Ingolstadt
Die Nordmanntanne geht immer

Schlussspurt im Christbaumgeschäft: Händler sind zufrieden, Kunden durchaus wählerisch

21.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

 

Ingolstadt (hl) Eigentlich nur gute Nachrichten: In der Boomtown stimmt auch alles mit dem Christbaumverkauf. Die Händler sind zufrieden, die Kunden haben an den Verkaufsstellen meistens eine riesige Auswahl, und wer am besonders umsatzstarken vergangenen Wochenende noch immer nicht zum Zuge gekommen sein sollte, der hat bis Mittwochfrüh letzte Gelegenheit, das gemeinhin wichtigste Weihnachtsutensil noch zu beschaffen.

An Heiligabend werden die Händler allerdings gegen Mittag abräumen oder zusperren. „Bis 11 Uhr bin ich noch da, dann will ich Feierabend haben“, sagt ein Verkäufer am Ettinger Ortsrand. Die meisten seiner Kollegen dürften es ähnlich halten.

Ohne etwas Kleingeld geht allerdings nichts an der Christbaumfront. Der Meterpreis für die nach wie vor unschlagbar beliebte Nordmanntanne liegt (bei erster Wahl) zwischen 18,50 und 25 Euro, und weil kaum jemand unter einem Meter zulangt (da ist man praktisch schon im Bereich des Tannengrüns, das mancher sogar umsonst bekommt), sind meistens zwischen 30 und 50 Euro fällig, wenn der Traditionsschmuck fürs Wohnzimmer oder den Wintergarten denn etwas stattlicher sein soll. Übergrößen für Herrschaften mit hallenartigen Wohnräumen kommen entsprechend teurer, geben aber auch meistens etwas Verhandlungsspielraum. Bevor der Händler den Drei-Meter-Baum am Ende noch selber häckseln muss, gibt er ihn wahrscheinlich doch ein wenig unter Standardpreis ab – zumindest jetzt, so kurz vorm Fest.

Beim Westpark hat Herbert Schnepf aus Hohenwart am Samstagmittag sicher nicht weniger zu tun als mancher Handyverkäufer im Elektronikmarkt nebenan: Schlag auf Schlag geht es an der Einwickeltonne, wo er mit großer Messlatte erst den Preis bestimmt und jeden Baum anschließend in Sekundenschnelle im Transportnetz verzurrt hat. Wie wurde das eigentlich vor der Erfindung der Polyesterfaser gehandhabt? Will niemand mehr wissen. Es gibt ja schließlich auch keinen Schnee mehr, auf dem man das Weihnachtsgrün per Schlitten nach Hause ziehen könnte.

Das Geschäft mit den Christbäumen haben sich in Ingolstadt über weite Strecken zwei Großhändler aus dem Donaumoos aufgeteilt. „Sie sehen ja: Es gibt rote Schilder, und es gibt grüne Schilder“, erläutert ein Angestellter. Wie viel Pacht für so einen Verkaufsplatz zu zahlen ist? Sagt er nicht, ist halt Sache der Firmenleitung und kann ihm ja letztlich auch egal sein. Hauptsache, es gibt vom einen oder anderen Kunden auch mal ein kleines Trinkgeld. Dass die Bäume aus Bayern stammen, versichern beide Firmen. Dem Vernehmen nach werden sie überwiegend in Plantagen im Bayerischen Wald geschlagen. Dass es sich in diesem Massengeschäft nicht um Anbau mit Biosiegel handelt, wird erst gar nicht bestritten. Wer einen lupenreinen Biobaum will, der muss halt länger suchen.

Der Kunde ist in der Regel anspruchsvoll und nimmt sich Zeit bei der Auswahl. Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel: „Mein Mann läuft vom Auto immer gleich auf den nächsten Baum zu und sagt: ,Der ist doch wirklich schön, oder’“, erzählt eine Schanzerin. Allerdings greift sie dann meistens noch korrigierend ein. Es gibt aber auch Ehemänner, die sich da am liebsten nicht dreinreden lassen. „Ich komme immer am besten klar, wenn ich alleine aussuche“, berichtet ein Mittvierziger, der tatsächlich auf sich gestellt zwischen den Baumreihen unterwegs ist. Und er erklärt auch, warum: „Der Baum, der meiner Frau gefällt, den gibt es noch nicht.“