Ingolstadt
Die Neugier treibt ihn voran

Der Unternehmer Reinhard Büchl feiert heute 70. Geburtstag und gibt weiter Gas

24.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Reinhard Büchl vor dem Porträt seines Vaters, der den Unternehmer stark geprägt hat. Heute wird Büchl - ein gebürtiger Lentinger - 70 Jahre alt. Vom Ruhestand will er allerdings nichts wissen. - Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Die Frage lässt sich nicht in einem Satz beantworten: Wer ist Reinhard Büchl? Klar doch, das ist dieser umtriebige Mann, der aus einer kleinen Baufirma seines Vaters Josef mit cleveren Ideen eine Unternehmensgruppe rund um Abfallentsorgung und Müllrecycling aufgebaut hat. Ihn allein darauf zu beschränken, würde ihm nicht gerecht.

Denn der gebürtige Lentinger hat viele Facetten, ist Musiker, Golfer, Honorarprofessor an der TH Ingolstadt, Segler, Oldtimer-Fan, Familienmensch und neuerdings sogar Schreiner. Aber dazu später. Vor allem aber ist er einer, der sein Leben intensiv lebt. Heute feiert Reinhard Büchl seinen 70. Geburtstag.

Abfall bietet Potenzial, das hatte der Jubilar schon erkannt, als andere ihren Müll noch gedankenlos in Kippen verscharrten. Mit Pioniergeist trieb Büchl seine fortschrittliche Müllverwertung voran und gilt als Experte seines Fachs weit über Deutschland hinaus. Schon ab 1985 hatte er an Pilotprojekten zur Abfalltrennung und zur Einführung biologischer Müllverwertung teilgenommen. Inzwischen haben seine Kinder Reiner und Iris die Geschäfte übernommen und ausgebaut.

Der heute 70-Jährige hat seine Talente in die Wiege gelegt bekommen. Auch Vater Josef hatte nichts dem Zufall überlassen. Aus kleinen Anfängen hatte er eine Firma gegründet, in der Sohn Reinhard später innovative Ideen verwirklichte. Ohne den Rückhalt der Familie, so sagt der Jubilar, hätte er das nie und nimmer geschafft. "Sie war und ist für mich bis heute Dreh- und Angelpunkt meines Lebens." Seine Augen glänzen, als er von der Kindheit erzählt: vom Kirchgang am Sonntag, dem traditionellen Schweinsbraten hinterher, von Ausflügen zu versteckten Waldwegen, wo Mutter Cäcilia das Rangieren und "Spiegelfahren" mit dem Lastwagen lernte, vom Tüfteln in der Werkstatt mit dem Vater, wenn ein Lkw zu reparieren war, oder davon, wie er sommers barfuß in der Lederhose zum Unterricht in die Oberrealschule - heute heißt sie Christoph-Scheiner-Gymnasium - ging.

Das Musikalische hat Reinhard Büchl von der Mutter geerbt, "sie war noch dazu eine regelrechte Komödiantin". Als Student gründete er eine Band und genoss die Auftritte: "Ich bin eine geborene Rampensau, wir haben von den Oberkrainern bis zu den Beatles alles gespielt." Täglich pendelte er zu den Vorlesungen nach München, um den Rest des Tages in der Firma des Vaters mitzuhelfen. Da war sein beruflicher Werdegang schon abzusehen.

Reinhard Büchl bezeichnet sich als "Lebensfanatiker", er denkt viel über das Dasein nach. Arbeit ist für ihn "Spaß, keine vergeudete Lebenszeit. Meine Neugier treibt mich immer weiter voran". Ja, er hat mit seiner Gesundheit mitunter Raubbau betrieben, "aber zum Glück bin ich dafür nicht bestraft worden. Natürlich zwickt es altersbedingt mal, aber ich muss mich nirgends einschränken." Schlaf sei vergeudete Lebenszeit, lautet einer seiner Standardsprüche, wenn er Freunde um sich hat.

Bei der Büchl-Unternehmensgruppe arbeiten inzwischen rund 500 Menschen. "Aber ich habe mich nie vom Geld leiten lassen", sagt der 70-Jährige. Seine Philosophie war eine andere: "Ich wollte Leistungen erbringen, die den Menschen direkt oder indirekt helfen, und meinen Mitarbeitern Perspektiven bieten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und sich selbst zu verwirklichen."

Inzwischen ist Reinhard Büchl längst Großvater, eine Rolle, die er liebt. Für Leonhard (9), Gregor (6) und Valentina (5) lässt er sofort den Stift aus der Hand fallen, wenn sie anrufen und Sehnsucht nach ihm haben. Mit dem Ältesten gründete er jetzt die Schreinerei "Leonhard und Opa". Zusammen werkeln sie an Freitagnachmittagen.

"Der Reinhard ist für mich liebevollster Ehemann, guter Kumpel, Visionär und Fels in der Brandung zugleich, er bewahrt immer die Ruhe. Ich wünsche ihm noch viele gesunde Jahre, damit er alle seine Ideen verwirklichen kann", sagt Marianne Büchl. Angst davor, dass er sich aufs Altenteil zurückzieht und daheim langweilt, muss sie nicht haben: Vergangene Woche gründete Reinhard Büchl ein "Institut für angewandte Nachhaltigkeit". 70 Jahre und kein bisschen müde, der Blick geht nach vorne - alles andere hätte verwundert.