Ingolstadt
Die Krise als Chance begreifen

16.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr

Ingolstadt (DK) Von Audi kam eine Absage, im Wahlkampf wolle man nicht an Parteiveranstaltungen teilnehmen. Omnipräsent war der Konzern auf der Veranstaltung der Ingolstädter Grünen am Freitag im Gewerkschaftshaus trotzdem. "Wenn man die Zeichen der Zeit nicht erkennt, kann es sein, dass man untergeht" prognostizierte Joachim Siebler, der Kreisverbandsvorsitzende der Ingolstädter Grünen, in seiner Begrüßungsrede. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn konnte als verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion nicht nur über die Konzepte für eine umweltverträgliche Mobilität berichten. Er war Mitglied im Bundestags-Untersuchungsausschuss zum Abgasskandal und referierte über dessen Ergebnisse und die daraus folgenden Konsequenzen.

"Die Bundesregierung verschleppt die Aufklärung des Skandals!", kritisierte Kühn. Im Gegensatz zu den USA müssten Autohersteller von deutscher Seite keinerlei Sanktionen befürchten, wenn sie Abgaswerte verfälscht haben. Auch die Reform des Abgastests sei nicht weitreichend genug: Es gelten sogenannte "Konformitätsfaktoren", die Abgaswerte dürfen auf der Straße immer noch doppelt so hoch sein wie die eigentlichen Schadstoffgrenzwerte. "Grenzwerte müssen auch auf der Straße gelten - nicht nur im Labor!"

In der Podiumsdiskussion waren sich Kurt Bayer vom Verkehrsclub Deutschland, Johann Horn von der IG Metall und der Bundestagsabgeordnete einig, dass ein Ausbau der Elektromobilität nicht genüge. Es gehe darum, die Krise als Chance zur Veränderung zu begreifen, betonte Horn. Die drei Verkehrsexperten plädierten für ein ganzheitliches Verkehrskonzept, das eine Stärkung des ÖPNV beinhaltet. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten sich die politischen Rahmenbedingungen ändern und umweltfreundliches Verhalten "belohnt" werden.