Ingolstadt
Die Meinungen gehen auseinander

Wie in der Schanz lebende Türken den Beginn der Volksabstimmung in ihrer zweiten Heimat erleben

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Foto: Michael Brandl

Ingolstadt (DK) Seit Montag können auch die in Deutschland lebenden wahlberechtigten Türken ihre Stimme über eine Änderung der türkischen Verfassung abgeben. Möglich ist dies in Bayern per Briefwahl und persönlich in Fürth oder München. Auch in Ingolstadt ist das Referendum ein großes Thema.

Hört man sich unter den türkischstämmigen in Ingolstadt lebenden Menschen um, so sind erhitzte Gemüter wegen des angelaufenen Referendums und den damit verbundenen öffentlich geführten Diskussionen scheinbar nicht an der Tagesordnung. Die Meinungen über den erhofften Ausgang der Abstimmung gehen zwar auseinander, die, die sie vertreten, bewahren aber zumindest gegenüber der Presse einen kühlen Kopf. Spürbar ist auch: Es leben viele türkischstämmige Menschen mit einem deutschen Pass in Ingolstadt. Sie sind deshalb auch nicht wahlberechtigt, wie sie selbst sagen.

Einer von jenen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten, sich aber trotzdem äußern wollen, rechnet damit, dass die in Deutschland lebenden Türken zu 60 bis 70 Prozent mit Ja, also für die Verfassungsänderung, stimmen werden. Insgesamt rechnet er mit einem Anteil von 60 Prozent Ja-Stimmen.

Eine Frau erzählt, sie sei gestern in München gewesen und habe dort gewählt. Alles sei sehr schnell gegangen, es seien auch viele Busse gekommen mit wahlberechtigten Türken. Ein anderer Mann beschwört den Zusammenhalt unter den verschiedenen Gruppen, trotz der kontroversen Diskussionen. "In Ingolstadt herrscht Vernunft. Niemand lässt sich zwischen den Parteien aufputschen", sagt er, betont aber gleichzeitig, dass er die mediale Aufarbeitung übertrieben findet. Er habe zudem festgestellt, dass die Enttäuschung unter seinen Landsleuten darüber, dass es keine weiteren Wahlkampfveranstaltungen mehr gebe, groß sei. Trotz aller Aufregung, die es zuletzt um Präsident Erdogans Äußerungen und Vergleiche gab, ist er sicher, dass die Verbundenheit zwischen den beiden Ländern nach wie vor halten werde. Allerdings habe er auch festgestellt, dass die Türken mit ihrer Meinungsäußerung seitdem zurückhaltender geworden seien.