Ingolstadt
Die Party fällt ins Wasser

Der SC Delphin wird heuer 50 Jahre alt – statt in eine Feier investiert er lieber in die Jugendarbeit

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Ehrenurkunde und Teller: Die Auszeichnungen zum Vereinsjubiläum übergaben (von rechts) Sportamtsleiter Martin Diepold und Bürgermeister Sepp Mißlbeck mit dem Sportverbandskreischef Tobias Nixdorf (links) an die Delphin-Führungsmannschaft Jürgen Seidel, Inge Westermann-Schlingelhoff und Roland Knoll - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Ein halbes Jahrhundert alt wird der Ingolstädter Schwimmclub Delphin in diesem Jahr: Das Jubiläum wäre fast untergegangen, da sich der finanziell gebeutelte Verein eine Feier spart. Gestern wurde aber doch im Bürgermeisterbüro angestoßen, als Stadt und Landessportverband die Schwimmer ehrten.

Drei Zeilen war die Ankündigung lang. Per Zeitungsannonce wurde für den 9. Oktober 1964 um 20 Uhr ins „Casino am Kreuztor“ gerufen. Der Grund: Gründungsversammlung. Der Schwimmclub Delphin tauchte im Ingolstädter Vereinsleben auf. 50 Jahre später ist er die sportliche und gesellschaftliche Heimat von rund 1400 Mitgliedern aus der gesamten Region. Wer in Ingolstadt schwimmen kann, hat es entweder in der Donau oder „beim Delphin“ gelernt. So lässt sich die Historie verkürzt zusammenfassen.

Das Jubiläum wäre für die Verantwortlichen natürlich ein Grund für eine Feier, „aber die haben wir abgesagt“, sagt Präsident Roland Knoll. Anstoßen durften er und seine Vizepräsidenten Inge Westermann-Schlingelhoff und Jürgen Seidel gestern aber doch. Sportbürgermeister Sepp Mißlbeck lud die Führungsriege zu sich ins Rathaus auf „ein Glaserl“ ein. Der Bürgermeister spendierte nicht nur Sekt und ein paar Häppchen, sondern überreichte mit Sportamtsleiter Martin Diepold auch einen „offiziellen Teller der Stadt“. Etwas mehr machte da schon die riesige Ehrenurkunde des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) her, die Kreisvorsitzender Tobias Nixdorf zum 50-Jahr-Jubiläum übergab.

Die kleine Feierstunde kommt für den Verein in einer schwierigen Phase. Wie mehrfach berichtet, ist er zurzeit finanziell eher klamm. Die laufende Saison ist inzwischen aber gesichert. Die große Entspannung hat sich dennoch noch nicht eingestellt. Es mussten dieses Mal wieder die Geldbeutel der Mitglieder und – wenn es sich um Kinder und Jugendliche handelte – deren Eltern herhalten, erklärte Sportvizepräsident Seidel fast entschuldigend. Anders sei es nicht gegangen, ohne den Sportbetrieb massiv einzukürzen.

Rund 150 Mitglieder hat der Verein verloren, weil das Hallenbad Südwest wegen der Sanierung ein ganzes Jahr geschlossen war. Eigentlich traten sogar noch mehr aus, erzählt Knoll, doch einige kamen auch zurück, seit das Bad wieder offen ist und sich die Trainingszeiten normalisiert haben. Der Notfallplan, dem der Schwimmsport in Ingolstadt ein Jahr lang folgte, ist Geschichte. Geblieben ist der finanzielle Schaden. Er wird aber durchaus überstrahlt von der Hoffnung auf eine glanzvolle Zukunft. „Mit dem Sportbad gibt es sehr gute Voraussetzungen“, sagte Mißlbeck, nachdem er die bisherige Vereinsarbeit natürlich ausführlich gewürdigt hatte.

Vielleicht bringt der Verein ja wieder ein Ausnahmetalent wie die Olympiateilnehmerin und Weltmeisterin Janine Pietsch (Mißlbeck: „Der Name strahlt noch“) hervor, sobald das 50-Meter-Becken fertig ist, das bis 2016 an der Jahnstraße in die Höhe wächst (siehe eigener Artikel). Das aktuelle Delphin-Aushängeschild, der 19-jährige Paul Huch, studiert ab Januar mit einem Sportstipendium in den USA.

Die kleine Feierrunde konnte danach etwas darüber diskutieren, ob denn nun der Spitzensport den Breitensport brauche – oder bedinge. Beziehungsweise umgekehrt. Einig waren sie sich aber schnell, dass es definitiv „eine Wechselwirkung gibt“, wie Mißlbeck zusammenfasste, der bekanntlich selbst viele Jahre Präsident des MTV war und dort die Hochzeit der Leichtathletik mitmachte.

Trotz aller Anstrengungen, die Talente an die Spitze heranzuführen, kümmert sich der SC Delphin aber natürlich in erster Linie um die Freizeitsportler. „Zwei Drittel der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche“, sagt Knoll. Bevor man eine (teure) Jubiläumsfeier schmeiße, „stecken wir das Geld lieber in die Jugendarbeit“, erklärt er. Diese bewährte Weitsicht in der Vereinspolitik wird mit Treue belohnt. Inge Westermann-Schlingelhoff gehörte im Kindesalter zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. Das bekommt die aktuelle Generation zwar nicht mehr hin. Aber sie prägt die nächsten 50 Jahre Schwimmclub in Ingolstadt.