Ingolstadt
Die Schwerkraft im Griff

Die erste große gewerbliche Boulderhalle der Region wird im Gewerbegebiet Nordost entstehen

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Dass der weiße Fleck Ingolstadt von der Karte der Boulderszene verschwinden wird, war länger klar. Doch es ist nicht der hiesige Alpenverein, der mit der Eröffnung einer Halle diesen Schritt als Erster realisieren wird. Die Baustelle eines gewerblichen Betreibers läuft schon.

Das Klettern ohne Sicherung in Absprunghöhe boomt. Keine Frage. Und rund um Ingolstadt ist in allen Großstädten längst eine oder gleich mehrere Hallen alleinig für das Bouldern in Betrieb. Doch die Schanz dürfte nach Lage der Dinge heuer auch auf der Karte erscheinen. Und wie andernorts wird es ein gewerblicher Betreiber sein, der die Lücke schließt. Jürgen Mattheus heißt der Mann, der nach dem Unternehmertum greift und die Boulderhalle im Ingolstädter Nordosten unweit des Ingolstadt Village aufbaut. Es ist keine der inzwischen auch in diesem Sport vorhandenen Betreiberketten, die kommt, sondern Mattheus stemmt mit Unterstützung durch seine Frau Andrea und ihren jeweiligen Familien das Projekt selbst. "Es ging auch darum, unsere eigenen Ideen umzusetzen", sagt der 35-jährige Sportwissenschaftler, der aus dem südlichen Oberfranken stammt. Mattheus ist ein Tausendsassa, der quasi seit er denken kann, sportlich unterwegs ist. Als Wakeboarder nahm er schon an Weltmeisterschaften teil, als Kletterer kennt er die halbe Welt. Zuletzt leitete er ein großes Sportzentrum, bringt also neben dem sportwissenschaftlichen Hintergrund auch den wirtschaftlichen Teil mit, den es braucht, um ein Großprojekt schultern.

"Schwerkraft" nennen sie die Boulderhalle, die noch heuer eröffnen soll. Einen genauen Zeitplan will der designierte Geschäftsführer mit seiner Frau, die als Sportlehrerin arbeitet und unterstützt, soweit es ihr eben dienstlich möglich ist, nicht nennen. "Wir wollen nichts rausgeben und versprechen, was wir dann nicht halten können." Deshalb hielt man sich in den vergangenen Monaten auch etwas bedeckt, was das Startdatum und das detaillierte Konzept betrifft. Denn dass eine gewerbliche Boulderhalle nach Ingolstadt kommen soll, hatten die Initiatoren bereits im vergangenen Sommer über soziale Netzwerke verkündet, ohne sich und den genauen Standort in der Stadt aber zu erkennen zu geben.

Die Idee und das Konzept trägt der angehende Unternehmer Mattheus schon sehr lange mit sich herum. Aus zwei Gründen kommen die Kletterfanatiker mit ihrer Unternehmung nach Ingolstadt: erstens eben, weil es ein weißer Fleck ist. Zweitens wegen des Grundstücks, das sie hier erhalten haben. Man habe große Teile Bayerns und bis hinein nach Österreich für eine geeignete Fläche gesucht. An der Donau wurden sie - auch dank der Unterstützung durch die Stadt Ingolstadt - fündig.

Mattheus kann man getrost als alten Hasen der Szene bezeichnen. Er ist sehr gut vernetzt, auch mit den Betreibern vergleichbarer Einrichtungen in den umliegenden Großstädten. Boulderhallen, so sagen sie, kennen er und seine Frau so gut wie alle. Aus ihren Erfahrungen wollen sie das Beste herausfiltern und haben es in ihr Projekt einfließen lassen. Ihre entsprechende Euphorie ist geradezu ansteckend.

Sie wissen: Bouldern liegt im Trend, weil es ohne große Hilfsmittel einfach zu beginnen ist, man auch alleine hingehen kann und die soziale Komponente funktioniert, man eben schnell Anschluss bekommt, egal ob Anfänger oder Profi. Neben dem Boulderbereich wird es Fitness- und andere Trainingsbereiche und natürlich Gastronomie geben. "Die Boulderhalle und das Drumherum sollen passen. Es soll Spaß machen dahin zugehen", ist ihr Motto.

In Ingolstadt bei der Sektion Ringsee des Deutschen Alpenvereins verfolgte und verfolgt man die Entwicklung natürlich sehr genau. Schließlich hatte der Verein als Betreiber des Kletterzentrums ja den Bau einer eigenständigen Boulderhalle schon angekündigt. Diese dürfte nun durch das Auftauschen des gewerblichen Betreibers in kleinerer Dimension entstehen. "Jeder soll und darf seine Nische haben. Der Verein ist der Verein. Und auch der kommerzielle Anbieter hat seinen Platz", sagt Jürgen Mattheus. Man wolle aber sicherlich keine Konfrontation mit dem hiesigen Alpenverein. Ganz im Gegenteil: Schließlich begeistern sich beide Seiten und alle Besucher für ein und dasselbe: Klettern und Bouldern.