. "Das Wetter ist nicht optimal, deshalb sind viele lieber zu Hause geblieben", meint Schutterhof-Wirt Harald Mödl. Er hat eine TV-Wand aufgestellt. "Beim Viertelfinale werde ich sicher die große Kinoleinwand in Betrieb nehmen", verspricht er. Michael Weishäupl ist das (noch) egal: Der 31-jährige Ingolstädter schaut gerade mit seinen Arbeitskollegen ganz interessiert auf die Partie gegen die Slowakei. "Die Stimmung ist gut hier", findet er. Die junge Frau gegenüber dreht dagegen der TV-Wand den Rücken zu. Sie isst lieber gemütlich ein Schnitzel mit Pommes.

Im Mo-Biergarten sind so viele Fernseher aufgebaut, dass jeder Besucher das Spiel bequem verfolgen kann - ganz egal, wo er sitzt. Fast kein Platz ist mehr frei auf den Bierbänken. Mittlerweile steht es 2:0. Für Sascha Tänzer aus Ingolstadt "ist das Ding jetzt durch". Jetzt gehe es nur noch darum, wer gegen Deutschland im Viertelfinale spielt.

Vor den Gaststätten entlang der Dollstraße ist von EM-Stimmung kaum etwas zu spüren. Fast gelangweilt richten sich die Blicke auf die Fernseher. Nur noch dem 3:0 brandet kurz Jubel auf. Gar nichts los ist auf dem Paradeplatz: Beim Carrarra-Weinfest sitzt um 19.23 Uhr kein einziger Besucher im Zelt. Es beginnt zu tröpfeln.

Null Stimmung auch am Donaustrand. Rund 50 junge Leute haben es sich unter zwei großen Regenschirmen auf Liegestühlen gemütlich gemacht. "Das Wetter ist zu schlecht", ist immer wieder zu hören.

Vielleicht wird es ja am kommenden Samstag sommerlicher. Dann spielt Deutschland gegen Spanien oder Italien. Ein Mitarbeiter der Bar Centrale richtet sich schon mal auf die Squadra Azzurra ein: "Dann wird die Stimmung bei uns bestimmt besser sein als bei der Partie gegen die Slowaken."