Ingolstadt
Die Lehren aus dem Drama

Die Verwaltung arbeitet an einem Sicherheitskonzept – Der Stadtrat soll es im Herbst diskutieren

21.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:45 Uhr

Ingolstadt (DK) Auf dem Rathausplatz ist zwei Tage nach der Geiselnahme Ruhe eingekehrt. Auch die letzten Kamerateams sind verschwunden. Im Alten Rathaus wird jetzt heftig diskutiert: Wie kann ein solches Drama künftig verhindert werden?

Die Stadtverwaltung arbeitet an einem Sicherheitskonzept. Eins müsse klar sein, betont Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) zwei Tage nach der Geiselnahme im Alten Rathaus: „Wir können und wollen uns hier nicht verbarrikadieren.“ Aber, und das müsse genauso klar sein, die „Situation muss aufgearbeitet werden“. Denn es sei nicht „nur“ die Geiselnahme, die deutlich vor Augen geführt habe, dass sich die Sicherheitslage der Mitarbeiter der Stadtverwaltung verändert habe. Schon im Dezember hatte es eine Bombendrohung im Sozialen Rathaus gegeben (DK berichtete mehrfach). Auch damals hatte die Polizei das Gebäude, in dem auch das Jobcenter der Stadt untergebracht ist, evakuieren müssen.

Die Mitarbeiter, gerade im Jobcenter, müssten immer mehr aushalten, sagt der OB: „Sie werden immer wieder angegangen, bedroht und beschimpft.“ Die Fälle würden sich häufen. Und gerade wenn man sich die Beleidigungen durchlese, die im Internet kursieren, müsse man sich eigentlich fragen, „warum sie denen nicht gleich ins Gesicht spucken“. Deswegen hat die Stadtverwaltung schon nach der Bombendrohung im Dezember eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die das künftige Sicherheitskonzept zunächst fürs Jobcenter, aber dann auch für alle Rathäuser erarbeitet. Da geht es zum Beispiel um bauliche Veränderungen: Derzeit sind die Räumlichkeiten besonders im Jobcenter in erster Linie auf Diskretion ausgerichtet, „damit die Klienten möglichst isoliert mit den Beratern sprechen können“, erklärt der OB. „Aber für die Sicherheit ist das natürlich das Schlechteste.“

Deswegen werde über mögliche Verbindungstüren zwischen den Büros gesprochen. Auch das Alarmierungssystem werde in dieser Gruppe um den OB-Referenten Christian Lösel überarbeitet. „Wir überlegen zum Beispiel, ob es einen Alarmknopf geben soll“, erzählt der. Und: „Wir waren gerade fast so weit, dass wir das neue Sicherheitskonzept hätten erproben können“, sagt Lösel weiter. Zunächst sollte es im Sozialen Rathaus getestet werden, um dann auf alle Rathäuser ausgeweitet zu werden. Nun sollen allerdings natürlich auch die Erfahrungen aus der Geiselnahme mit in das Konzept einfließen, das Ende September vorliegen und dann im Stadtrat diskutiert werden soll.

Seit Dienstag ist die Gruppe damit beschäftigt, die Geschehnisse und die Frage, wie es so weit kommen konnte, aufzuarbeiten. Dabei geht es auch darum, wie die Geiseln nach der Befreiung unterstützt werden können – wie aber auch den anderen Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die während und nach der Evakuierung unter extremer Anspannung standen, geholfen werden kann. „Jeder, der Hilfe braucht, soll sich an uns wenden“, sagt der OB. Und was die Geiseln betrifft: „Sie bekommen jede Unterstützung von uns, die sie möchten.“ Dazu gehört psychologische Beratung, aber eben auch die Beurlaubung. „Sie sollten sich in erster Linie einmal Ruhe gönnen“, rät der OB. „Aber so weit ich weiß, wollen sie alle möglichst schnell wieder zurück an die Arbeit“, sagt der OB. Der städtische Beschwerdemanager zum Beispiel, der habe gestern schon wieder in seinem Büro gesessen. Die beiden Sekretärinnen wollen wohl am Montag wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.